Der aktuelle Umwelttipp

November 2024

Genau lesen

Wenn es morgens noch dunkel ist und abends schon wieder Nebelschwaden um die Laternen wabern, wenn man nach Hause kommt, dann ist gutes Essen eine echte Wohltat. Das hat viele Gründe. Manchmal sind es die Zutaten, die uns guttun und die Stimmung aufhellen, manchmal ist es einfach die sinnliche Freude an Lieblingsgerichten. Je kälter es wird, desto mehr verlangt der Körper nach deftigen Mahlzeiten, die von innen wärmen. Gemeinsames Kochen und Essen wärmen am besten.

Eine gute Alternative zu Ökofleisch ist Wild aus heimischen Wäldern. Freilebende Rehe, Hirsche und Wildschweine wachsen artgerecht auf - und auch der Transport zum Schlachthof bleibt ihnen erspart. Die freilebenden Tiere ernähren sich natürlich und ihr Fleisch enthält garantiert keine Reste von Antibiotika.

Regional, nachhaltig, gesund & lecker. Es gibt kein Fleisch, das mehr Vorteile in sich vereint als Wildfleisch. Auch Supermärkte bieten gerade in der Vorweihnachtszeit Wildfleisch an. In Dosen angebotenes Wildgulasch ist schnell zubereitet und relativ preiswert. Aber Vorsicht, genau lesen! Und besser vor dem Kauf das Herkunftsland ermitteln. Dazu die ersten 2-3 Zahlen des EAN-Strichcodes entziffern - sie geben das Herkunftsland an {https://ean-code.eu/ean-13-ean-codes-laendercode-tabelle}.  Dosen mit Wildfleisch werden zwar in Deutschland abgefüllt und mit einem deutschen Etikett gelabelt, aber das Fleisch stammt oft aus Amerika oder sogar Neuseeland (EAN-Code 93). Auch vakuumiertes oder tiefgefrorenes, manchmal auch frisches Fleisch stammt oft aus Gatterhaltung oder aus dem Ausland, auch dort oft aus Gatterhaltung. Die Herkunftsangabe ist hier freiwillig, anders als bei Mastfleisch. In jedem Fall tragen die langen Transportwege zu einem größeren ökologischen Fußabdruck bei.

Die bessere Wahl für Tier und Umwelt sind regionale Jäger. Das Fleisch ist frisch, ohne lange Transportwege, die Tiere führen ein artgerechtes Leben in Freiheit und werden im Rahmen eines streng vorgegebenen Wildtiermanagements entnommen, um z.B. Schäden an Bäumen zu begrenzen. Es gibt sogar eine "Waldfleisch App", die allen Menschen Zugriff auf das frische Fleisch aus dem Wald ermöglichen soll. Lokale Jäger laden dort hoch, was sie gerade gelagert haben. Verschiedenste Wildarten sind meist küchenfertig vorbereitet. Jäger in der Nachbarschaft bedeuten kurze Wege und auch neue Kontakte und Einblicke in unsere Natur.

Zugegeben, selbst kochen ist etwas mühsamer als einfach eine Dose aufzumachen. Aber warum nicht mal einen Wildschweinburger probieren? Das geht schnell. Die Wildschwein-Patties sind in ein paar Minuten in der Pfanne oder gar auf dem Grill, die Herstellung des Dressings und das Belegen mit Rucola, Camembert, Preiselbeeren oder was sonst so schmeckt kann gemeinsam mit den Gästen erfolgen. Niemand steht lang in der Küche. So bleibt mehr Zeit zum gemeinsamen genießen und besser als Dosengulasch schmeckt es bestimmt.

Guten Appetit!
Ihre Umweltbeauftragte Dr Birgitt Salamon

 

Oktober 2024

Nicht ohne Insekten

Wir genießen die Herbstspaziergänge im Wald endlich ohne Mücken und anderes Krabbelgetier. Und doch hat der Oktober auch Schattenseiten, nicht nur das fehlende Tageslicht schlägt manchmal aufs Gemüt. Es wird später hell und früher dunkel,  aber auch die morgendlichen Vogelkonzerte fehlen. Dass Vogelgesang nachweislich Ängstlichkeit und irrationale Gedanken mildern kann ist seit 2022 auch wissenschaftlich belegt. Das haben Wissenschaftler:innen des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) herausgefunden und in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.

Eigentlich nichts Neues, schon unsere Vorfahren und auch Tiere "fühlen", so lange Vögel zwitschern, droht keine Gefahr. Gezwitscher lässt uns entspannen. Erst wenn sich ein Feind nähert, entsteht Unruhe im Tierreich  und es ist schlagartig ganz still in Garten oder Wald.

Vögel haben viele Fürsprecher, sie sind putzig, teilweise bunt und sie singen so schön. Das gilt für Mücken und andere Insekten nicht, im Gegenteil. Aber! Es gibt das eine nicht ohne das andere!

Denken Sie jetzt im Spätherbst daran, binden sie Gräser zusammen, lassen sie vertrocknete Stängel auf dem Balkon und im Garten stehen, sie dienen vielen Insektenarten zur Eiablage und nicht nur solitäre Wildbienen überwintern dort. Die Samenstände dienen als Vogelfutter.  Vertrocknete hohle und markhaltige Pflanzenstängel (z.B. Brombeere, Königskerze, Disteln, Beifuss, Kletten) sind Winterquartiere und Kinderstube für allerhand Nützlinge.

Bis zum ersten Frost können Sie mit dem Setzen von Frühlingszwiebeln wie Krokus, Blaustern und Winterling ein Insekten-Frühjahrsbuffet sichern (auf ungefüllte Sorten und Bioqualität achten), denn Frühblüher dienen im zeitigen Frühjahr Wild- und Honigbienen, Hummeln und Schmetterlingen als erste wichtige Nahrungsquelle. 180 bekannte Arten zählen zur Familie der Astern, was unsere Augen erfreut, kann vom Spätsommer bis zum Herbst eine wichtige Futterquelle für Wildbienen und andere Insekten sein.

Auch ein bisschen Fallobst, das liegen gelassen wird, ernährt einige Insekten und Vögel über den Winter hinweg. Je naturnaher und "unaufgeräumter" ihr Garten ist, desto eher können Sie sich auch in den Wintermonaten zumindest am Aussehen der gefiederten Mitgeschöpfe erfreuen. Und teilