Bonhoeffer und Psalmen alt

Psalm 144
Gelobt sei der Herr, mein Fels,
meine Hilfe und meine Burg,
mein Schutz und mein Erretter.
Herr, was ist der Mensch, dass du dich seiner annimmst,
und des Menschen Kind, dass du ihn so beachtest?
Ist doch der Mensch gleich wie nichts;
seine Zeit fährt dahin wie ein Schatten.
Herr, neige deinen Himmel und fahre herab;
erlöse mich und errette mich
Verse aus Psalm 144

"Der Christ lebt aus den Zeiten Gottes und nicht aus seinem eigenen Begriff vom Leben."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 143
Herr, erhöre mein Gebet,
vernimm mein Flehen um deiner Treue willen,
erhöre mich um deiner Gerechtigkeit willen,
und geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht;
denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht.
Ich breite meine Hände aus zu dir,
meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land.
Lass mich am Morgen hören deine Gnade;
denn ich hoffe auf dich.
Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll;
denn mich verlangt nach dir.
Verse aus Psalm 143

"Wie ein Lied aus alten Zeiten, wie ein mittelalterliches Bild, auf Goldgrund gemalt, wie Erinnerung an Kindertage klingt das wunderliche, uns so fremd gewordene Wort von der Seele. Gibts denn auch für unsere Tage noch so etwas wie Seele, in der Zeit der Maschinen, des Wirtschaftskampfes, der Herrschaft der Mode und des Sports; ist’s nicht nur eine liebe Kindererinnerung, wie so manches andere. Es klingt halt so wunderlich und absonderlich zu dem Gewirr und Geschrei der Stimmen, die sich anpreisen, das Wörtchen Seele; es hat so eine leise, stille Sprache, dass wir’s kaum mehr hören über dem Toben und Tosen in unserem Inneren. Aber es hat eine Sprache voll größter Verantwortung und tiefstem Ernstes: du, Mensch, hast eine Seele; schau, dass du sie nicht verlierst, dass du nicht eines Tages vom Taumel des Lebens – des Beruflebens und des Privatlebens – erwachst – und sehen musst, dass du innerlich hohl geworden bist, ein Spielball der Ereignisse, ein Blatt vom Winde hin- und hergetrieben und verweht – dass du ohne Seele bist. Mensch hab acht auf deine Seele; was sollen wir sagen von jener Seele: sie ist das Leben, das Gott uns gegeben hat; sie ist das, was Gott an uns geliebt hat, was er aus seiner Ewigkeit heraus angerührt hat, sie ist die Liebe in uns und die Sehnsucht und die heilige Unruhe und die Verantwortung und die Fröhlichkeit und der Schmerz, sie ist göttlicher Odem gehaucht in vergängliches Wesen. Mensch, du hast eine Seele."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 63
Gott, du bist mein Gott, den ich suche.
Es dürstet meine Seele nach dir,
mein Leib verlangt nach dir
aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist.
So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum,
wollte gerne sehen deine Macht und Herrlichkeit.
Denn deine Güte ist besser als Leben;
meine Lippen preisen dich.
Das ist meines Herzens Freude und Wonne,
wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann;
wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich,
wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.
Verse aus Psalm 63

"Was ist unser Leben?
Alles, was wir sehen, greifen, hören, schmecken, fühlen; alles, was uns umgibt, was wir besitzen, woran wir gewöhnt sind, was wir lieben.
Was ist Gottes Güte?
Jedenfalls alles, was wir nicht sehen, nicht greifen, nicht begreifen, ja fast nicht glauben können; etwas, was wir jedenfalls nicht besitzen, etwas ganz Unwahrscheinliches, Jenseitiges, über und hinter allem Geschehen Stehendes und doch so nah und ernst uns Anregendes.
Wer möchte wagen, da frei zu wählen?
Gott selbst erkämpft sich den Sieg, und wie etwas menschlich Unmögliches hören wir es nur von den Lippen des Psalmisten: Gott, du bist mein Gott. Deine Güte ist besser denn Leben."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 132
Denn der Herr hat Zion erwählt,
und es gefällt ihm, dort zu wohnen.
»Dies ist die Stätte meiner Ruhe ewiglich;
hier will ich wohnen, denn es gefällt mir wohl.
Ich will ihre Speise segnen
und ihren Armen Brot genug geben.
Ihre Priester will ich mit Heil kleiden,
und ihre Heiligen sollen fröhlich sein.«
Verse aus Psalm 132

"Glauben empfangen wir von Gott immer nur so viel, wie wir für den gegenwärtigen Tag gerade brauchen. Der Glaube ist das tägliche Brot, das Gott uns gibt."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 126
Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird,
so werden wir sein wie die Träumenden.
Dann wird unser Mund voll Lachens
und unsre Zunge voll Rühmens sein.
Da wird man sagen unter den Völkern:
Der Herr hat Großes an ihnen getan!
Der Herr hat Großes an uns getan;
des sind wir fröhlich.
Herr, bringe zurück unsre Gefangenen,
wie du die Bäche wiederbringst im Südland.
Die mit Tränen säen,
werden mit Freuden ernten.
Sie gehen hin und weinen
und tragen guten Samen und kommen mit Freuden
und bringen ihre Garben.
Psalm 126

"Herr, unser Glaube und unsere Hoffnung ist so schwach.
Wir wagen es nicht unser Leben ganz auf deine Verheißung
zu setzen. Wir zweifeln an deiner Macht.
Herr vergib dem Zweifler und dem Hoffnungslosen
und gib uns heute noch deine Verheißung neu.
Herr Gott, du läßt die Wasser hoch um uns steigen.
Sieh doch auf deine Welt herab.
Es ist ja eine furchtbare Qual Hunger und Durst,
keine Heimat, keine Arbeit, Tränen und Verzweiflung;
Gott, sind das die Kinder deiner Barmherzigkeit?
Ist das die Welt, die du geschaffen hast?
Ach, wir müssen furchtbar fern von dir sein,
dass deine Geschöpfe so leiden müssen.
Wir sind bald am Ende.
Wir glauben nichts mehr und wir hoffen nichts mehr.
Nun komm du, o Gott, und brich all dies Elend, all den Jammer
und wenn es dein gnädiger Wille ist,
dass wir noch tiefer ins Wasser hineinfallen,
so verbirg uns doch nicht die Verheißung,
dass du einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen willst
Dass du die Armen und Elenden, Bekümmerten und Leidtragenden
in dein Reich geladen hast.
Gott, mach uns wieder froh."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 139
Wohin soll ich gehen vor deinem Geist,
und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?
Führe ich gen Himmel, so bist du da;
bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
Nähme ich Flügel der Morgenröte
und bliebe am äußersten Meer,
so würde auch dort deine Hand mich führen
und deine Rechte mich halten.
Spräche ich: Finsternis möge mich decken
und Nacht statt Licht um mich sein –,
so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,
und die Nacht leuchtete wie der Tag.
Finsternis ist wie das Licht.
Verse aus Psalm 139

"Der alttestamentliche Tag beginnt mit dem Abend und endet wieder mit dem Sonnenuntergang. Das ist die Zeit der Erwartung. Der Tag der neutestamentlichen Gemeinde beginnt mit der Frühe des Sonnenaufgangs und endet mit dem Anbruch des Lichtes am neuen Morgen. Das ist die Zeit der Erfüllung, der Auferstehung des Herrn. In der Nacht wurde Christus geboren, ein Licht in der Finsternis, der Mittag wurde zur Nacht, als Christus am Kreuze litt und starb, aber in der Frühe des Ostermorgens ging Christus als Sieger aus dem Grabe hervor. … Was wissen wir Heutigen, die wir Furcht und Ehrfurcht vor der Nacht nicht mehr kennen, noch von der großen Freude unserer Väter und der alten Christenheit an der morgendlichen Wiederkehr des Lichtes? Wollen wir wieder etwas lernen von dem Lobpreis, der am frühen Morgen den dreieinigen Gott gebührt, Gott, dem Vater und Schöpfer, der unser Leben bewahrt hat in der finsteren Nacht und uns aufgeweckt hat zu einem neuen Tag."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 121
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.
Der Herr behütet dich;
der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.
Verse aus Psalm 121

"Hilfe ist nur dann Hilfe, wenn sie gebraucht wird. Nicht wenn es uns gefällt, sie anzubieten."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 139
Ich danke dir dafür,
dass ich wunderbar gemacht bin;
wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.
Es war dir mein Gebein nicht verborgen,
da ich im Verborgenen gemacht wurde,
da ich gebildet wurde unten in der Erde.
Deine Augen sahen mich,
da ich noch nicht bereitet war,
und alle Tage waren in dein Buch geschrieben,
die noch werden sollten und von denen keiner da war.
Aber wie schwer sind für mich, Gott, deine Gedanken!
Wie ist ihre Summe so groß!
Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der Sand:
Wenn ich aufwache, bin ich noch immer bei dir.
Verse aus Psalm 139

"Die ganze Bibel will das Wort sein, in dem Gott sich von uns finden lassen will. Kein Ort, der uns angenehm oder von vornherein einsichtig wäre, sondern ein uns in jeder Weise fremder Ort, der uns ganz und gar zuwider ist. Aber eben der Ort, an dem Gott erwählt hat, uns zu begegnen. So lese ich nun die Bibel. Ich frage jede Stelle: was sagt Gott hier zu uns? und ich bitte Gott, dass er uns zeigt, was er sagen will. Also, wir dürfen garnicht mehr nach allgemeinen, ewigen Wahrheiten suchen, die unserm eigenen »ewigen« Wesen entsprächen und als solche evident zu machen wären. Sondern wir suchen den Willen Gottes, der uns ganz fremd und zuwider ist, dessen Wege nicht unsere Wege und dessen Gedanken nicht unsere Gedanken sind, der sich uns verbirgt unter dem Zeichen des Kreuzes, an dem alle unsere Wege und Gedanken ein Ende haben. Gott ist etwas ganz anderes als die sogenannte ewige Wahrheit."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 115
Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre
um deiner Gnade und Treue willen!
Der Herr denkt an uns und segnet uns;
Er segnet, die den Herrn fürchten,
die Kleinen und die Großen.
Ihr seid die Gesegneten des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Verse aus Psalm 115

"Du meinst, in der Bibel sei von Gesundheit, Glück, Kraft etc. nicht viel die Rede. Ich habe mir das nochmal sehr überlegt. Für das Alte Testament trifft es doch jedenfalls nicht zu. Der theologische Zwischenbegriff im Alten Testament zwischen Gott und dem Glück etc. des Menschen ist, soweit ich sehe, der des Segens. Gewiss geht es im Alten Testament, also z.B. bei den Erzvätern, nicht um das Glück, aber es geht um den Segen Gottes, der alle irdischen Güter in sich schließt. Dieser Segen ist die Inanspruchnahme des irdischen Lebens für Gott, und er enthält alle Verheißung. Es würde wieder der üblichen vergeistigten Auffassung des Neuen Testaments entsprechen, den alttestamentlichen Segen als vom Neuen Testament überholt zu betrachten. … Soll man nun den alttestamentlichen Segen gegen das Kreuz setzen? Damit wird aus dem Kreuz ein Prinzip gemacht, bzw. aus dem Leiden. … Übrigens muss ja auch im Alten Testament der Gesegnete viel leiden (Abraham, Isaak, Jacob, Joseph), aber nirgends führt dies (ebenso wenig wie im Neuen Testament) dazu, Glück und Leiden bzw. Segen und Kreuz in einen ausschließlichen Gegensatz zueinander zu bringen. Der Unterschied zwischen Altem Testament und Neuen Testament liegt wohl in dieser Hinsicht nur darin, dass im Alten Testament der Segen auch das Kreuz, im Neuen Testament das Kreuz auch den Segen in sich schließt."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 111
Halleluja! Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen
im Rate der Frommen und in der Gemeinde.
Groß sind die Werke des Herrn;
wer sie erforscht, der hat Freude daran.
Was er tut, das ist herrlich und prächtig,
und seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich.
Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder,
der gnädige und barmherzige Herr.
Er gibt Speise denen, die ihn fürchten;
er gedenkt auf ewig an seinen Bund.
Verse aus Psalm 111

"Die Güter der Gerechtigkeit, der Wahrheit, der Schönheit, alle großen Leistungen überhaupt brauchen Zeit, Beständigkeit, ›Gedächtnis‹, oder sie degenerieren."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 106
Halleluja! Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich.
Wer kann die großen Taten des Herrn alle erzählen
und sein Lob genug verkündigen?
Wohl denen, die das Gebot halten
und tun immerdar recht!
Verse aus Psalm 106

"Das rechte Wort kommt aus dem Schweigen, und das rechte Schweigen kommt aus dem Wort."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 98
Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn er tut Wunder.
Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr lässt sein Heil verkündigen;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
Jauchzet dem Herrn, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!
Das Meer brause und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen.
Die Ströme sollen in die Hände klatschen,
und alle Berge seien fröhlich
vor dem Herrn; denn er kommt, das Erdreich zu richten.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist.
Verse aus Psalm 98

"Unser sichtbares Leben mit seinen Freuden und Erfolgen, mit seinen Sorgen und seinem Kummer und seinem wehen Ungehorsam: heilig und unsträflich und vollkommen steht es um Jesu Christi willen in jener verborgenen Gotteswelt vor den
Augen des Allmächtigen, jetzt und morgen und in alle Ewigkeit."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 73
Gott ist dennoch Israels Trost
für alle, die reinen Herzens sind.
Ich aber wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen;
mein Tritt wäre beinahe geglitten.
Denn ich ereiferte mich über die Ruhmredigen,
da ich sah, dass es den Frevlern so gut ging.
Sie sind nicht in Mühsal wie sonst die Leute
und werden nicht wie andere Menschen geplagt.
Sie höhnen und reden böse,
sie reden und lästern hoch her.
Dennoch bleibe ich stets an dir;
denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,
du leitest mich nach deinem Rat
und nimmst mich am Ende mit Ehren an.
Wenn ich nur dich habe,
so frage ich nichts nach Himmel und Erde.
Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet,
so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.
Verse aus Psalm 73

"Wo einer meint, den Weg mit Gott nicht mehr länger gehen zu können, weil er zu schwer ist, da wird uns Gottes Nähe, Gottes Treue, Gottes Stärke zum Trost und zur Hilfe, da erst erkennen wir Gott und den Sinn unseres christlichen Lebens recht."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 97
Der Herr ist König; des freue sich das Erdreich
und seien fröhlich die Inseln, so viel ihrer sind.
Wolken und Dunkel sind um ihn her,
Gerechtigkeit und Recht sind seines Thrones Stütze.
Die ihr den Herrn liebet, hasset das Arge!
Der Herr bewahrt die Seelen seiner Heiligen;
aus der Hand der Frevler wird er sie erretten.
Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen
und Freude den aufrichtigen Herzen.
Ihr Gerechten, freut euch des Herrn
und danket ihm und preiset seinen heiligen Namen!
Verse aus Psalm 97

"Wir dürfen wissen, dass Gott weiß, was wir bedürfen, ehe wir darum bitten. Das gibt unserem Gebet größte Zuversicht und fröhliche Gewissheit."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 88
Herr, Gott, mein Heiland,
ich schreie Tag und Nacht vor dir.
Lass mein Gebet vor dich kommen,
neige deine Ohren zu meinem Schreien.
Denn meine Seele ist übervoll an Leiden,
und mein Leben ist nahe dem Totenreich.
Werden denn deine Wunder in der Finsternis erkannt
oder deine Gerechtigkeit im Lande des Vergessens?
Aber ich schreie zu dir, Herr,
und mein Gebet kommt frühe vor dich.
Verse aus Psalm 88

"Vergessen bedeutet soviel wie aus dem Glauben fallen. In der täglichen Erinnerung an Jesus Christus aber wird mir zugesagt, dass Gott mich von Ewigkeit her geliebt und mich nicht vergessen hat."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 94
Herr, sie zerschlagen dein Volk
und plagen dein Erbe.
Witwen und Fremdlinge bringen sie um
und töten die Waisen
und sagen: Der Herr sieht's nicht,
und der Gott Jakobs beachtet's nicht.
Merkt es doch, ihr Narren im Volk!
Und ihr Toren, wann wollt ihr klug werden?
Der das Ohr gepflanzt hat, sollte der nicht hören?
Der das Auge gemacht hat, sollte der nicht sehen?
Verse aus Psalm 94

"Die Liebe trägt nicht nach. Sie tritt dem anderen jeden Tag neu und mit neuer Liebe gegenüber und vergisst, was dahinten liegt – sie macht sie damit zum Spott der Menschen, zum Narren – und sie wird auch dadurch nicht irr – sondern sie fährt fort zu lieben. Ist sie denn gleichgültig gegen Recht und Unrecht? Nein, sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber der Wahrheit. Sie will die Dinge sehen, wie sie sind. Sie will lieber Hass und Unrecht und Lüge klar sehen als allerlei Masken der Liebenswürdigkeit, die doch wieder den Hass nur noch verbirgt und noch hässlicher macht, schaffen und sehen, sie freut sich der Wahrheit – denn nur in der Wahrheit kann sie aufs neue lieben."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 119
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte
und ein Licht auf meinem Wege.
Ich schwöre und will's halten:
Die Ordnungen deiner Gerechtigkeit will ich bewahren.
Ich bin sehr gedemütigt;
Herr, erquicke mich nach deinem Wort!
Mein Leben ist immer in Gefahr;
aber dein Gesetz vergesse ich nicht.
Frevler legen mir Schlingen;
ich aber irre nicht ab von deinen Befehlen.
Ich neige mein Herz,
zu tun deine Gebote immer und ewiglich.
Ich hasse die Wankelmütigen
und liebe dein Gesetz.
Du bist mein Schutz und mein Schild;
ich hoffe auf dein Wort.
Verse aus Psalm 119

"Es ist eine überraschende Beobachtung, dass gerade in den Psalmen, die über Bedrückung und Leiden der Gerechten klagen, das Lob der Freundlichkeit Gottes, der es den Seinen wohl ergehen lässt, besonders stark hervorbricht. Auch der Beter des Psalmes 119 ist in Elend und Anfechtung gewesen. Aber sollte nicht gerade der Fromme, der in Not geraten ist, besonderen Grund haben zu danken für alle bisherige Bewahrung und für jede Gabe, die ihm noch bis zur Stunde erhalten blieb."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 98
Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn er tut Wunder.
Der Herr lässt sein Heil verkündigen;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel,
aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Jauchzet dem Herrn, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!
Das Meer brause und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen.
Die Ströme sollen in die Hände klatschen,
und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn.
Verse aus Psalm 98

"Wir glauben ja an allerlei, wir glauben sogar an viel zu viel – wir glauben an die Macht, wir glauben an uns selbst, wir glauben an andere Menschen, wir glauben an die Menschheit. Wir glauben an unser Volk, wir glauben an unsere Religionsgemeinschaft – wir glauben an neue Ideen – aber wir glauben über dem allem an den Einen nicht – an Gott. Und dieser Glaube an Gott würde uns nämlich den Glauben an alle die anderen Mächte nehmen, unmöglich machen. Wer an Gott glaubt, der glaubt in dieser Welt an nichts anderes, denn er weiß, es zerbricht und vergeht, aber er braucht auch an nichts »anderes« zu glauben, denn er hat ja den, von dem alles kommt und in dessen Hände alles fällt."
Dietrich Bonhoeffer

Psalm 80
Gott, tröste uns wieder
und lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen.
Herr, Gott Zebaoth, wie lange willst du zürnen
beim Gebet deines Volkes?
Du speisest sie mit Tränenbrot
und tränkest sie mit einem großen Krug voll Tränen.
Du lässest unsre Nachbarn sich um uns streiten,
und unsre Feinde verspotten uns.
Gott Zebaoth, tröste uns wieder
und lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen.
Verse aus Psalm 80

"Tolstoi hat einmal gesagt, der Zar müsse verbieten, dass Beethoven von guten Menschen gespielt werden dürfe, er errege die Leidenschaften der Menschen zu tief und gefährde die Menschen. Luther hat andererseits oft gesagt, dass die Musik nächst dem Wort Gottes das Beste sei, was der Mensch habe. Sie haben beide etwas Verschiedenes im Auge, Tolstoi jene Musik zu Ehren des Menschen, Luther diese Musik zur Ehre Gottes. Und von ihr wusste Luther, dass sie unendlich viel Tränen getrocknet, betrübte fröhlich gemacht, Begierden gestillt, Niedergeschlagene aufgerichtet, Angefochtene gestärkt hat, dass sie auch manchen verstockten Herzen wieder die Tränen abgezwungen und manche großen Sünder zur Buße vor Gottes Güte getrieben hat."
Dietrich Bonhoeffer


Samstag, 4. Juli
Gott ist in Juda bekannt,
in Israel ist sein Name herrlich.
Du bist herrlicher und mächtiger
als die ewigen Berge.
Beraubt sind die Stolzen und in Schlaf gesunken,
und allen Kriegern versagen die Hände.
Furchtbar bist du!
Wer kann vor dir bestehen, wenn du zürnest?
Wenn du das Urteil lässest hören vom Himmel,
so erschrickt das Erdreich und wird still,
wenn Gott sich aufmacht zu richten,
dass er helfe allen Elenden auf Erden.
Verse aus Psalm 76

"Erhebe deine Hand nicht zum Schlag, öffne deinen Mund nicht im Zorn, sondern sei still. Was kann denn der dir schaden, der dir Böses antut. Nicht dir schadet es, aber ihm schadet es. Unrechtleiden schadet keinem Christen. Aber Unrecht tun schadet. Nur eines will ja der Böse bei dir erreichen, nämlich, dass du auch böse wirst. Aber damit hätte er ja gesiegt. Darum vergilt nicht Böses mit Bösem. Du schadest damit nicht dem, sondern dir selbst. Nicht du bist in Gefahr, wenn dir Böses geschieht, aber der andre ist in Gefahr, der dir Böses tut und er kommt darin um, wenn du ihm nicht hilfst. Darum um des anderen willen und um deiner Verantwortung für ihn – vergilt nicht Böses mit Bösem."
Dietrich Bonhoeffer

Freitag, 3. Juli
Das ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken
und lobsingen deinem Namen, du Höchster,
des Morgens deine Gnade
und des Nachts deine Wahrheit verkündigen.
Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum,
er wird wachsen wie eine Zeder auf dem Libanon.
Die gepflanzt sind im Hause des Herrn,
werden in den Vorhöfen unsres Gottes grünen.
Und wenn sie auch alt werden,
werden sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein,
dass sie verkündigen, dass der Herr gerecht ist;
er ist mein Fels und kein Unrecht ist an ihm.
Verse aus Psalm 92

"Es gibt vor Gott kein lebensunwertes Leben; denn das Leben selbst ist von Gott wertgehalten. Dass Gott der Schöpfer, Erhalter und Erlöser des Lebens ist, macht auch das armseligste Leben vor Gott lebenswert...  Wo sollte auch, außer in Gott, der Maßstab für den letzten Wert des Lebens liegen? In der subjektiven Lebensbejahung? Darin mag manches Genie von einem Idioten übertroffen werden. In dem Urteil der Gemeinschaft? Hier würde sich alsbald zeigen, dass das Urteil über sozial wertvolles oder wertloses Leben dem Bedarf des Augenblicks und damit der Willkür ausgesetzt wäre und dass bald diese bald jene Gruppe von Menschen von dem Vernichtungsurteil getroffen würde. Die Unterscheidung zwischen lebenswertem und lebensunwertem Leben zerstört früher oder später das Leben selbst. Wir kommen um die Tatsache nicht herum, dass gerade dieses sogenannte lebensunwerte Leben unheilbar Kranker bei den Gesunden, bei Ärzten, Pflegern, Verwandten das höchste Maß sozialer Opferbereitschaft auslöst und dass aus solcher Hingabe gesunden Lebens an krankes Leben höchst reale Nutzwerte für die Gemeinschaft hervorgegangen sind."
Dietrich Bonhoeffer

Donnerstag, 2. Juli
Höre, mein Volk, meine Unterweisung,
neiget eure Ohren zu der Rede meines Mundes!
Ich will meinen Mund auftun zu einem Spruch
und Geschichten verkünden aus alter Zeit.
Was wir gehört haben und wissen
und unsre Väter uns erzählt haben,
das wollen wir nicht verschweigen ihren Kindern;
auf dass es die Nachkommen lernten,
die Kinder, die noch geboren würden;
die sollten aufstehen und es auch ihren Kindern verkündigen,
dass sie setzten auf Gott ihre Hoffnung
und nicht vergäßen die Taten Gottes.
Verse aus Psalm 78

"Vergessen bedeutet soviel wie aus dem Glauben fallen. In der täglichen Erinnerung an Jesus Christus aber wird mir zugesagt, dass Gott mich von Ewigkeit her geliebt und mich nicht vergessen hat."
Dietrich Bonhoeffer

Mittwoch, 1. Juli
Ich rufe zu Gott und schreie um Hilfe,
zu Gott rufe ich, und er erhört mich.
In der Zeit meiner Not suche ich den Herrn;
meine Hand ist des Nachts ausgereckt und lässt nicht ab;
denn meine Seele will sich nicht trösten lassen.
Ich denke an Gott – und bin betrübt;
ich sinne nach – und mein Geist verzagt.
Meine Augen hältst du, dass sie wachen müssen;
ich bin so voll Unruhe, dass ich nicht reden kann.
Ich gedenke der uralten Zeiten,
der längst vergangenen Jahre.
Ist's denn ganz und gar aus mit seiner Güte,
und hat die Verheißung für immer ein Ende?
Hat Gott vergessen, gnädig zu sein,
hat er sein Erbarmen im Zorn verschlossen?
Verse aus Psalm 77

"Nicht dass Gott der Zuschauer und Teilnehmer unsers heutigen Lebens ist, sondern dass wir die andächtigen Zuhörer und Teilnehmer an Gottes Handeln in der heiligen Geschichte, an der Geschichte des Christus auf Erden sind, ist wichtig, und nur sofern wir dort dabei sind, ist Gott auch heute bei uns."
Dietrich Bonhoeffer

Dienstag, 30. Juni
Als es mir wehe tat im Herzen
und mich stach in meinen Nieren,
da war ich ein Narr und wusste nichts,
ich war wie ein Tier vor dir.
Dennoch bleibe ich stets an dir;
denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,
du leitest mich nach deinem Rat
und nimmst mich am Ende mit Ehren an.
Verse aus Psalm 73

"In die ersten Augenblicke des neuen Tages gehören nicht eigene Pläne und Sorgen, auch nicht der Übereifer der Arbeit, sondern Gottes befreiende Gnade, Gottes segnende Nähe."
Dietrich Bonhoeffer

Montag, 29. Juni
Herr, ich traue auf dich,
lass mich nimmermehr zuschanden werden.
Errette mich durch deine Gerechtigkeit und hilf mir heraus,
neige deine Ohren zu mir und hilf mir!
Sei mir ein starker Hort, dahin ich immer fliehen kann,
der du zugesagt hast, mir zu helfen;
denn du bist mein Fels und meine Burg.
Mein Mund soll verkündigen deine Gerechtigkeit,
täglich deine Wohltaten, die ich nicht zählen kann.
Verse aus Psalm 71

"Der Wunsch, alles durch sich selbst sein zu wollen, ist ein falscher Stolz. Auch was man anderen verdankt, gehört eben zu einem und ist ein Stück des eigenen Lebens."
Dietrich Bonhoeffer

Sonntag, 28. Juni
Lobe den Herrn, meine Seele,
und was in mir ist, seinen heiligen Namen!
Lobe den Herrn, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
der dir alle deine Sünde vergibt
und heilet alle deine Gebrechen,
der dein Leben vom Verderben erlöst,
der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,
der deinen Mund fröhlich macht
und du wieder jung wirst wie ein Adler.
Der Herr schafft Gerechtigkeit und Recht
allen, die Unrecht leiden.
Er hat seine Wege Mose wissen lassen,
die Kinder Israel sein Tun.
Barmherzig und gnädig ist der Herr,
geduldig und von großer Güte.
Er wird nicht für immer hadern
noch ewig zornig bleiben.
Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden
und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.
Denn so hoch der Himmel über der Erde ist,
lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.
So fern der Morgen ist vom Abend,
lässt er unsre Übertretungen von uns sein.
Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt,
so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten.
Verse aus Psalm 103

"Dankbarkeit entspringt nicht aus dem eigenen Vermögen des menschlichen Herzens, sondern nur aus dem Worte Gottes. Dankbarkeit muss darum gelernt und geübt werden. … Dankbarkeit ist demütig genug, sich etwas schenken zu lassen."
Dietrich Bonhoeffer

Samstag, 27. Juni
Gott steht auf; so werden seine Feinde zerstreut,
und die ihn hassen, fliehen vor ihm.
Wie Rauch verweht, so verwehen sie;
wie Wachs zerschmilzt vor dem Feuer,
so kommen die Frevler um vor Gott.
Die Gerechten aber freuen sich und sind fröhlich vor Gott
und freuen sich von Herzen.
Singet Gott, lobsinget seinem Namen!
Ein Vater der Waisen und ein Helfer der Witwen
ist Gott in seiner heiligen Wohnung,
ein Gott, der die Einsamen nach Hause bringt,
der die Gefangenen herausführt, dass es ihnen wohlgehe;
aber die Abtrünnigen bleiben in dürrem Lande.
Gelobt sei der Herr täglich.
Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch.
Wir haben einen Gott, der da hilft,
und den Herrn, einen Herrn, der vom Tode errettet.
Verse aus Psalm 68

"Es geht durch unsere Zeit ein Suchen, ein ängstliches Tasten und Fragen nach göttlichen Dingen. Über unsere Zeit ist die große Einsamkeit gekommen, eine Einsamkeit, die es nur dort gibt, wo Gottverlassenheit herrscht. Mitten in unsere Großstädte in das größte wildeste Treiben ungezählter Menschenmassen ist die große Not der Vereinsamung und der Heimatlosigkeit hereingebrochen. Aber die Sehnsucht wächst, dass doch die Zeit wiederkommen möchte, wo Gott unter den Menschen weilt, wo Gott sich finden lässt."
Dietrich Bonhoeffer

Freitag, 26. Juni
Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte,
und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit.
Siehe, du liebst Wahrheit, die im Verborgenen liegt,
und im Geheimen tust du mir Weisheit kund.
Verbirg dein Antlitz vor meinen Sünden,
und tilge alle meine Missetat.
Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz
und gib mir einen neuen, beständigen Geist.
Verwirf mich nicht von deinem Angesicht,
und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.
Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe,
und mit einem willigen Geist rüste mich aus.
Verse aus Psalm 51

"Der Tag ist die Grenze unsers Sorgens und Mühens. Er ist lang genug, um Gott zu finden oder zu verlieren, um Glauben zu halten oder in Sünde und Schande zu fallen. Darum schuf Gott Tag und Nacht, damit wir nicht im Grenzenlosen wanderten, sondern am Morgen schon das Ziel des Abends vor uns sähen."
Dietrich Bonhoeffer

Donnerstag, 25. Juni
Sei mir gnädig, Gott, sei mir gnädig!
Denn auf dich traut meine Seele,
und unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht,
bis das Unglück vorübergehe.
Ich rufe zu Gott, dem Allerhöchsten,
zu Gott, der meine Sache zum guten Ende führt.
Er sende vom Himmel und helfe mir
von der Schmähung dessen, der mir nachstellt.
Gott sende seine Güte und Treue.
Mein Herz ist bereit, Gott,
mein Herz ist bereit, dass ich singe und lobe.
Wach auf, meine Ehre, wach auf, Psalter und Harfe,
ich will das Morgenrot wecken!
Verse aus Psalm 57

"Ich glaube, wir sollen Gott in unserem Leben und in dem, was er uns an Gutem gibt, so lieben und solches Vertrauen zu ihm fassen, dass wir, wenn die Zeit kommt und da ist – aber wirklich erst dann! – auch mit Liebe, Vertrauen und Freude zu ihm gehen."
Dietrich Bonhoeffer

Mittwoch, 24. Juni
Gott, der Herr, der Mächtige, redet und ruft der Welt zu
vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang.
Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes.
Unser Gott kommt und schweiget nicht.
Und die Himmel werden seine Gerechtigkeit verkünden.
Verse aus Psalm 50

"Ist nicht die Gerechtigkeit und das Reich Gottes auf Erden der Mittelpunkt von allem? Nicht um das Jenseits, sondern um diese Welt, wie sie geschaffen, erhalten, in Gesetze gefasst, versöhnt und erneuert wird, geht es doch."
Dietrich Bonhoeffer

Dienstag, 23. Juni
Groß ist der Herr und hoch zu rühmen
in der Stadt unsres Gottes, auf seinem heiligen Berge.
Schön ragt empor sein Gipfel,
daran sich freut die ganze Welt,
der Berg Zion fern im Norden, die Stadt des großen Königs.
Gott ist in ihren Palästen,
er ist bekannt als Schutz.
Ziehet um den Zion herum und umschreitet ihn,
zählt seine Türme;
habt gut acht auf seine Mauern, durchwandert seine Paläste,
dass ihr den Nachkommen davon erzählt:
Dieser ist Gott, unser Gott für immer und ewig.
Er ist's, der uns führet.
Verse aus Psalm 48

"Gottes Gebot kann nicht zeit- und ortlos gefunden und gewusst, sondern nur in der Bindung an Ort und Zeit gehört werden. Gottes Gebot ist entweder bestimmt, klar, konkret bis ins Letzte oder es ist nicht Gottes Gebot. … Gottes in Jesus Christus geoffenbartes Gebot umfasst das Ganze des Lebens, Es bewacht nicht nur wie das Ethische die unüberschreitbaren Grenzen des Lebens, sondern es ist zugleich die Mitte und Fülle des Lebens. Es ist nicht nur Sollen, sondern auch Erlauben, es verbietet nicht nur, sondern es befreit zum echten Leben, es befreit zum unreflektierten Tun. Es unterbricht nicht nur den Lebensvorgang dort wo er sich verfehlt, sondern es begleitet und führt ihn, ohne dass das immer ins Bewusstsein erhoben werden müsste. Gottes Gebot wird zur täglichen göttlichen Führung unseres Lebens."
Dietrich Bonhoeffer

Montag, 22. Juni
Gott, wir haben mit unsern Ohren gehört,
unsre Väter haben's uns erzählt,
was du getan hast zu ihren Zeiten, vor alters.
Täglich rühmen wir uns Gottes
und preisen deinen Namen ewiglich.
Doch nun verstößt du uns
und lässt uns zuschanden werden.
Wach auf, Herr! Warum schläfst du?
Werde wach und verstoß uns nicht für immer!
Warum verbirgst du dein Antlitz,
vergissest unser Elend und unsre Drangsal?
Denn unsre Seele ist gebeugt zum Staube,
unser Leib klebt am Boden.
Mache dich auf, hilf uns
und erlöse uns um deiner Güte willen!
Verse aus Psalm 44

"Man muss damit rechnen, dass die meisten Menschen nur durch Erfahrungen am eigenen Leibe klug werden. So erklärt sich erstens die erstaunliche Unfähigkeit der meisten
Menschen zu präventivem Handeln jeder Art – man glaubt eben selbst immer noch, um die Gefahr herumzukommen, bis es schließlich zu spät ist; zweitens die Stumpfheit gegenüber
fremdem Leiden; proportional mit der wachsenden Angst vor der bedrohlichen Nähe des Unheils entsteht das Mitleid."
Dietrich Bonhoeffer

Sonntag, 21. Juni
Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.
Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes
und dein Recht wie die große Tiefe.
Herr, du hilfst Menschen und Tieren.
Wie köstlich ist deine Güte, Gott,
dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses,
und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,
und in deinem Lichte sehen wir das Licht.
Verse aus Psalm 36

"Ohne das Licht wären wir nicht – denn ohne das Licht gibt es kein Gegenüber, weil es keine Gestalt gibt. Ohne Gegenüber aber gibt es keine freie Anbetung Gottes. Die unterworfene Tiefe betete Gott an in unterworfener, dumpfer, unfreier Gegenüberlosigkeit, die Gestalt im Licht vernimmt das Gegenüber- sein als ihr eigenes Sein und dankt es ganz dem Schöpfer. Die vom Licht gespendete Durchsichtigkeit, Klarheit und Unbeschwertheit des eigenen Seins im Gegenübersein mit der anderen geschaffenen Gestalt und mit dem Schöpfer ist das Werk des ersten Wortes des Schöpfers. In seinem geschaffenen Licht sieht die Schöpfung sein Licht."
Dietrich Bonhoeffer

Samstag, 20. Juni
Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser,
so schreit meine Seele, Gott, zu dir.
Meine Seele dürstet nach Gott,
nach dem lebendigen Gott.
Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?
Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott;
denn ich werde ihm noch danken, dass er mir hilft mit seinem Angesicht.
Verse aus Psalm 42

"Wir alle kennen die Stunden unseres Lebens, in denen wir überdrüssig wurden an uns selbst, in denen wir uns selbst zum Ekel waren, in denen uns die ganze Jämmerlich- und Schwächlichkeit unserer Lebensführung vor Augen trat. … Und es ist der Segen solcher Stunden, dass in ihnen die Sehnsucht durchbricht nach dem Angesicht Gottes, nach dem Schauen Gottes."
Dietrich Bonhoeffer

Freitag, 19. Juni
Wie groß ist deine Güte, Herr,
die du bewahrt hast denen, die dich fürchten,
und erweisest vor den Menschen denen, die auf dich trauen!
Du birgst sie im Schutz deines Angesichts vor den Rotten der Leute,
du verbirgst sie in der Hütte vor den zänkischen Zungen.
Gelobt sei der Herr; denn er hat seine wunderbare Güte
mir erwiesen in einer festen Stadt.
Ich sprach wohl in meinem Zagen:
Ich bin von deinen Augen verstoßen.
Doch du hörtest die Stimme meines Flehens, als ich zu dir schrie.
Liebet den Herrn, alle seine Heiligen!
Die Gläubigen behütet der Herr
und vergilt reichlich dem, der Hochmut übt.
Seid getrost und unverzagt alle,
die ihr des Herrn harret!
Verse aus Psalm 31

"Ich kann nicht glauben, dass es bei Gott auf den Tag ankommt. So darf man im Vertrauen auf Gottes freundliche Fügung getrost etwas warten, um später mit stärkerem Glauben tun zu können, was man im Augenblick nur als ein lastendes Gesetz empfinden würde."
Dietrich Bonhoeffer

Donnerstag, 18. Juni
Entrüste dich nicht über die Bösen,
sei nicht neidisch auf die Übeltäter.
Denn wie das Gras werden sie bald verdorren,
und wie das grüne Kraut werden sie verwelken.
Hoffe auf den Herrn und tue Gutes,
bleibe im Lande und nähre dich redlich.
Habe deine Lust am Herrn;
der wird dir geben, was dein Herz wünscht.
Befiehl dem Herrn deine Wege
und hoffe auf ihn, er wird's wohlmachen
und wird deine Gerechtigkeit heraufführen wie das Licht
und dein Recht wie den Mittag.
Sei stille dem Herrn und warte auf ihn.
Verse aus Psalm 37

"Stille vor Gott bedarf der Arbeit und der Übung. Sie bedarf des täglichen Mutes, sich Gottes Wort auszusetzen und von ihm richten zu lassen, bedarf der täglichen Frische, sich an Gottes Liebe zu freuen."
Dietrich Bonhoeffer

Mittwoch, 17. Juni
Kommt her, ihr Kinder, höret mir zu!
Ich will euch die Furcht des Herrn lehren.
Wer ist's, der Leben begehrt
und gerne gute Tage hätte?
Behüte deine Zunge vor Bösem
und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden.
Lass ab vom Bösen und tue Gutes;
suche Frieden und jage ihm nach!
Verse aus Psalm 34

"Erhebe deine Hand nicht zum Schlag, öffne deinen Mund nicht im Zorn, sondern sei still. Was kann denn der dir schaden, der dir Böses antut. Nicht dir schadet es, aber ihm schadet es. Unrechtleiden schadet keinem Christen. Aber Unrecht tun schadet. Nur eines will ja der Böse bei dir erreichen, nämlich, dass du auch böse wirst. Aber damit hätte er ja gesiegt. Darum vergilt nicht Böses mit Bösem. Du schadest damit nicht dem, sondern dir selbst. Nicht du bist in Gefahr, wenn dir Böses geschieht, aber der andre ist in Gefahr, der dir Böses tut und er kommt darin um, wenn du ihm nicht hilfst. Darum um des anderen willen und um deiner Verantwortung für ihn – vergilt nicht Böses mit Bösem."
Dietrich Bonhoeffer

Dienstag, 16. Juni
Wie köstlich ist deine Güte, Gott,
dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses,
und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,
und in deinem Lichte sehen wir das Licht.
Breite deine Güte über die, die dich kennen,
und deine Gerechtigkeit über die Frommen.
Verse aus Psalm 36

"Wo der Name Jesu Christi genannt wird, dort ist er Schutz und Anspruch. Das gilt für alle die Menschen, die in ihrem Kampf um Recht, Wahrheit, Menschlichkeit und Freiheit wieder den Namen Jesu Christi zu nennen gelernt haben. Dieser Name gewährt ihnen und den hohen Gütern, für die sie einstehen, Schutz, er ist zugleich der Anspruch auf diese Menschen und diese Güter."
Dietrich Bonhoeffer

Montag, 15. Juni
Ich preise dich, Herr; denn du hast mich aus der Tiefe gezogen
und lässest meine Feinde sich nicht über mich freuen.
Herr, mein Gott, da ich schrie zu dir,
machtest du mich gesund.
Herr, du hast meine Seele geführt aus dem Reich des Todes;
du hast mich aufleben lassen unter denen, die in die Grube fuhren.
Lobsinget dem Herrn, ihr seine Heiligen,
und preiset seinen heiligen Namen!
Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen,
du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet,
dass ich dir lobsinge und nicht stille werde.
Herr, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit.
Verse aus Psalm 30

"Es gibt viele Christen, die wohl ihre Kniee beugen vor dem Kreuz Jesu Christi, die sich aber gegen jede Trübsal in ihrem eigenen Leben nur zur Wehr setzen und sträuben. Sie glauben das Kreuz Christi zu lieben, aber das Kreuz in ihrem eigenen Leben hassen sie. So hassen sie in Wahrheit auch das Kreuz Jesu Christi, sie sind in Wahrheit Verächter des Kreuzes, die selbst mit allen Mitteln dem Kreuz zu entfliehen suchen. Wer es von sich weiß, dass er Leiden und Trübsal in seinem Leben nur als etwas feindliches, böses ansieht, der kann daran erkennen, dass er den Frieden mit Gott noch garnicht gefunden hat."
Dietrich Bonhoeffer

Sonntag, 14. Juni

Ich will den Herrn loben allezeit;
sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
Meine Seele soll sich rühmen des Herrn,
dass es die Elenden hören und sich freuen.
Preiset mit mir den Herrn
und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!
Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir
und errettete mich aus aller meiner Furcht.
Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude,
und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.
Als einer im Elend rief, hörte der Herr
und half ihm aus allen seinen Nöten.
Der Engel des Herrn lagert sich um die her,
die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.
Wohl dem, der auf ihn trauet!
Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen!
Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.
Reiche müssen darben und hungern;
aber die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut.
Verse aus Psalm 34

"Der Mensch soll sich nicht fürchten, wir sollen uns nicht fürchten! Das ist der Unterschied des Menschen von aller Kreatur, dass er in aller Ausweglosigkeit, Unklarheit und Schuld um eine Hoffnung weiß und diese Hoffnung heißt: Dein Wille geschehe, ja, dein Wille geschieht."
Dietrich Bonhoeffer

Samstag, 13. Juni
Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Psalm 23

"Der Tag ist die Grenze unsers Sorgens und Mühens. Er ist lang genug, um Gott zu finden oder zu verlieren, um Glauben zu halten oder in Sünde und Schande zu fallen. Darum schuf Gott Tag und Nacht, damit wir nicht im Grenzenlosen wanderten, sondern am Morgen schon das Ziel des Abends vor uns sähen."
Dietrich Bonhoeffer

Freitag, 12. Juni
Jauchzet dem Herrn, alle Welt!
Dienet dem Herrn mit Freuden,
kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken!
Erkennet, dass der Herr Gott ist!
Er hat uns gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide.
Gehet zu seinen Toren ein mit Danken,
zu seinen Vorhöfen mit Loben;
danket ihm, lobet seinen Namen!
Denn der Herr ist freundlich,
und seine Gnade währet ewig
und seine Wahrheit für und für.
Psalm 100

"Dient ihm mit Freuden – ruft uns die Schrift zu. Dazu ist uns unser Leben gegeben und dazu ist es uns bis zur Stunde erhalten. Nicht nur den Heimberufenen, sondern auch uns Lebenden gehört die Freude, die uns keiner rauben soll. In dieser Freude sind wir mit ihnen eins, niemals aber in der Traurigkeit. Wie sollen wir den freudlos und mutlos Gewordenen helfen können, wenn wir nicht selbst von Mut und Freude getragen sind? Nichts Gemachtes, Erzwungenes, sondern etwas Geschenktes, Freies ist da gemeint."
Dietrich Bonhoeffer

Donnerstag, 11. Juni
Lobet den Herrn!
Denn unsern Gott loben, das ist ein köstlich Ding,
ihn loben ist lieblich und schön.
Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind,
und verbindet ihre Wunden.
Er zählt die Sterne
und nennt sie alle mit Namen.
Unser Herr ist groß und von großer Kraft,
und unermesslich ist seine Weisheit.
Der Herr hat Gefallen an denen, die ihn fürchten,
die auf seine Güte hoffen.
Verse aus Psalm 147

"Was sind ein paar Jahrhunderte des Ruhmes in der Geschichte der Welt Gottes, im Angesicht der uralten Sterne? Was ist alle Kultur, alle Schönheit, alle Kraft der Menschen vor der ewigen Schöne, und der unendlichen Kraft Gottes? Ein Staub, ein Tropfen im Meer, ein Blatt vom Winde verweht, ein Nichts."
Dietrich Bonhoeffer

Mittwoch, 10. Juni
Wohl denen, die ohne Tadel leben,
die im Gesetz des Herrn wandeln!
Wohl denen, die sich an seine Zeugnisse halten,
die ihn von ganzem Herzen suchen,
die auf seinen Wegen wandeln
und kein Unrecht tun.
Du hast geboten, fleißig zu halten
deine Befehle.
O dass mein Leben deine Gebote
mit ganzem Ernst hielte.
Wenn ich schaue allein auf deine Gebote,
so werde ich nicht zuschanden.
Verse aus Psalm 119

"Zuschanden werden ist das Gegenteil von Seligkeit. Zuschanden wird mein Leben, wenn das, worauf ich mich verließ, zerbricht. Denn nun habe ich nichts
mehr, was meinem Leben Sinn und Recht gibt, nichts, worauf ich mich berufen könnte. Mein Leben wird zum Spott und mir selbst zur Beschämung. Ich verließ mich auf meine Kraft. …
Wenn mein Blick in der Welt nicht Menschen, Ehren und Güter, sondern allein Gottes Gebote sucht, dann werde ich nicht zuschanden; denn Gottes Gebote können nicht zerbrechen,
weil Gott selbst sie festhält und mit ihnen jeden, der auf sie schaut. … Auf Gottes Gebote schaue ich, wenn ich meine Entscheidungen nicht von anderen Menschen aber auch nicht von meinen eigenen Gedanken oder Erfahrungen bestimmen
lasse, sondern wenn ich immer neu, auch gegen meine frommen Gedanken und Erfahrungen, danach frage, was Gott mir befiehlt. Auch mit meinen frömmsten Entscheidungen und Wegen kann ich zuschanden werden, niemals aber mit Gottes
Gebot. … Aber es bedarf ernstlicher Aufmerksamkeit unermüdlichen Fragens und Lernens, um das rechte Gebot zu vernehmen und um so die unerschöpfliche Güte Gottes in allen seinen Geboten zu erkennen."
Dietrich Bonhoeffer

Dienstag, 9. Juni

Herr, höre meine Worte,
merke auf mein Seufzen!
Vernimm mein Schreien, mein König und mein Gott;
denn ich will zu dir beten.
Herr, frühe wollest du meine Stimme hören,
frühe will ich mich zu dir wenden und aufmerken.
Lass sich freuen alle, die auf dich trauen;
ewiglich lass sie rühmen, denn du beschirmest sie.
Fröhlich lass sein in dir, die deinen Namen lieben!
Denn du, Herr, segnest die Gerechten,
du deckest sie mit Gnade wie mit einem Schilde.
Verse aus Psalm 5

"Wir dürfen wissen, dass Gott weiß, was wir bedürfen, ehe wir darum bitten. Das gibt unserem Gebet größte Zuversicht und fröhliche Gewissheit."
Dietrich Bonhoeffer

Montag, 8. Juni
Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen
noch tritt auf den Weg der Sünder
noch sitzt, wo die Spötter sitzen,
sondern hat Lust am Gesetz des Herrn
und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!
Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen,
der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht.
Und was er macht, das gerät wohl.
Aber so sind die Gottlosen nicht,
sondern wie Spreu, die der Wind verstreut.
Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht
noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.
Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten,
aber der Gottlosen Weg vergeht.
Psalm 1

"Mit Gott tritt man nicht auf der Stelle, sondern man beschreitet einen Weg. Es geht voran oder man ist nicht mit Gott. Gott kennt den ganzen Weg, wir wissen nur den nächsten Schritt und das letzte Ziel. Es gibt kein Stehenbleiben, jeden Tag, jede Stunde geht es weiter."
Dietrich Bonhoeffer

Sonntag, 7. Juni
Halleluja! Lobet, ihr Knechte des Herrn,
lobet den Namen des Herrn!
Gelobt sei der Name des Herrn
von nun an bis in Ewigkeit!
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang
sei gelobet der Name des Herrn!
Der Herr ist hoch über alle Völker;
seine Herrlichkeit reicht, so weit der Himmel ist.
Verse aus Psalm 113

"Der alttestamentliche Tag beginnt mit dem Abend und endet wieder mit dem Sonnenuntergang. Das ist die Zeit der Erwartung. Der Tag der neutestamentlichen Gemeinde beginnt mit der Frühe des Sonnenaufgangs und endet mit dem Anbruch des Lichtes am neuen Morgen. Das ist die Zeit der Erfüllung, der Auferstehung des Herrn. In der Nacht wurde Christus geboren, ein Licht in der Finsternis, der Mittag wurde zur Nacht, als Christus am Kreuze litt und starb, aber in der Frühe des Ostermorgens ging Christus als Sieger aus dem Grabe hervor."
Dietrich Bonhoeffer

 
Samstag, 6. Juni
Lass meinen Mund deines Ruhmes
und deines Preises voll sein täglich.
Verwirf mich nicht in meinem Alter,
verlass mich nicht, wenn ich schwach werde.
Gott, sei nicht ferne von mir;
mein Gott, eile, mir zu helfen!
Ich aber will immer harren
und mehren all deinen Ruhm.
Mein Mund soll verkündigen deine Gerechtigkeit,
täglich deine Wohltaten, die ich nicht zählen kann.
Ich gehe einher in der Kraft Gottes des Herrn;
ich preise deine Gerechtigkeit allein.
Gott, du hast mich von Jugend auf gelehrt,
und noch jetzt verkündige ich deine Wunder.
Verse aus Psalm 71
 
"Seit langem haben wir uns daran gewöhnt, nicht mit langen Zeitabschnitten zu rechnen. Wir können und sollen es auch nicht. Gehorsam zu lernen an jedem neuen Tag ist uns genug. Aber die Zeit schreitet voran, und unser Text spricht heute zu uns vom Altwerden. Es ist also trotz allem gut, auch dies einmal ins Auge zu fassen, daß vielleicht noch eine lange Lebenszeit vor uns liegt, dass der jüngste Tag vielleicht nicht morgen oder übermorgen kommt."
Dietrich Bonhoeffer
 
Freitag, 5. Juni
Gelobt sei der Herr, mein Fels,
meine Hilfe und meine Burg,
mein Schutz und mein Erretter, mein Schild, auf den ich traue.
Herr, was ist der Mensch, dass du dich seiner annimmst,
und des Menschen Kind, dass du ihn so beachtest?
Ist doch der Mensch gleich wie nichts;
seine Zeit fährt dahin wie ein Schatten.
Verse aus Psalm 144
 
"Der Herr der Zeiten ist Gott. Der Wendepunkt der Zeiten ist Christus. Der rechte Zeitgeist ist der Heilige Geist."
Dietrich Bonhoeffer
 
Donnerstag, 4. Juni
Nach dir, Herr, verlangt mich.
Mein Gott, ich hoffe auf dich;
lass mich nicht zuschanden werden,
dass meine Feinde nicht frohlocken über mich.
Denn keiner wird zuschanden, der auf dich harret;
aber zuschanden werden die leichtfertigen Verächter.
Der Herr ist gut und gerecht;
darum weist er Sündern den Weg.
Er leitet die Elenden recht
und lehrt die Elenden seinen Weg.
Um deines Namens willen, Herr,
vergib mir meine Schuld, die da groß ist!
Wer ist es, der den Herrn fürchtet?
Er wird ihm den Weg weisen, den er wählen soll.
Der wird im Guten wohnen,
und seine Kinder werden das Land besitzen.
Verse aus Psalm 25
 
"Gott wird es dem, der ihn in seinem irdischen Glück findet und ihm dankt, schon nicht an Stunden fehlen lassen, in denen er daran erinnert wird, dass alles Irdische nur etwas Vorläufiges ist und dass es gut ist, sein Herz an die Ewigkeit zu gewöhnen."
Dietrich Bonhoeffer
 
Mittwoch, 3. Juni
Ich hebe meine Augen auf zu dir,
der du im Himmel thronst.
Siehe, wie die Augen der Knechte
auf die Hand ihrer Herren sehen,
wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Herrin,
so sehen unsre Augen auf den Herrn, unsern Gott,
bis er uns gnädig werde.
Sei uns gnädig, Herr, sei uns gnädig;
denn übersatt sind wir der Verachtung.
Übersatt ist unsere Seele von der Stolzen Spott
und der Hoffärtigen Verachtung.
Psalm 123
 
"Wieweit ein menschliches Handeln dem göttlichen Ziel der Geschichte dient und also das Gute in der Geschichte realisiert, darüber gibt es für den Menschen keine letzte Gewissheit. Es bleibt dem verborgenen Rat Gottes vorbehalten."
Dietrich Bonhoeffer
 
Dienstag, 2. Juni
Herr, du bist unsre Zuflucht für und für.
Ehe denn die Berge wurden
und die Erde und die Welt geschaffen wurden,
bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Der du die Menschen lässest sterben
und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder!
Denn tausend Jahre sind vor dir
wie der Tag, der gestern vergangen ist,
und wie eine Nachtwache.
Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom,
sie sind wie ein Schlaf,
wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst,
das am Morgen blüht und sprosst
und des Abends welkt und verdorrt.
Verse aus Psalm 90 
 
"Wie heilt, wie leitet, wie tröstet Gott? Allein dadurch, dass er eine Stimme in uns gibt, die sagt, betet, ruft, schreit: »lieber Vater«! Das ist der Heilige Geist, das ist Pfingsten."
Dietrich Bonhoeffer
 
Pfingstmontag, 1. Juni
Halleluja! Lobet, ihr Knechte des Herrn,
lobet den Namen des Herrn!
Gelobt sei der Name des Herrn
von nun an bis in Ewigkeit!
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang
sei gelobet der Name des Herrn!
Der Herr ist hoch über alle Völker;
seine Herrlichkeit reicht, so weit der Himmel ist.
Verse aus Psalm 113
 
"Heilen, leiten, trösten – das ist Gottes Tun an Pfingsten. Gott sieht unsere Wege an; es ist Gnade, wenn er das tut; er kann uns auch unsrer Wege gehen lassen, ohne sie anzusehen. Aber er hat sie angesehen – und er sah uns verwundet, verirrt, verängstigt. Nun ist er dabei uns zu heilen. … Erinnerungen quälen uns nicht mehr, alle Schmerzen versinken ins Nichts, in Vergessenheit, wie in der Nähe eines geliebten Menschen. Gott ist uns näher als das Vergangene."
Dietrich Bonhoeffer
 
Pfingstsonntag, 31. Mai
Dies ist der Tag, den der Herr macht;
lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
O Herr, hilf!
O Herr, lass wohlgelingen!
Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!
Wir segnen euch vom Haus des Herrn.
Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet.
Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!
Du bist mein Gott, und ich danke dir;
mein Gott, ich will dich preisen.
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich.
Verse aus Psalm 118 
 
"Nun feiern wir also auch Pfingsten noch getrennt, und es ist doch in besonderer Weise ein Fest der Gemeinschaft. Als die Glocken heute früh läuteten, hatte ich große Sehnsucht nach einem Gottesdienst, aber dann habe ich es gemacht wie Johannes auf Patmos und für mich allein einen so schönen Gottesdienst gehalten, dass die Einsamkeit gar nicht zu spüren war, so sehr ward Ihr alle, alle dabei und auch die Gemeinden, in denen ich Pfingsten schon gefeiert habe. Das Paul Gerhardt’sche Pfingstlied mit den schönen Versen: »Du bist ein Geist der Freude …« und »Gib Freudigkeit und Stärke …« sage ich mir seit gestern Abend alle paar Stunden auf und freue mich daran, dazu die Worte: »der ist nicht stark, der nicht fest ist in der Not« und »Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit«."
Dietrich Bonhoeffer aus dem Gefängnis
 
 
Samstag, 30. Mai
Ich traue auf den Herrn. Wie sagt ihr denn zu mir:
»Flieh wie ein Vogel auf die Berge!
Denn siehe, die Frevler spannen den Bogen
und legen ihre Pfeile auf die Sehne,
damit heimlich zu schießen auf die Frommen.
Ja, sie reißen die Grundfesten um;
was kann da der Gerechte ausrichten?«
Der Herr ist gerecht und hat Gerechtigkeit lieb.
Die Frommen werden schauen sein Angesicht.
Verse aus Psalm 11 
 
"Nicht durch Denken wirst du zum Licht kommen, sagt Jesus, sondern durch das, was du tust; freilich nicht durch irgend Tun, sondern durch das Tun der Wahrheit. Die Wahrheit selbst wird dich durch dein Tun zum Licht bringen. Zu betonen ist in dem Worte Jesu also zuerst das Wort Wahrheit und erst dann das Wort Tun. Bei alledem liegt der Gedanke an eine Werkgerechtigkeit ebenso fern wie an eine Denkgerechtigkeit. Gesagt aber wird, dass für uns, wollen wir zum Licht kommen, wollen wir, dass es auch für uns Pfingsten werde, keine Zeit zu verlieren ist, sondern dass der Augenblick zum Handeln, zum Gehorchen, soweit wir es dem Worte Gottes gegenüber vermögen, gekommen ist. "
Dietrich Bonhoeffer
 
Freitag, 29. Mai
Lobe den Herrn, meine Seele,
und was in mir ist, seinen heiligen Namen!
Lobe den Herrn, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
Der Herr hat seinen Thron im Himmel errichtet,
und sein Reich herrscht über alles.
Lobet den Herrn, ihr seine Engel,
ihr starken Helden, die ihr sein Wort ausführt,
dass man höre auf die Stimme seines Wortes!
Lobet den Herrn, alle seine Heerscharen,
seine Diener, die ihr seinen Willen tut!
Lobet den Herrn, alle seine Werke,
an allen Orten seiner Herrschaft!
Lobe den Herrn, meine Seele!
Verse aus Psalm 103
 
"Die seltsame Geschichte vom »Sprachenwunder« hat mich auch wieder sehr beschäftigt. Dass die babylonische Sprachenverwirrung, durch die die Menschen einander nicht mehr verstehen können, weil jeder seine eigene Sprache spricht, ein Ende haben und überwunden sein soll durch die Sprache Gottes, die jeder Mensch versteht und durch die allein die Menschen sich auch untereinander wieder verstehen können, und dass die Kirche der Ort sein soll, an dem das geschieht, das sind doch alles sehr große und wichtige Gedanken."
Dietrich Bonhoeffer
 
Donnerstag, 28. Mai
Bewahre mich, Gott; denn ich traue auf dich.
Ich habe gesagt zu dem Herrn: Du bist ja der Herr!
Ich weiß von keinem Gut außer dir.
Ich lobe den Herrn, der mich beraten hat;
auch mahnt mich mein Herz des Nachts.
Ich habe den Herrn allezeit vor Augen;
er steht mir zur Rechten, so wanke ich nicht.
Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich;
auch mein Leib wird sicher wohnen.
Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen
und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe.
Du tust mir kund den Weg zum Leben:
Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.
Verse aus Psalm 16 
 
"Gott will uns trösten. Gott tröstet nur, wenn Grund genug dafür vorhanden ist, wenn Menschen nicht ein noch aus wissen, wenn die Sinnlosigkeit des Lebens sie ängstigt. Die Welt, wie sie in Wirklichkeit ist, macht uns immer Angst. Aber wer getröstet wird, sieht und hat mehr als die Welt, er hat das Leben mit Gott. Nichts ist zerstört, verloren, sinnlos, wenn Gott tröstet."
Dietrich Bonhoeffer
 
Mittwoch, 27. Mai
Biete auf, Gott, deine Macht,
die Macht, Gott, die du an uns bewiesen hast.
Ihr Königreiche auf Erden, singet Gott,
lobsinget dem Herrn!
Er fährt einher durch die Himmel,
die von Anbeginn sind.
Siehe, er lässt seine Stimme erschallen, eine gewaltige Stimme.
Gebt Gott die Macht! Seine Herrlichkeit ist über Israel
und seine Macht in den Wolken.
Zu fürchten bist du, Gott, in deinem Heiligtum.
Er ist Israels Gott.
Er wird dem Volk Macht und Kraft geben.
Gelobt sei Gott!
Verse aus Psalm 68
 
"Gott will uns leiten. Nicht alle Wege der Menschen sind Gottes Führung; wir können oft lange auf eigenen Wegen gehen; auf ihnen sind wir ein Spielball des Zufalls, ob er uns Glück oder Unglück bringt. Die eigenen Wege führen im Kreise immer zu uns selbst zurück. Gottes Wege führen zu Gott. Gott leitet uns durch Glück und Unglück immer nur zu Gott. Daran erkennen wir Gottes Wege."
Dietrich Bonhoeffer
 
Dienstag, 26. Mai
Gott, als du vor deinem Volk herzogst,
als du einhergingst in der Wüste,
da bebte die Erde,
und die Himmel troffen vor Gott – am Sinai –,
vor Gott, dem Gott Israels.
Du gabst, Gott, Regen in Fülle,
und dein Erbe, das dürre war, erquicktest du,
dass deine Tiere darin wohnen konnten.
Gott, du labst die Elenden in deiner Güte.
Der Herr gibt ein Wort –
der Freudenbotinnen ist eine große Schar –:
Die Könige der Heerscharen fliehen, sie fliehen,
und die Frauen teilen die Beute aus.
Wollt ihr zwischen den Hürden lagern?
Die Flügel der Tauben sind überzogen mit Silber,
und ihre Schwingen schimmern von Gold.
Du bist aufgefahren zur Höhe
und führtest Gefangne gefangen,
du hast Gaben empfangen von Menschen – auch von Abtrünnigen –,
auf dass Gott der Herr daselbst wohne.
Gelobt sei der Herr täglich.
Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch.
Verse aus Psalm 68
 
"Es gibt zwei Möglichkeiten, einem Menschen, der von einer Last gedrückt wird, zu helfen. Entweder man nimmt ihm die ganze Last ab, so dass er künftig nichts mehr zu tragen hat. Oder man hilft ihm tragen, in dem man ihm dies Tragen leichter macht. Jesus will nicht den ersten Weg mit uns gehen."
Dietrich Bonhoeffer
 
Montag, 25. Mai
Gott steht auf; so werden seine Feinde zerstreut,
und die ihn hassen, fliehen vor ihm.
Wie Rauch verweht, so verwehen sie;
wie Wachs zerschmilzt vor dem Feuer,
so kommen die Frevler um vor Gott.
Die Gerechten aber freuen sich
und sind fröhlich vor Gott
und freuen sich von Herzen.
Singet Gott, lobsinget seinem Namen!
Macht Bahn dem, der auf den Wolken einherfährt;
er heißt Herr. Freuet euch vor ihm!
Ein Vater der Waisen und ein Helfer der Witwen
ist Gott in seiner heiligen Wohnung,
ein Gott, der die Einsamen nach Hause bringt,
der die Gefangenen herausführt, dass es ihnen wohlgehe.
Verse aus Psalm 68
 
"Zu allen Zeiten haben sich Menschen Gedanken über die Grundordnungen ihres Lebens gemacht. Und es ist eine überaus merkwürdige Tatsache, dass die Ergebnisse fast aller solcher Gedanken untereinander und mit den 10 Geboten weitgehend übereinstimmen. Immer wenn die Lebensverhältnisse der Menschen durch starke äußere oder innere Erschütterungen und Umwälzungen in Unordnung geraten, erkennen diejenigen Menschen, die sich die Klarheit und Besonnenheit des Denkens und Urteilens zu bewahren vermögen, dass ohne Gottesfurcht, ohne Ehrerbietung gegen die Eltern, ohne den Schutz des Lebens, der Ehe, des Eigentums und der Ehre – wie immer auch diese Güter gestaltet sein mögen – kein menschliches Zusammenleben möglich ist. Um diese Lebensgesetze zu erkennen, braucht der Mensch nicht Christ zu sein, sondern nur seiner Erfahrung und seiner gesunden Vernunft zu folgen. Der Christ freut sich aller Gemeinsamkeiten, die er in so wichtigen Dingen mit anderen Menschen hat. Er ist bereit, mit diesen zusammenzuarbeiten und zu kämpfen, wo es um die Verwirklichung gemeinsamer Ziele geht."
Dietrich Bonhoeffer
 
Sonntag, 24. Mai
Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe;
sei mir gnädig und antworte mir!
Mein Herz hält dir vor dein Wort
»Ihr sollt mein Antlitz suchen.«
Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz.
Verbirg dein Antlitz nicht vor mir,
verstoße nicht im Zorn deinen Knecht!
Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht
und tu die Hand nicht von mir ab, du Gott meines Heils!
Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich,
aber der Herr nimmt mich auf.
Herr, weise mir deinen Weg
und leite mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen.
Verse aus Psalm 27
 
"Viele Menschen suchen ein Ohr, das ihnen zuhört, und sie finden es unter den Christen nicht, weil diese auch dort reden, wo sie hören sollten."
Dietrich Bonhoeffer
 
Samstag, 23. Mai
Könnte ich doch hören,
was Gott der Herr redet,
dass er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen,
auf dass sie nicht in Torheit geraten.
Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten,
dass in unserm Lande Ehre wohne;
dass Güte und Treue einander begegnen,
Gerechtigkeit und Friede sich küssen;
dass Treue auf der Erde wachse
und Gerechtigkeit vom Himmel schaue;
dass uns auch der Herr Gutes tue
und unser Land seine Frucht gebe;
dass Gerechtigkeit vor ihm her gehe
und seinen Schritten folge.
Verse aus Psalm 85
 
"Die Güter der Gerechtigkeit, der Wahrheit, der Schönheit, alle großen Leistungen überhaupt brauchen Zeit, Beständigkeit, ›Gedächtnis‹, oder sie degenerieren."
Dietrich Bonhoeffer
 
Freitag, 22. Mai
Aller Augen warten auf dich,
und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.
Du tust deine Hand auf
und sättigst alles, was lebt, mit Wohlgefallen.
Der Herr ist gerecht in allen seinen Wegen
und gnädig in allen seinen Werken.
Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen,
allen, die ihn mit Ernst anrufen.
Verse aus Psalm 145 
 
"Es gibt menschliche Grundwahrheiten, zu denen das Leben früher oder später immer wieder zurückkehrt. Darum dürfen wir keine Eile haben, wir müssen warten können. ›Gott sucht wieder auf, was vergangen ist‹, heißt es in der Bibel."
Dietrich Bonhoeffer
 
Christi Himmelfahrt - Donnerstag, 21. Mai
Schlagt froh in die Hände, alle Völker,
und jauchzet Gott mit fröhlichem Schall!
Denn der Herr, der Allerhöchste, ist zu fürchten,
ein großer König über die ganze Erde.
Gott fährt auf unter Jauchzen,
der Herr beim Schall der Posaune.
Lobsinget, lobsinget Gott,
lobsinget, lobsinget unserm Könige!
Denn Gott ist König über die ganze Erde;
lobsinget ihm mit Psalmen!
Verse aus Psalm 47
 
"Himmelfahrtsfreude – man muss innerlich sehr still geworden sein, um den leisen Klang dieses Wortes überhaupt zu hören. Freude lebt von der Stille und von der Unbegreiflichkeit. In der Tat, begreiflich ist diese Freude nicht. Aber das Begreifliche macht nie Freude, es ist das Unbegreifliche und doch Wahre, Wirkliche, Lebendige, an dem Freude sich entzündet.
Darum ist rechte Freude selbst immer etwas Unbegreifliches, sowohl für die andren als auch für den, der sie empfindet. Freude ist einfach da, Himmelfahrtsfreude ist einfach da, wo in der Kirche von Christi Erhöhung über alle Welt und von seiner Wiederkunft geredet wird, wo er selbst seiner freudig wartenden Gemeinde im Sakrament begegnet. Sie ist da, nicht laut, sondern verhalten, die Welt macht ihr Angst, die Sünde macht ihr Angst – aber sie ist da als die himmlische Freude der Knechte, die des Nachts wachen und Ausschau halten bei brennenden Kerzen, bis ihr lieber Herr heimkommt.
Alle Christusfreude in dieser Welt ist ja Vorfreude – und wer wird seine Vorfreude laut verraten? Und doch welche Freude ist stärker als die Vorfreude? Vorfreude – in welcher Erwartung denn? In der Erwartung der letzten Dinge. Der Herr, den wir nicht sehen, aber dennoch lieb haben, er wird wiederkommen."
Dietrich Bonhoeffer
 
Mittwoch, 20. Mai
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.
Siehe, der Hüter Israels
schläft noch schlummert nicht.
Der Herr behütet dich;
der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.
Der Herr behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele.
Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit!
Psalm 121
 
"Christliche Liebe und Hilfe für die Schwachen bedeutet die Erniedrigung des Starken vor dem Schwachen, des Gesunden vor dem Leidenden, des Mächtigen vor dem Ausgebeuteten. Das christliche Verhältnis zwischen dem Starken und dem Schwachen ist, daß der Starke zu dem Schwachen aufsehen und niemals herunterschauen soll."
Dietrich Bonhoeffer
 
Dienstag, 19. Mai
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich.
So sollen sagen, die erlöst sind durch den Herrn,
die er aus der Not erlöst hat,
die er aus den Ländern zusammengebracht hat
von Osten und Westen, von Norden und Süden.
Die irregingen in der Wüste, auf ungebahntem Wege,
und fanden keine Stadt, in der sie wohnen konnten,
die hungrig und durstig waren
und deren Seele verschmachtete,
die dann zum Herrn riefen in ihrer Not
und er errettete sie aus ihren Ängsten
und führte sie den richtigen Weg,
dass sie kamen zur Stadt, in der sie wohnen konnten:
Die sollen dem Herrn danken für seine Güte
und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut,
dass er sättigt die durstige Seele
und die Hungrigen füllt mit Gutem.
Verse aus Psalm 107
 
"Es ist nicht nötig, dass wir in der Meditation darum bemüht sind, in Worten zu denken und zu beten. Das schweigende Denken und Beten, das nur aus dem Hören kommt, kann oftmals förderlicher sein. Es ist nicht nötig, dass wir in der neue Gedanken finden. Das lenkt uns oft nur ab und befriedigt unsere Eitelkeit. Es genügt vollkommen, wenn das Wort, wie wir es lesen und verstehen, in uns eindringt und bei uns Wohnung macht. … Es ist vor allem nicht nötig, dass wir bei der Meditation irgendwelche unerwarteten, außergewöhnlichen Erfahrungen machen. Das kann so sein, ist es aber nicht so, so ist das kein Zeichen einer vergeblichen Meditationszeit. Es wird sich immer wieder eine große innerliche Dürre und Gleichgültigkeit bei uns bemerkbar machen, eine Unlust, ja Unfähigkeit zur Meditation. Wir dürfen dann an solchen Erfahrungen nicht hängen bleiben. Wir dürfen uns durch sie vor allem nicht davon abbringen lassen, mit großer Geduld und Treue unsere Meditationszeit nun gerade einzuhalten."
Dietrich Bonhoeffer
 
Montag, 18. Mai
Du hast den Mond gemacht, das Jahr danach zu teilen;
die Sonne weiß ihren Niedergang.
Du machst Finsternis, dass es Nacht wird;
da regen sich alle Tiere des Waldes,
die jungen Löwen, die da brüllen nach Raub
und ihre Speise fordern von Gott.
Wenn aber die Sonne aufgeht, heben sie sich davon
und legen sich in ihre Höhlen.
Dann geht der Mensch hinaus an seine Arbeit
und an sein Werk bis an den Abend.
Herr, wie sind deine Werke so groß und viel!
Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.
Es wartet alles auf dich,
dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit.
Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie;
wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt.
Verse aus Psalm 104

"Der Kluge erkennt in der Fülle des Konkreten und der in ihm enthaltenen Möglichkeiten zugleich die unübersteiglichen Grenzen, die allem Handeln durch die bleibenden Gesetze menschlichen Zusammenlebens gegeben sind, und in dieser Erkenntnis handelt der Kluge gut beziehungsweise der Gute klug."
Dietrich Bonhoeffer
 
Sonntag, 17. Mai
Kommt herzu, lasst uns dem Herrn frohlocken
und jauchzen dem Hort unsres Heils!
Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen
und mit Psalmen ihm jauchzen!
Denn der Herr ist ein großer Gott
und ein großer König über alle Götter.
Denn in seiner Hand sind die Tiefen der Erde,
und die Höhen der Berge sind auch sein.
Denn sein ist das Meer, und er hat's gemacht,
und seine Hände haben das Trockene bereitet.
Kommt, lasst uns anbeten und knien
und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat.
Denn er ist unser Gott
und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand.
Verse aus Psalm 95

"In die ersten Augenblicke des neuen Tages gehören nicht eigene Pläne und Sorgen, auch nicht der Übereifer der Arbeit, sondern Gottes befreiende Gnade, Gottes segnende Nähe."
Dietrich Bonhoeffer

 
Samstag, 16. Mai
Jauchzet dem Herrn, alle Welt!
Dienet dem Herrn mit Freuden,
kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken!
Erkennet, dass der Herr Gott ist!
Er hat uns gemacht und nicht wir selbst
zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide.
Gehet zu seinen Toren ein mit Danken,
zu seinen Vorhöfen mit Loben;
danket ihm, lobet seinen Namen!
Denn der Herr ist freundlich,
und seine Gnade währet ewig
und seine Wahrheit für und für.
Psalm 100
 
"Dient ihm mit Freuden – ruft uns die Schrift zu. Dazu ist uns unser Leben gegeben und dazu ist es uns bis zur Stunde erhalten. Nicht nur den Heimberufenen, sondern auch uns Lebenden gehört die Freude, die uns keiner rauben soll. In dieser Freude sind wir mit ihnen eins, niemals aber in der Traurigkeit. Wie sollen wir den freudlos und mutlos Gewordenen helfen können, wenn wir nicht selbst von Mut und Freude getragen sind? Nichts Gemachtes, Erzwungenes, sondern etwas Geschenktes, Freies ist da gemeint. Bei Gott wohnt die Freude und von ihm kommt sie herab und ergreift Geist, Seele und Leib, und wo diese Freude einen Menschen gefasst hat, dort greift sie um sich, dort reißt sie mit, dort sprengt sie verschlossene Türen. Es gibt eine Freude, die von Schmerz, Not und Angst des Herzens gar nichts weiß; sie hat keinen Bestand, sie kann nur für Augenblicke betäuben. Die Freude Gottes ist durch die Armut der Krippe und die Not des Kreuzes gegangen; darum ist sie unüberwindlich, unwiderleglich."
Dietrich Bonhoeffer
 
Freitag, 15. Mai
Ich liege mitten unter Löwen;
verzehrende Flammen sind die Menschen,
ihre Zähne sind Spieße und Pfeile und ihre Zungen scharfe Schwerter.
Erhebe dich, Gott, über den Himmel
und deine Ehre über alle Welt!
Sie haben meinen Schritten ein Netz gestellt
und meine Seele gebeugt;
sie haben vor mir eine Grube gegraben – und fallen doch selbst hinein.
Mein Herz ist bereit, Gott,
mein Herz ist bereit, dass ich singe und lobe.
Wach auf, meine Ehre, wach auf, Psalter und Harfe,
ich will das Morgenrot wecken!
Herr, ich will dir danken unter den Völkern,
ich will dir lobsingen unter den Leuten.
Denn deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.
Verse aus Psalm 57
 
"Wir dürfen, so dankbar wir für alle persönlichen Freuden sind, keinen Augenblick die großen Dinge um derentwillen wir leben, aus dem Auge verlieren."
Dietrich Bonhoeffer
 
Donnerstag, 14. Mai
Herr, wer darf weilen in deinem Zelt?
Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berge?
Wer untadelig lebt und recht tut
und redet die Wahrheit von Herzen;
wer mit seiner Zunge nicht verleumdet,
wer seinem Nächsten nichts Arges tut
und seinen Nachbarn nicht schmäht;
wer die Verworfenen für nichts achtet,
aber ehrt die Gottesfürchtigen;
wer seinen Eid hält, auch wenn es ihm schadet;
wer sein Geld nicht auf Zinsen gibt
und nimmt nicht Geschenke wider den Unschuldigen.
Wer das tut, wird nimmermehr wanken.
Psalm 15
 
"Jeder neue Morgen ist ein neuer Anfang unsers Lebens.
Jeder Tag ist ein abgeschlossenes Ganzes."
Dietrich Bonhoeffer
 
Mittwoch, 13. Mai
Ich freute mich über die, die mir sagten:
Lasset uns ziehen zum Hause des Herrn!
Nun stehen unsere Füße
in deinen Toren, Jerusalem.
Wünschet Jerusalem Frieden!
Es möge wohlgehen denen, die dich lieben!
Es möge Friede sein in deinen Mauern
und Glück in deinen Palästen!
Um meiner Brüder und Freunde willen
will ich dir Frieden wünschen.
Um des Hauses des Herrn willen, unseres Gottes,
will ich dein Bestes suchen.
Verse aus Psalm 122
 
"Der Friede Gottes ist die Treue Gottes unserer Untreue zum Trotz, im Frieden Gottes sind wir geborgen, behütet und geliebt. Freilich er nimmt uns unsere Sorge, unsere Verantwortung, unsere Unruhe nicht völlig ab, aber hinter all dem Treiben und Sorgen ist der göttliche Friedensbogen aufgegangen, wir wissen unser Leben getragen und in Einheit mit dem ewigen Leben Gottes, wir wissen, dass der Riss, den wir immer wieder schmerzlich empfinden müssen, nur ein immer erneuerter Hinweis darauf ist, dass Gott den Riss geschlossen hat, dass er uns in sein Leben hineingezogen, so wie wir sind, als Menschen der Erde, als Menschen mit Herzen und Sinnen, das heißt in der Sprache der Bibel: mit Leidenschaften und Nöten, mit dem Eindrücken der Welt befangen. Der Friede Gottes, welcher höher als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus."
Dietrich Bonhoeffer
 
Dienstag, 12. Mai
Gnädig und barmherzig ist der Herr,
geduldig und von großer Güte.
Der Herr ist allen gütig
und erbarmt sich aller seiner Werke.
Dein Reich ist ein ewiges Reich,
und deine Herrschaft währet für und für.
Der Herr ist getreu in all seinen Worten
und gnädig in allen seinen Werken.
Mein Mund soll des Herrn Lob verkündigen,
und alles Fleisch lobe seinen heiligen Namen immer und ewiglich.
Verse aus Psalm 145
 
"Dass Gott die Welt in Christus geliebt und mit sich versöhnt hat, ist die zentrale Verkündigung des Neuen Testaments. In ihr ist vorausgesetzt, dass die Welt der Versöhnung mit Gott bedürftig, doch von sich aus nicht fähig ist. Die Annahme der Welt ist ein Wunder der göttlichen Barmherzigkeit. Darum ist das Verhältnis der Gemeinde zur Welt ganz und gar bestimmt durch das Verhältnis Gottes zur Welt."
Dietrich Bonhoeffer

Montag, 11. Mai
Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre
um deiner Gnade und Treue willen!
Warum sollen die Heiden sagen:
Wo ist denn ihr Gott?
Unser Gott ist im Himmel;
er kann schaffen, was er will.
Ihre Götzen aber sind Silber und Gold,
von Menschenhänden gemacht.
Sie haben einen Mund und reden nicht,
sie haben Augen und sehen nicht,
sie haben Ohren und hören nicht,
sie haben Nasen und riechen nicht,
sie haben Hände und greifen nicht,
Füße haben sie und gehen nicht,
und kein Laut kommt aus ihrer Kehle.
Die solche Götzen machen, werden ihnen gleich,
alle, die auf sie vertrauen.
Aber Israel hoffe auf den Herrn!
Er ist ihre Hilfe und Schild.
Die ihr den Herrn fürchtet, hoffet auf den Herrn!
Der Herr denkt an uns und segnet uns.
Verse aus Psalm 115

"Nicht schlafen, sondern wachsein soll der Mensch. Wachsein heißt nüchtern sein, nicht in Träumen und Wünschen leben, sondern in der hellen Wirklichkeit. Wachsein heißt den Tag und sein Werk lieben. Es heißt ohne Illusionen sein, weil die Illusionen uns die Welt vergötzen und den Blick auf den einen Gott, von dem man sich keine Götzen machen soll, verschleiern und uns die Welt in den Farben unserer eigenen Wünsche und Vorurteile sehen lassen."
Dietrich Bonhoeffer

Sonntag, 10. Mai
Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn er tut Wunder.
Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr lässt sein Heil verkündigen;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel,
aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Jauchzet dem Herrn, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!
Lobet den Herrn mit Harfen,
mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen
jauchzet vor dem Herrn, dem König!
Das Meer brause und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen.
Die Ströme sollen in die Hände klatschen,
und alle Berge seien fröhlich
vor dem Herrn; denn er kommt, das Erdreich zu richten.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit
und die Völker, wie es recht ist.
Psalm 98

"Tolstoi hat einmal gesagt, der Zar müsse verbieten, dass Beethoven von guten Menschen gespielt werden dürfe, er errege die Leidenschaften der Menschen zu tief und gefährde die Menschen. Luther hat andererseits oft gesagt, dass die Musik nächst dem Wort Gottes das Beste sei, was der Mensch habe. Sie haben beide etwas Verschiedenes im Auge, Tolstoi jene Musik zu Ehren des Menschen, Luther diese Musik zur Ehre Gottes. Und von ihr wusste Luther, dass sie unendlich viel Tränen getrocknet, Betrübte fröhlich gemacht, Begierden gestillt, Niedergeschlagene aufgerichtet, Angefochtene gestärkt hat, dass sie auch manchen verstockten Herzen wieder die Tränen abgezwungen und manche großen Sünder zur Buße vor Gottes Güte getrieben hat. Singet dem Herrn ein neues Lied. Auf diesem Wort neu liegt der Ton. Was ist dies neue Lied anders als das Lied, das den Menschen neu macht, das Lied, das aus dem Menschen nach Dunkelheit und Sorge und Angst hervorbricht zu neuer Hoffnung, neuem Glauben, neuem Vertrauen? Das neue Lied ist das Lied, das Gott selbst neu in uns erweckt." 

 

 

Samstag, 9. Mai
Herr, auf dich traue ich,
lass mich nimmermehr zuschanden werden,
errette mich durch deine Gerechtigkeit!
Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends!
Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest!
Denn du bist mein Fels und meine Burg,
und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.
Du wollest mich aus dem Netze ziehen,
das sie mir heimlich stellten;
denn du bist meine Stärke.
In deine Hände befehle ich meinen Geist;
du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.
Ich aber, Herr, hoffe auf dich
und spreche: Du bist mein Gott!
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Verse aus Psalm 31

"Dienet der Zeit. Das Tiefste erschließt sich erst, wenn wir bedenken, dass nicht nur die Welt ihre Zeit und ihre Stunden hat, sondern dass unser eigenes Leben seine Zeit und seine Stunde Gottes hat, und dass hinter den Zeiten unseres Lebens Gottes Spuren sichtbar werden, dass unter unseren Pfaden die tiefen Schächte der Ewigkeit sind, und jeder Schritt bringt ein leises Echo aus der Ewigkeit zurück. Es heißt nur die tiefe reine Gestalt dieser Zeiten zu verstehen und in unserer Lebensführung darzustellen, so werden wir mitten in unserer Zeit auch die heilige Gegenwart Gottes stoßen. Meine Zeit steht in deinen Händen."
Dietrich Bonhoeffer

Freitag, 8. Mai - den 8. Mai 1945 durfte Dietrich Bonhoeffer nicht erleben
Warum toben die Völker
und murren die Nationen so vergeblich?
Die Könige der Erde lehnen sich auf,
und die Herren halten Rat miteinander
Aber der im Himmel wohnt, lachet ihrer,
und der Herr spottet ihrer.
Einst wird er mit ihnen reden in seinem Zorn,
und mit seinem Grimm wird er sie schrecken.
So seid nun verständig, ihr Könige,
und lasst euch warnen, ihr Richter auf Erden!
Dienet dem Herrn mit Furcht
und freut euch mit Zittern.
Verse aus Psalm 2

"Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn der Friede muss gewagt werden. Friede ist das Gegenteil von Sicherung. Sicherheiten fordern heißt Misstrauen haben, und dieses Misstrauen gebiert wiederum Krieg. Sicherheiten suchen heißt sich selber schützen wollen. Friede heißt sich gänzlich ausliefern dem Gebot Gottes, keine Sicherung wollen, sondern in Glaube und Gehorsam dem allmächtigen Gott die Geschichte der Völker in die Hand legen und nicht selbstsüchtig über sie verfügen wollen. Kämpfe werden nicht mit Waffen gewonnen, sondern mit Gott. …
Wie wird Friede? Wer ruft zum Frieden, dass diese Welt es hört, zu hören gezwungen ist? dass alle Völker darüber froh werden müssen? Der einzelne Christ kann das nicht – er kann wohl, wo alle schweigen, die Stimme erheben und Zeugnis ablegen, aber die Mächte der Welt können wortlos über ihn hinwegschreiten. Die einzelne Kirche kann auch wohl zeugen und leiden – ach, wenn sie es nur täte – aber auch sie wird erdrückt von der Gewalt des Hasses. Nur das Eine große ökumenische Konzil der Heiligen Kirche Christi aus aller Welt kann es so sagen, dass die Welt zähneknirschend das Wort vom Frieden vernehmen muss und dass die Völker froh werden, weil diese Kirche Christi ihren Söhnen im Namen Christi die Waffen aus der Hand nimmt und ihnen den Krieg verbietet und den Frieden Christi ausruft über die rasende Welt."
Dietrich Bonhoeffer

Donnerstag, 7. Mai
Ich will singen von der Gnade des Herrn ewiglich
und seine Treue verkünden mit meinem Munde für und für;
denn ich sage: Auf ewig steht die Gnade fest;
du gibst deiner Treue sicheren Grund im Himmel.
Verse aus Psalm 89

"Ich darf meinem Los, ein Gast und Fremdling auf dieser Erde sein zu müssen, nicht dadurch ausweichen, dass ich mein irdisches Leben in Gedanken an den Himmel verträume."
Dietrich Bonhoeffer

Mittwoch, 6. Mai
Gott sei uns gnädig und segne uns,
er lasse uns sein Antlitz leuchten,
dass man auf Erden erkenne deinen Weg,
unter allen Heiden dein Heil.
Es danken dir, Gott, die Völker,
es danken dir alle Völker.
Die Völker freuen sich und jauchzen,
dass du die Menschen recht richtest und regierst die Völker auf Erden.
Es danken dir, Gott, die Völker,
es danken dir alle Völker.
Das Land gibt sein Gewächs;
es segne uns Gott, unser Gott!
Es segne uns Gott,
und alle Welt fürchte ihn!
Psalm 67

"Gott lässt sich aus der Welt heraus drängen ans Kreuz, Gott ist ohnmächtig und schwach in der Welt und gerade und nur so ist er bei uns und hilft uns."
Dietrich Bonhoeffer

Dienstag, 5. Mai
Sie ist fest gegründet auf den heiligen Bergen.
Der Herr liebt die Tore Zions mehr als alle Wohnungen Jakobs.
Herrliche Dinge sagt man von dir,
du Stadt Gottes.
Man wird von Zion sagen:
»Ein jeder ist dort geboren«;
und er selbst, der Höchste, erhält es.
Der Herr spricht, wenn er aufschreibt die Völker:
»Die sind dort geboren.«
Und sie singen beim Reigen:
Alle meine Quellen sind in dir!
Verse aus Psalm 87

"Es geht durch unsere Zeit ein Suchen, ein ängstliches Tasten und Fragen nach göttlichen Dingen. Über unsere Zeit ist die große Einsamkeit gekommen, eine Einsamkeit, die es nur dort gibt, wo Gottverlassenheit herrscht. Mitten in unsere Großstädte in das größte wildeste Treiben ungezählter Menschenmassen ist die große Not der Vereinsamung und der Heimatlosigkeit hereingebrochen. Aber die Sehnsucht wächst, dass doch die Zeit wiederkommen möchte, wo Gott unter den Menschen weilt, wo Gott sich finden lässt. Ein Durst nach Berührung mit göttlichen Dingen ist über die Menschen gekommen, der brennend heiß ist und gestillt sein will."
Dietrich Bonhoeffer

Montag, 4. Mai
Schaffe mir Recht, Gott,
und führe meine Sache wider das treulose Volk
und errette mich von den falschen und bösen Leuten!
Denn du bist der Gott meiner Stärke.
Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten.
Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.
Verse aus Psalm 43

"Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden."
Dietrich Bonhoeffer

Sonntag, 3. Mai
Lobet, ihr Völker, unsern Gott,
lasst seinen Ruhm weit erschallen,
der unsre Seelen am Leben erhält
und lässt unsere Füße nicht gleiten.
Kommt her, höret zu alle, die ihr Gott fürchtet;
ich will erzählen, was er an mir getan hat.
Zu ihm rief ich mit meinem Munde
und pries ihn mit meiner Zunge.
Wenn ich Unrechtes vorgehabt hätte in meinem Herzen,
so würde der Herr nicht hören.
Aber Gott hat mich erhört
und gemerkt auf mein Flehen.
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft
noch seine Güte von mir wendet.
Verse aus Psalm 66

"Die Kraft des Menschen ist das Gebet. Beten ist Atemholen aus Gott; beten heißt sich Gott anvertrauen."
Dietrich Bonhoeffer

Samstag, 2. Mai
Wie soll ich dem Herrn vergelten
all seine Wohltat, die er an mir tut?
Ich will den Kelch des Heils erheben
und des Herrn Namen anrufen.
Ich will meine Gelübde dem Herrn erfüllen
vor all seinem Volk.
in den Vorhöfen am Hause des Herrn,
in deiner Mitte, Jerusalem. Halleluja!
Verse aus Psalm 116

"Leben ist Wohltat Gottes. Leben ist nicht Mittel zum Zweck, sondern es ist in sich selbst Erfüllung. Gott schuf uns, damit wir leben, er versöhnte und erlöste uns, damit wir leben."
Dietrich Bonhoeffer

Freitag, 1. Mai
Nähme ich Flügel der Morgenröte
und bliebe am äußersten Meer,
so würde auch dort deine Hand mich führen
und deine Rechte mich halten.
Spräche ich: Finsternis möge mich decken
und Nacht statt Licht um mich sein –,
so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,
und die Nacht leuchtete wie der Tag.
Finsternis ist wie das Licht.
Verse aus Psalm 139

"Der alttestamentliche Tag beginnt mit dem Abend und endet wieder mit dem Sonnenuntergang. Das ist die Zeit der Erwartung. Der Tag der neutestamentlichen Gemeinde beginnt mit der Frühe des Sonnenaufgangs und endet mit dem Anbruch des Lichtes am neuen Morgen. Das ist die Zeit der Erfüllung, der Auferstehung des Herrn. In der Nacht wurde Christus geboren, ein Licht in der Finsternis, der Mittag wurde zur Nacht, als Christus am Kreuze litt und starb, aber in der Frühe des Ostermorgens ging Christus als Sieger aus dem Grabe hervor... Die Frühe des Morgens gehört der Gemeinde des auferstandenen Christus. Beim Anbruch des Lichtes gedenkt sie des Morgens, an dem Tod, Teufel und Sünde bezwungen darniederlagen, und neues Leben und Heil den Menschen geschenkt ward. Was wissen wir Heutigen, die wir Furcht und Ehrfurcht vor der Nacht nicht mehr kennen, noch von der großen Freude unserer Väter und der alten Christenheit an der morgendlichen Wiederkehr des Lichtes? Wollen wir wieder etwas lernen von dem Lobpreis, der am frühen Morgen den dreieinigen Gott gebührt, Gott, dem Vater und Schöpfer, der unser Leben bewahrt hat in der finsteren Nacht und uns aufgeweckt hat zu einem neuen Tag."
Dietrich Bonhoeffer

Donnerstag, 30. April
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,
denn seine Güte währet ewiglich.
Danket dem Gott aller Götter,
denn seine Güte währet ewiglich.
Danket dem Herrn aller Herren,
denn seine Güte währet ewiglich.
Der allein große Wunder tut,
denn seine Güte währet ewiglich.
Verse aus Psalm 136

"Dankbarkeit macht das Leben erst reich."
Dietrich Bonhoeffer

Mittwoch, 29. April
Jauchzet Gott, alle Lande!
Lobsinget zur Ehre seines Namens;
rühmet ihn herrlich!
Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke!
Deine Feinde müssen sich beugen vor deiner großen Macht.
Alles Land bete dich an und lobsinge dir,
lobsinge deinem Namen.
Kommt her und sehet an die Werke Gottes,
der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.
Verse aus Psalm 66

"Dass Gott im Wort schafft, heißt, dass Schöpfung Befehl, Geheiß Gottes ist, und dass dieser Befehl frei ist. Gott spricht, d. h. er schafft ganz frei und bleibt auch in seinem Schaffen seinem Werk gegenüber noch ganz frei. Er ist nicht an das Werk gebunden, aber er bindet sein Werk an sich. Er geht nicht substantiell in sein Werk ein, sondern seine Beziehung zu seinem Werk ist sein Befehl; d. h. er ist nie anders in der Welt, als indem er schlechthin jenseits der Welt ist. Er ist als Wort in der Welt, weil er der schlechthin Jenseitige ist, und er ist der schlechthin Jenseitige, weil er im Wort in der Welt ist. Nur im Wort der Schöpfung kennen wir den Schöpfer, im Wort in der Mitte haben wir den Anfang. Also nicht »aus« den Werken erkennen wir den Schöpfer, als ob die Substanz, die Natur, das Wesen des Werkes letztlich nun doch irgendwie identisch wäre mit der Natur Gottes, als ob es da irgendein Kontinuum, etwa das von Ursache und Wirkung gäbe, sondern allein weil Gott durch sein Wort sich zu diesen Werken bekennt und weil wir dieses Wort über diese Werke glauben, darum glauben wir ihn als den Schöpfer."
Dietrich Bonhoeffer

Dienstag, 28. April
Ich aber, Herr, hoffe auf dich
und spreche: Du bist mein Gott!
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Wie groß ist deine Güte, Herr,
die du bewahrt hast denen, die dich fürchten,
und erweisest vor den Menschen denen, die auf dich trauen!
Seid getrost und unverzagt alle,
die ihr des Herrn harret!
Verse aus Psalm 31

"Dreieiniger Gott,
mein Schöpfer und mein Heiland,
dir gehört dieser Tag.
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Heiliger, barmherziger Gott
mein Schöpfer und mein Heiland
mein Richter und mein Erretter
du kennst mich und alle meine Wege und Tun.
Du hasst und strafst das Böse in dieser und in jener Welt ohne Ansehen der Person, du vergibst Sünden, dem der dich aufrichtig darum bittet und du liebst das Gute und lohnst es auf dieser Erde mit getrostem Gewissen und in der künftigen Welt mit der Krone der Gerechtigkeit."
Dietrich Bonhoeffer

Montag, 27. April
Fürsten verfolgen mich ohne Grund;
aber mein Herz fürchtet sich nur vor deinen Worten.
Ich freue mich über dein Wort
wie einer, der große Beute macht.
Lügen bin ich feind, und sie sind mir ein Gräuel;
aber dein Gesetz habe ich lieb.
Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben;
sie werden nicht straucheln.
Herr, ich warte auf dein Heil
und tue nach deinen Geboten.
Meine Seele hält deine Zeugnisse
und liebt sie sehr.
Ich halte deine Befehle und deine Zeugnisse;
denn alle meine Wege liegen offen vor dir.
Verse aus Psalm 119

"Unser Herz steht immer darauf nur unter den Freunden, unter den Gerechten und Ehrbaren zu bleiben. Aber Jesus Christus war mitten unter seinen Feinden. Gerade dort wollte er sein. Dort sollen wir auch sein. Das unterscheidet uns von allen anderen Sekten und Religionen. Da wollen die Frommen unter sich sein. Christus aber will, dass wir mitten unter unseren Feinden seien, wie er war; mitten unter seinen Feinden starb er den Tod der Liebe Gottes und betete: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."
Dietrich Bonhoeffer

 

Sonntag, 26. April
Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Psalm 23

"Die eigenen Wege führen im Kreise immer zu uns selbst zurück. Aber wenn Gott unsere Wege leitet, dann führen sie zu ihm. Gott leitet uns durch Glück und Unglück – immer nur zu Gott. Daran erkennen wir Gottes Wege."
Dietrich Bonhoeffer

Samstag, 25. April
Wie kann ein junger Mensch sein Leben meistern?
Dadurch, dass er sich nach deinem Wort richtet.
Von ganzem Herzen habe ich dich gesucht.
Lass mich nicht von deinen Geboten abweichen!
Ich habe dein Wort im Herzen bewahrt,
damit ich mich nicht gegen dich verfehle.
Ein Leben nach deinen Vorschriften
macht mir Freude – mehr als aller Reichtum.
Verse aus Psalm 119

"Gott ist uns in unserer persönlichen Lebensführung oder in seinem geschichtlichen Handeln oft verborgen; nicht das ist beängstigend. Aber dass sich uns das offenbare Gebot Gottes verdunkelt, sodass wir aus dem Wort Gottes nicht mehr erkennen,
was wir tun sollen, das ist eine schwere Anfechtung."
Dietrich Bonhoeffer

Freitag, 24. April
Der Herr ist mein Licht und mein Heil;
vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist meines Lebens Kraft;
vor wem sollte mir grauen?
Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde
die Güte des Herrn im Lande der Lebendigen.
Harre des Herrn!
Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn!
Verse aus Psalm 27

"Christ ist der Mensch, der sein Heil, seine Rettung, seine Gerechtigkeit nicht mehr bei sich selbst sucht, sondern bei Jesus Christus alleine."
Dietrich Bonhoeffer

Donnerstag, 23. April
Gelobt sei der Herr; denn er hat erhört
die Stimme meines Flehens.
Der Herr ist meine Stärke und mein Schild;
auf ihn traut mein Herz und mir ist geholfen.
Nun ist mein Herz fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Lied.
Der Herr ist seines Volkes Stärke,
Hilfe und Stärke für seinen Gesalbten.
Hilf deinem Volk und segne dein Erbe
und weide und trage sie ewiglich!
Verse aus Psalm 28

"Und so muss man sich durch die kleinen Gedanken, die einen ärgern, immer wieder hindurchfinden zu den großen Gedanken,
die einen stärken."
Dietrich Bonhoeffer

Mittwoch, 22. April
Ich will den Herrn loben allezeit;
sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
Meine Seele soll sich rühmen des Herrn,
dass es die Elenden hören und sich freuen.
Preiset mit mir den Herrn
und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!
Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir
und errettete mich aus aller meiner Furcht.
Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude,
und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.
Als einer im Elend rief, hörte der Herr
und half ihm aus allen seinen Nöten.
Der Engel des Herrn lagert sich um die her,
die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
Verse aus Psalm 34

"Vor Gottes Gebot ist der Mensch nicht der Herkules am Scheidewege in Permanenz, nicht der ewig um die rechte Entscheidung Ringende, im Konflikt der Pflichten Sich Aufreibende, immer wieder Scheiternde und neu Anfangende, und Gottes Gebot selbst tritt nicht nur in jenen großen, bewegten, in höchster Bewusstheit erlebten Krisenmomenten des Lebens in Erscheinung. Vielmehr darf der Mensch vor Gottes Gebot nun einmal schon wirklich auf dem Wege sein (nicht immer erst am Scheideweg stehen), er darf die rechte Entscheidung einmal wirklich hinter sich haben (nicht immer vor sich), er darf ganz ohne inneren Konflikt das Eine tun und das andere (theoretisch-ethisch vielleicht ebenso Dringliche) lassen, er darf den Anfang schon gemacht haben und sich auf dem Wege vom Gebot wie von einem guten Engel leiten, begleiten und bewahren lassen, und Gottes Gebot selbst kann nun in der Gestalt alltäglicher, scheinbar kleiner, bedeutungsloser Worte, Sätze, Winke, Hilfen dem Leben die einheitliche Richtung, die persönliche Führung geben."
Dietrich Bonhoeffer

Dienstag, 21. April
Der Herr ist König und herrlich gekleidet;
der Herr ist gekleidet und umgürtet mit Kraft.
Fest steht der Erdkreis, dass er nicht wankt.
Von Anbeginn steht dein Thron fest;
du bist ewig.
Deine Zeugnisse sind wahrhaftig und gewiss;
Heiligkeit ist die Zierde deines Hauses, Herr, für alle Zeit.
Verse aus Psalm 93

"Als der alte Luther gestorben war, fand man auf seinem Schreibtisch einen Zettel auf den er noch in den letzten Stunden die Worte geschrieben hatte: Wir sind Bettler am Geist. Und dabei bleibt’s, solange es Menschen gibt. Der aber König
ist im Geist, der Herr alles Lebens und aller Gnade, der lehre uns erkennen, dass unsere Hoffnung und unser Leben steht und fällt mit der Gnade Gottes. Sein ist die Tat, sein ist der Weg,
sein ist die Gnade, sein ist der Geist, sein ist unser Dienst und unser Leben, sein die Ehre über alle Kreatur."
Dietrich Bonhoeffer

Montag, 20. April
Warum toben die Völker
und murren die Nationen so vergeblich?
Die Könige der Erde lehnen sich auf,
und die Herren halten Rat miteinander
wider den Herrn und seinen Gesalbten:
Aber der im Himmel wohnt, lachet ihrer,
und der Herr spottet ihrer.
Einst wird er mit ihnen reden in seinem Zorn,
und mit seinem Grimm wird er sie schrecken.
So seid nun verständig, ihr Könige,
und lasst euch warnen, ihr Richter auf Erden!
Dienet dem Herrn mit Furcht
und freut euch mit Zittern.
Verse aus Psalm 2

"Der Mensch wird durch die Furcht entmenscht. Aber der Mensch soll sich nicht fürchten, wir sollen uns nicht fürchten! Das ist der Unterschied des Menschen von aller Kreatur, dass er in aller Ausweglosigkeit, Unklarheit und Schuld um eine Hoffnung weiß und diese Hoffnung heißt: Dein Wille geschehe, ja, dein Wille geschieht."
Dietrich Bonhoeffer

Sonntag, 19. April
Der Herr beschützt die Unerfahrenen.
Ich war auf seine Hilfe angewiesen –
er hat mir geholfen.
Komm wieder zur Ruhe, meine Seele!
Denn der Herr hat dir Gutes getan.
Den Becher, der meine Rettung bekräftigt,
will ich zum Dank erheben –
und dazu den Namen des HERRN anrufen.
Verse aus Psalm 116

"Wo einer meint, den Weg mit Gott nicht mehr länger gehen zu können, weil er zu schwer ist, da wird uns Gottes Nähe, Gottes Treue, Gottes Stärke zum Trost und zur Hilfe, da erst erkennen wir Gott und den Sinn unseres christlichen Lebens recht."
Dietrich Bonhoeffer

Samstag, 18. April
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich.
Es sagen nun, die den Herrn fürchten:
Seine Güte währet ewiglich.
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben,
ist zum Eckstein geworden.
Das ist vom Herrn geschehen
und ist ein Wunder vor unsern Augen.
Dies ist der Tag, den der Herr macht;
lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
Verse aus Psalm 118

"Wir dürfen wissen, dass Gott weiß, was wir bedürfen, ehe wir darum bitten. Das gibt unserem Gebet größte Zuversicht und fröhliche Gewissheit."
Dietrich Bonhoeffer

Freitag, 17. April
Das ist mir lieb,
dass der Herr meine Stimme und mein Flehen hört.
Denn er neigte sein Ohr zu mir;
darum will ich mein Leben lang ihn anrufen.
Stricke des Todes hatten mich umfangen,
des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen;
ich kam in Jammer und Not.
Aber ich rief an den Namen des Herrn:
Ach, Herr, errette mich!
Der Herr ist gnädig und gerecht,
und unser Gott ist barmherzig.
Du hast meine Seele vom Tode errettet,
mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.
Ich werde wandeln vor dem Herrn
im Lande der Lebendigen.
Verse aus Psalm 116

"Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt."
Dietrich Bonhoeffer

Donnerstag, 16. April
Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen,
der du zeigst deine Hoheit am Himmel!
Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk,
den Mond und die Sterne, die du bereitet hast:
was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
Verse aus Psalm 8

"Der Mensch lebt notwendig in einer Begegnung mit anderen Menschen, und ihm wird mit dieser Begegnung in einer je verschiedenen Form eine Verantwortung für den anderen Menschen auferlegt."
Dietrich Bonhoeffer

Mittwoch, 15. April
Danket dem Herrn und rufet an seinen Namen;
verkündigt sein Tun unter den Völkern!
Gedenket seiner Wunderwerke, die er getan hat,
seiner Zeichen und der Urteile seines Mundes,
Er ist der Herr, unser Gott,
er richtet in aller Welt.
Er gedenkt ewiglich an seinen Bund,
an das Wort, das er verheißen hat für tausend Geschlechter.
Verse aus Psalm 105

"In der Dankbarkeit gewinne ich das rechte Verhältnis zu meiner Vergangenheit. In ihr wird das Vergangene fruchtbar für die Gegenwart."
Dietrich Bonhoeffer

Dienstag, 14. April
Freuet euch des Herrn, ihr Gerechten;
die Frommen sollen ihn recht preisen.
Danket dem Herrn mit der Harfe;
lobsinget ihm zur Harfe von zehn Saiten!
Singet ihm ein neues Lied;
spielt schön auf den Saiten mit fröhlichem Schall!
Denn des Herrn Wort ist wahrhaftig,
und was er zusagt, das hält er gewiss.
Er liebt Gerechtigkeit und Recht;
die Erde ist voll der Güte des Herrn.
Verse aus Psalm 33

"Bei Gott wohnt die Freude und von ihm kommt sie herab und ergreift Geist, Seele und Leib, und wo diese Freude einen Menschen gefasst hat, dort greift sie um sich, dort reißt sie mit, dort sprengt sie verschlossene Türen."
Dietrich Bonhoeffer

Ostermontag, 13. April
Bewahre mich, Gott; denn ich traue auf dich.
Ich habe gesagt zu dem Herrn: Du bist ja der Herr!
Ich weiß von keinem Gut außer dir.
Ich lobe den Herrn, der mich beraten hat;
auch mahnt mich mein Herz des Nachts.
Ich habe den Herrn allezeit vor Augen;
er steht mir zur Rechten, so wanke ich nicht.
Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich;
auch mein Leib wird sicher wohnen.
Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen
und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe.
Du tust mir kund den Weg zum Leben:
Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.
Verse aus Psalm 16

"Nicht um einen Kampf von Dunkel und Licht, der schließlich doch dem Licht den Sieg bringen muss, weil das Dunkel ja eigentlich ein Nichts ist, weil der Tod ja schon Leben ist, nicht um einen Kampf von Winter und Frühling, von Eis und Sonne handelt es sich Ostern, sondern um den Kampf der schuldigen Menschheit gegen die göttliche Liebe, besser: der göttlichen Liebe gegen die schuldige Menschheit; einen Kampf, in dem Gott zu unterliegen scheint am Karfreitag und in dem er grade, indem er unterliegt, – siegt – an Ostern. Nicht von Unersterblichkeit ist Ostern die Rede, sondern von Auferstehung, Auferstehung vom Tode, der wirklich ein Tod ist mit allen Schrecken und Furchtbarkeiten, ein Tod des Körpers und der Seele, des ganzen Menschen, kraft Gottes Machttat. Das ist Osterbotschaft."
Dietrich Bonhoeffer

Ostersonntag, 12. April
Der Herr ist meine Macht und mein Psalm
und ist mein Heil.
Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten:
Die Rechte des Herrn behält den Sieg!
Ich werde nicht sterben, sondern leben
und des Herrn Werke verkündigen.
Ich danke dir, dass du mich erhört hast
und hast mir geholfen.
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben,
ist zum Eckstein geworden.
Das ist vom Herrn geschehen
und ist ein Wunder vor unsern Augen.
Dies ist der Tag, den der Herr macht;
lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
Verse aus Psalm 118
 
"Ostern? Unser Blick fällt mehr auf das Sterben als auf den Tod. Wie wir mit dem Sterben fertig werden, ist uns wichtiger als wie wir den Tod besiegen. Sokrates überwand das Sterben, Christus überwand den Tod. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod. Mit dem Sterben fertig werden bedeutet noch nicht mit dem Tod fertig werden. Die Überwindung des Sterbens ist im Bereich menschlicher Möglichkeiten, die Überwindung des Todes heißt Auferstehung."
Dietrich Bonhoeffer

Karsamstag, 11. April
Herr, Gott, mein Heiland,
ich schreie Tag und Nacht vor dir.
Lass mein Gebet vor dich kommen,
neige deine Ohren zu meinem Schreien.
Denn meine Seele ist übervoll an Leiden,
und mein Leben ist nahe dem Totenreich.
Ich bin denen gleich geachtet, die in die Grube fahren,
ich bin wie ein Mann, der keine Kraft mehr hat.
Ich liege unter den Toten verlassen,
wie die Erschlagenen, die im Grabe liegen,
derer du nicht mehr gedenkst

und die von deiner Hand geschieden sind.
Du hast mich hinunter in die Grube gelegt,
in die Finsternis und in die Tiefe.
Verse aus Psalm 88

"Es war alles so gekommen, wie es kommen musste. In Erniedrigung, Schmach und Schande war die Liebe Gottes auf der Erde erschienen, am Kreuze schlug Gottes Zorn seinen eigenen Sohn für die Schlechtigkeit der Welt, oder die Schlechtigkeit der Welt hatte den Sohn ans Kreuz geschlagen. Wir wollen am Karfreitag nicht gleich daran denken, dass mit Ostern den Dingen eine neue Wendung gegeben wurde. Wir wollen daran denken, wie die Jünger mit dem Tode Jesu alle Hoffnung zerschlagen sahen. Zerstreut voneinander, in hoffnungsloser Traurigkeit grübelten sie dem nach, was geschehen war. Nur wenn wir den Tod Jesu genauso ernst nehmen können wie sie, verstehen wir recht, was die Auferstehungsbotschaft zu bringen vermag."
Dietrich Bonhoeffer

Karfreitag, 10. April
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht,
und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.
Unsere Väter hofften auf dich;
und da sie hofften, halfst du ihnen heraus.
Zu dir schrien sie und wurden errettet,
sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden.
Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch,
ein Spott der Leute und verachtet vom Volk.
Alle, die mich sehen, verspotten mich,
sperren das Maul auf und schütteln den Kopf.
Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an,
du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an.
Verse aus Psalm 22

"Herr Jesus Christus,
du warst arm und elend, gefangen und verlassen wie ich.
Du kennst alle Not der Menschen,
du bleibst bei mir, wenn kein Mensch mir beisteht
du vergisst mich nicht und suchst mich,
du willst, dass ich dich erkenne und mich zu dir kehre
Herr, ich höre deinen Ruf und folge.
Hilf mir!
Heiliger Geist,
gib mir den Glauben,
der mich vor Verzweiflung und Laster rettet
Gib mir die Liebe zu Gott und den Menschen,
die allen Hass und alle Bitterkeit vertilgt,
gib mir die Hoffnung,
die mich befreit von Furcht und Verzagtheit.
Lehre mich Jesus Christus erkennen und seinen Willen tun."
Dietrich Bonhoeffer
 
Gründonnerstag, 9. April
Halleluja! Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen
im Rate der Frommen und in der Gemeinde.
Groß sind die Werke des Herrn;
wer sie erforscht, der hat Freude daran.
Was er tut, das ist herrlich und prächtig,
und seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich.
Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder,
der gnädige und barmherzige Herr.
Er gibt Speise denen, die ihn fürchten;
er gedenkt auf ewig an seinen Bund.
Verse aus Psalm 111

"Was ist der rechte Gebrauch des Abendmahls? Was dürfen wir vom Empfang des Sakraments erwarten? Welches ist die Gabe, die uns zuteil wird? Was hat Jesus mit der Einsetzung des Abendmahls verheißen und welches ist die rechte Predigt, die zum Abendmahl einlädt? Wir kommen ja nicht darum herum, dass es im Abendmahl nicht um ein unklares mystisches Erlebnis, sondern um das klare, leibgewordene Wort Gottes, um Zuspruch und Anspruch Jesus Christi geht. Jesus selbst hat den Jüngern nicht stumm Brot und Wein gereicht, sondern er hat sein Wort dazu gesprochen. Um das rechte Nachsprechen dieses Wortes Jesu (das doch wie alle Predigt nicht einfach Wiederholung und Deklamation des Bibelwortes sein kann!), darum also, dass das Sakrament Jesu eigenes Sprechen und Handeln bleibe für alle Zeiten, ist es der lutherischen Kirche gegangen, wenn sie die Abendmahlslehre mit so großem Nachdruck und Ernst getrieben hat. Es soll in der Kirche nichts gelten und geschehen als Jesu Wort und Tat."
Dietrich Bonhoeffer
 
Mittwoch, 8. April
Eile, Gott, mich zu erretten,
Herr, mir zu helfen!
Es sollen sich schämen und zuschanden werden,
die mir nach dem Leben trachten;
sie sollen zurückweichen und zum Spott werden, die mir mein Unglück gönnen.
Sie sollen umkehren um ihrer Schande willen,
die über mich schreien: Da, da!
Lass deiner sich freuen und fröhlich sein
alle, die nach dir fragen; und die dein Heil lieben, lass allewege sagen: Hochgelobt sei Gott!
Ich aber bin elend und arm; Gott, eile zu mir!
Du bist mein Helfer und Erretter; Herr, säume nicht!
Psalm 70

"Gott gibt uns die Gebote, damit wir bei ihm, für ihn und mit ihm sein und bleiben können. Er bekennt sich zu uns, indem er uns sein Gebot wissen lässt als Herr und als Helfer."
Dietrich Bonhoeffer
 
Dienstag, 7. April
Herr, ich traue auf dich,
lass mich nimmermehr zuschanden werden.
Errette mich durch deine Gerechtigkeit und hilf mir heraus,
neige deine Ohren zu mir und hilf mir!
Sei mir ein starker Hort, dahin ich immer fliehen kann,
der du zugesagt hast, mir zu helfen;
denn du bist mein Fels und meine Burg.
Auch verlass mich nicht, Gott, im Alter,
wenn ich grau werde, bis ich deine Macht verkündige Kindeskindern
und deine Kraft allen, die noch kommen sollen.
Verse aus Psalm 71

"Seit langem haben wir uns daran gewöhnt, nicht mit langen Zeitabschnitten zu rechnen. Wir können und sollen es auch nicht. Gehorsam zu lernen an jedem neuen Tag ist uns genug."
Dietrich Bonhoeffer

Montag, 6. April
Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.
Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes
und dein Recht wie die große Tiefe.
Herr, du hilfst Menschen und Tieren.
Wie köstlich ist deine Güte, Gott,
dass Menschenkinder unter dem Schatten
deiner Flügel Zuflucht haben!
Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses,
und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,
und in deinem Lichte sehen wir das Licht.
Breite deine Güte über die, die dich kennen,
und deine Gerechtigkeit über die Frommen.
Verse aus Psalm 36

"Das Licht erweckt die Finsternis zum eigenen Sein, zum freien Lobpreis des Schöpfers. Ohne das Licht wären wir nicht – denn ohne das Licht gibt es kein Gegenüber, weil es keine Gestalt gibt. Ohne Gegenüber aber gibt es keine freie Anbetung Gottes. Die unterworfene Tiefe betete Gott an in unterworfener, dumpfer, unfreier Gegenüberlosigkeit, die Gestalt im Licht vernimmt das Gegenübersein als ihr eigenes Sein und dankt es ganz dem Schöpfer. Die vom Licht gespendete Durchsichtigkeit, Klarheit und Unbeschwertheit des eigenen Seins im Gegenübersein mit der anderen geschaffenen Gestalt und mit dem Schöpfer ist das Werk des ersten Wortes des Schöpfers. In seinem geschaffenen Licht sieht die Schöpfung sein Licht."
Dietrich Bonhoeffer

Sonntag, 5. April
Gott, hilf mir!
Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.
Ich versinke in tiefem Schlamm,
wo kein Grund ist; ich bin in tiefe Wasser geraten,
und die Flut will mich ersäufen.
Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser.
Meine Augen sind trübe geworden,
weil ich so lange harren muss auf meinen Gott.
Ich aber bete, Herr, zu dir zur Zeit der Gnade;
Gott, nach deiner großen Güte erhöre mich mit deiner treuen Hilfe.
Verse aus Psalm 69

"In die ersten Augenblicke des neuen Tages gehören nicht eigene Pläne und Sorgen, auch nicht der Übereifer der Arbeit, sondern Gottes befreiende Gnade, Gottes segnende Nähe."
Dietrich Bonhoeffer

Samstag, 4. April
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.
Siehe, der Hüter Israels
schläft noch schlummert nicht.
Der Herr behütet dich;
der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.
Der Herr behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele.
Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit!
Psalm 121

"Von Gott nicht mehr loskommen können, daß ist die dauernde Beunruhigung jedes christlichen Lebens. Wer sich einmal auf ihn einließ, wer sich einmal von ihm überreden ließ, der kommt nicht mehr los. Zu wem er einmal geredet hat, der kann ihn nicht mehr ganz vergessen, den begleitet er immerfort, im Guten und im Bösen. Den verfolgt er – wie der Schatten den Menschen. Und diese dauernde Nähe Gottes wird dem Menschen zu viel, zu groß, geht ihm über seine Kraft und er denkt wohl manchmal: O, hätte ich es nie mit Gott angefangen. Es ist zu schwer für mich. Es zerstört mir den Frieden meiner Seele und mein Glück. Und wenn er meint, er könne es nicht mehr ertragen, er müsse sich selbst ein Ende machen – dann weiß er doch auch wieder, daß er auch so nicht mehr loskommt von dem Gott, auf den er sich einließ, von dem er sich hat überreden lassen, er bleibt sein Opfer, in seinen Händen. Aber eben hier, wo einer meint, den Weg mit Gott nicht mehr länger gehen zu können, weil er zu schwer ist – und solche Stunden kommen über jeden zu seiner Zeit – wo uns Gott zu stark geworden ist – wo ein Christ unter Gott zusammenbricht und verzagt – da wird uns Gottes Nähe, Gottes Treue, Gottes Stärke zum Trost und zur Hilfe, da erst erkennen wir Gott und den Sinn unseres christlichen Lebens recht."
Dietrich Bonhoeffer

Freitag, 3. April
Aber du, Herr, sei nicht ferne;
meine Stärke, eile, mir zu helfen!
Errette mein Leben vom Schwert,
mein einziges Gut von den Hunden!
Hilf mir aus dem Rachen des Löwen
und vor den Hörnern der wilden Stiere –
du hast mich erhört!
Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden;
und die nach dem Herrn fragen, werden ihn preisen;
euer Herz soll ewiglich leben.
Verse aus Psalm 22

"Herr, unser Glaube und unsere Hoffnung ist so schwach. Wir wagen es nicht unser Leben ganz auf deine Verheißung zu setzen. Wir zweifeln an deiner Macht. Herr vergib dem Zweifler und dem Hoffnungslosen und gib uns heute noch deine Verheißung neu. Herr Gott, du lässt die Wasser hoch um uns steigen. Sieh doch auf deine Welt herab. Es ist ja eine furchtbare Qual. Hunger und Durst, keine Heimat, keine Arbeit, Tränen und Verzweiflung. … Ist das die Welt, die du geschaffen hast? Ach, wir müssen furchtbar fern von dir sein, dass deine Geschöpfe so leiden müssen. Wir sind bald am Ende. Wir glauben nichts mehr und wir hoffen nichts mehr. Nun komm du, o Gott, und brich all dies Elend, all den Jammer. … Dass du die Armen und Elenden, Bekümmerten und Leidtragenden in dein Reich geladen hast. Heute noch wollen wir von dieser Verheißung reden. Gott, mach uns wieder froh."
Dietrich Bonhoeffer
 
Donnerstag, 2. April
Denn es haben mich umgeben Leiden ohne Zahl.
Meine Sünden haben mich ereilt; ich kann sie nicht überblicken.
Ihrer sind mehr als Haare auf meinem Haupt,
und mein Mut hat mich verlassen.
Lass dir's gefallen, Herr, mich zu erretten;
eile, Herr, mir zu helfen!
Lass deiner sich freuen und fröhlich sein
alle, die nach dir fragen; und die dein Heil lieben,

lass allewege sagen:
Der Herr sei hochgelobt!
Denn ich bin arm und elend;
der Herr aber sorgt für mich.
Du bist mein Helfer und Erretter;
mein Gott, säume doch nicht!
Verse aus Psalm 40

"Dreieiniger Gott,
mein Schöpfer und mein Heiland,
dir gehört dieser Tag. Meine Zeit steht in deinen Händen.
Heiliger, barmherziger Gott
mein Schöpfer und mein Heiland
mein Richter und mein Erretter
du kennst mich und alle meine Wege und Tun. …
Herr, was dieser Tag auch bringt – dein Name sei gelobt."
Dietrich Bonhoeffer

Mittwoch, 1. April
Gott, höre mein Gebet
und verbirg dich nicht vor meinem Flehen.
Merke auf mich und erhöre mich,
wie ich so ruhelos klage und heule.
Furcht und Zittern ist über mich gekommen,
und Grauen hat mich überfallen.
Ich sprach: O hätte ich Flügel wie Tauben,
dass ich wegflöge und Ruhe fände!
Siehe, so wollte ich in die Ferne fliehen
und in der Wüste bleiben.
Ich wollte eilen, dass ich entrinne
vor dem Sturmwind und Wetter.
Ich aber will zu Gott rufen
und der Herr wird mir helfen.
Verse aus Psalm 55

"Wo einer meint, den Weg mit Gott nicht mehr länger gehen zu können, weil er zu schwer ist, da wird uns Gottes Nähe, Gottes Treue, Gottes Stärke zum Trost und zur Hilfe, da erst erkennen wir Gott und den Sinn unseres christlichen Lebens recht."
Dietrich Bonhoeffer

Dienstag, 31. März
Herr, führe meine Sache gegen meine Widersacher,
bekämpfe, die mich bekämpfen!
Denn ohne Grund haben sie mir ihr Netz gestellt,
ohne Grund mir eine Grube gegraben.
Aber meine Seele soll sich freuen des Herrn
und fröhlich sein über seine Hilfe.
Herr, du hast es gesehen, schweige nicht;
Herr, sei nicht ferne von mir!
Wach auf, werde wach für mein Recht
und meine Sache, mein Gott und Herr!
Und meine Zunge soll reden von deiner Gerechtigkeit
und dich täglich preisen.
Verse aus Psalm 35
 
"Stille vor Gott bedarf der Arbeit und der Übung. Sie bedarf des täglichen Mutes, sich Gottes Wort auszusetzen und von ihm richten zu lassen, bedarf der täglichen Frische, sich an Gottes Liebe zu freuen."
Dietrich Bonhoeffer
 
Montag, 30. März
Dennoch bleibe ich stets an dir;
denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,
du leitest mich nach deinem Rat
und nimmst mich am Ende mit Ehren an.
Wenn ich nur dich habe,
so frage ich nichts nach Himmel und Erde.
Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet,
so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.
Verse aus Psalm 73

"Ich glaube, wir sollen Gott in unserem Leben und in dem, was er uns an Gutem gibt, so lieben und solches Vertrauen zu ihm fassen, dass wir, wenn die Zeit kommt und da ist – aber wirklich erst dann! – auch mit Liebe, Vertrauen und Freude zu ihm gehen."
Dietrich Bonhoeffer

Sonntag, 29. März
Schaffe mir Recht, Gott,
und errette mich von den falschen und bösen Leuten!
Denn du bist der Gott meiner Stärke:
Warum hast du mich verstoßen?
Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich drängt?
Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten
zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist.
Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.
Verse aus Psalm 43

"In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht."
Dietrich Bonhoeffer

Samstag, 28. März
Auf dich, Herr, mein Gott, traue ich!
Mein Schild ist bei Gott,
er, der den frommen Herzen hilft.
Ich danke dem Herrn um seiner Gerechtigkeit willen
und will loben den Namen des Herrn, des Allerhöchsten.
Verse aus Psalm 7

"Auch mit meinen frömmsten Entscheidungen und Wegen kann ich zuschanden werden, niemals aber mit Gottes Gebot. Nicht meine Frömmigkeit, sondern Gott allein bewahrt mich vor Beschämung und Schande."
Dietrich Bonhoeffer

Freitag, 27. März
Lass ab vom Bösen und tue Gutes;
suche Frieden und jage ihm nach!
Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten
und seine Ohren auf ihr Schreien.
Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind,
und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.
Der Gerechte muss viel leiden,
aber aus alledem hilft ihm der Herr.
Verse aus Psalm 34

"Der Gerechte leidet unter der Welt (Psalm 34, 20), der Ungerechte nicht. Der Gerechte leidet unter den Dingen, die für andere selbstverständlich und notwendig sind. Der Gerechte leidet unter der Ungerechtigkeit, unter der Sinnlosigkeit und Verkehrtheit des Weltgeschehens. … Die Welt sagt: das ist nun einmal so, wird immer so sein und muss so sein. Der Gerechte sagt: es sollte nicht so sein, es ist gegen Gott. Daran vor allem wird man den Gerechten erkennen, dass er in dieser Weise leidet. Er bringt gewissermaßen das Sensorium Gottes in die Welt; darum leidet er, so wie Gott unter der Welt leidet. – "Aber der Herr hilft ihm" – nicht in jedem Leiden der Menschen ist Gottes Hilfe. Aber in dem Leiden des Gerechten ist immer Gottes Hilfe, weil er ja mit Gott leidet. Gott ist immer dabei.
Dietrich Bonhoeffer

Donnerstag, 26. März
Lobe den Herrn, meine Seele,
und was in mir ist, seinen heiligen Namen!
Lobe den Herrn, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
der dein Leben vom Verderben erlöst,
der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,
der deinen Mund fröhlich macht
und du wieder jung wirst wie ein Adler.
Barmherzig und gnädig ist der Herr,
geduldig und von großer Güte.
Verse aus Psalm 103

"Vergessen bedeutet soviel wie aus dem Glauben fallen. In der täglichen Erinnerung an Jesus Christus aber wird mir zugesagt, daß Gott mich von Ewigkeit her geliebt und mich nicht vergessen hat."
Dietrich Bonhoeffer

Mittwoch, 25. März
Ich harrte des Herrn,
und er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien.
Er zog mich aus der grausigen Grube,
aus lauter Schmutz und Schlamm,
und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich sicher treten kann;
er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben,
zu loben unsern Gott.
Das werden viele sehen und sich fürchten und auf den Herrn hoffen.
Wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf den Herrn.
Du aber, Herr, wollest deine Barmherzigkeit nicht von mir wenden;
lass deine Güte und Treue allewege mich behüten.
Verse aus Psalm 40

"Gott gibt Zeiten der Sorge und Angst und Gott gibt Zeiten der Freude."
Dietrich Bonhoeffer

Dienstag, 24. März
Gott ist unsre Zuversicht und Stärke,
eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.
Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge
und die Berge mitten ins Meer sänken,
wenngleich das Meer wütete und wallte
und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.
Der Herr Zebaoth ist mit uns,
der Gott Jakobs ist unser Schutz.

Verse aus Psalm 46

"Wir dürfen wissen, dass Gott weiß, was wir bedürfen, ehe wir darum bitten. Das gibt unserem Gebet größte Zuversicht und fröhliche Gewissheit."
Dietrich Bonhoeffer

Montag, 23. März
Herr, höre und sei mir gnädig!
Herr, sei mein Helfer!
Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen,
du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet,
dass ich dir lobsinge und nicht stille werde.
Herr, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit.
Verse aus Psalm 30

"Es ist eine überraschende Beobachtung, dass gerade in den Psalmen, die über Bedrückung und Leiden der Gerechten klagen, das Lob der Freundlichkeit Gottes, der es den Seinen wohl ergehen lässt, besonders stark hervorbricht."
Dietrich Bonhoeffer

Sonntag, 22. März
Ich war voller Sehnsucht,
ein einziger Wunsch brannte in meiner Seele:
Ich möchte so gerne beim Herrn sein.
Wie glücklich sind die Menschen,
die einen sicheren Platz bei dir finden.
Ja, Gott, der Herr, ist Sonne und Schild.
Gnade und Würde verleiht uns der Herr.
Wie glücklich sind doch die Menschen,
die sich ganz auf dich verlassen.
Verse aus Psalm 84

"Gott, du hast es mit mir angefangen.
Du hast mir nachgestellt,
hast mich nicht loslassen wollen,
bist mir immer wieder hier oder dort plötzlich in den Weg getreten,
hast mich verlockt und betört,
hast dir mein Herz gefügig und willig gemacht,
hast zu mir geredet von deiner Sehnsucht und ewigen Liebe, von deiner Treue und Stärke;
als ich Kraft suchte, stärktest du mich,
als ich Halt suchte, hieltest du mich, als ich Vergebung suchte, vergabst du mir die Schuld.
Ich hatte nicht gewollt, aber du überwandest meinen Willen, meinen Widerstand, mein Herz.
Gott, du verführtest mich unwiderstehlich, dass ich mich dir hingab.
Herr, du hast mich überredet und ich habe mich überreden lassen.
Wie einen Ahnungslosen hast du mich gefasst – und nun kann ich nicht mehr von dir los.
Du bist mir zu stark geworden und hast gewonnen."
Dietrich Bonhoeffer

Samstag, 21. März
Bei dir, Herr, suche ich Zuflucht!
Enttäusche mich nicht, zu keiner Zeit!
Hab ein offenes Ohr für mich!
Sei für mich ein Fels, ein Versteck!
Sei für mich ein befestigtes Haus,
in das ich mich retten kann!
Ja, du bist mein Fels und meine Festung!
Zeige mir den Weg und führe mich!
Denn du bist es, der mich beschützt.
In deine Hand lege ich mein Leben.
Verse aus Psalm 31

"Warum hast du mein vergessen? Jedem Christen kommt einmal diese Frage über die Lippen, wenn alles gegen ihn steht, wenn ihm alle irdische Hoffnung zerbricht, wenn er sich in dem Lauf der großen Weltereignisse gänzlich verloren fühlt, wenn alle Lebensziele scheitern und alles sinnlos scheint. Dann aber kommt es darauf an, an wen er diese Frage richtet. Nicht an ein dunkles Schicksal, sondern an den Gott, der mein Fels ist und bleibt, der ewige Grund, auf dem mein Leben ruht. Ich gerate in Zweifel, Gott bleibt fest wie ein Fels; ich schwanke, Gott steht unerschütterlich; ich werde untreu, Gott bleibt treu."
Dietrich Bonhoeffer

Freitag, 20. März
Gott, hilf mir!
Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.
Gott, nach deiner großen Güte erhöre mich mit deiner treuen Hilfe.
Erhöre mich, Herr, denn deine Güte ist tröstlich;
wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit
Ich aber bin elend und voller Schmerzen.
Gott, deine Hilfe schütze mich!
Ich will den Namen Gottes loben mit einem Lied
und will ihn hoch ehren mit Dank.
Die Elenden sehen es und freuen sich.
Die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf!
Verse aus Psalm 69

"Es gibt zwei Möglichkeiten, einem Menschen, der von einer Last gedrückt wird, zu helfen. Entweder man nimmt ihm die ganze Last ab, so daß er künftig nichts mehr zu tragen hat. Oder man hilft ihm tragen, in dem man ihm dies Tragen leichter macht. Jesus will nicht den ersten Weg mit uns gehen."
Dietrich Bonhoeffer

Donnerstag, 19. März
Ich will singen von der Gnade des Herrn ewiglich
und seine Treue verkünden mit meinem Munde für und für;
denn ich sage: Auf ewig steht die Gnade fest;
du gibst deiner Treue sicheren Grund im Himmel.
Wie lange, Herr, willst du dich immerfort verbergen
und deinen Grimm wie Feuer brennen lassen?
Gedenke, wie kurz mein Leben ist,
wie vergänglich du alle Menschen geschaffen hast!
Gelobt sei der Herr ewiglich!
Verse aus Psalm 89

"Der Gedanke, dass es ein Ewiges, Unendliches, gibt, macht der Seele in ihrer Vergänglichkeit Angst. Sie will hinaus über sich selbst, hin zum Unvergänglichen; sie will selbst unvergänglich sein und weiß doch nicht, wie sie’s anfangen soll."
Dietrich Bonhoeffer

Mittwoch, 18. März
Ich bin matt geworden und ganz zerschlagen;
ich schreie vor Unruhe meines Herzens.
Herr, du kennst all mein Begehren,
und mein Seufzen ist dir nicht verborgen.
Mein Herz erbebt, meine Kraft hat mich verlassen,
und das Licht meiner Augen ist dahin.
Ich bin wie taub und höre nicht,
und wie ein Stummer, der seinen Mund nicht auftut.
Ich muss sein wie einer, der nicht hört
und keine Widerrede in seinem Munde hat.
Aber ich harre, Herr, auf dich;
du, Herr, mein Gott, wirst antworten.
Verlass mich nicht, Herr,
mein Gott, sei nicht ferne von mir!
Eile, mir beizustehen,
Herr, meine Hilfe!
Verse aus Psalm 38

"Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
ich weiß nicht ein noch aus.
Gott, sei gnädig und hilf.
Gib Kraft zu tragen, was du schickst.
laß die Furcht nicht über mich herrschen.
Sorge du väterlich für die Meinen,
schütze sie mit deiner starken Hand
vor allem Übel und vor aller Gefahr.
Amen."
Dietrich Bonhoeffer

Dienstag, 17. März
Herr, zeige mir deine Wege
und lehre mich deine Steige!
Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich!
Denn du bist der Gott, der mir hilft; täglich harre ich auf dich.
Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte,
die von Ewigkeit her gewesen sind.
Die Wege des Herrn sind lauter Güte und Treue
für alle, die seinen Bund und seine Zeugnisse halten.
Verse aus Psalm 25

"Die eigenen Wege führen im Kreise immer zu uns selbst zurück. Aber wenn Gott unsere Wege leitet, dann führen sie zu ihm. Gott leitet uns durch Glück und Unglück – immer nur zu Gott. Daran erkennen wir Gottes Wege."
Dietrich Bonhoeffer

Montag, 16. März
Herr, höre meine Worte,
merke auf mein Seufzen!
Herr, frühe wollest du meine Stimme hören,
frühe will ich mich zu dir wenden und aufmerken.
Lass sich freuen alle, die auf dich trauen;
ewiglich lass sie rühmen, denn du beschirmest sie.
Fröhlich lass sein in dir, die deinen Namen lieben!
Verse aus Psalm 5

"Das Ach unserer Wünsche und das Ach des Gebetes ist zweierlei; jenes kommt aus unserer Not, wie wir sie selbst verstehen, dieses aus unserer Not, wie sie uns Gott zu sehen gelehrt hat; jenes ist anspruchsvoll oder verzweifelt, dieses ist demütig und zuversichtlich."
Dietrich Bonhoeffer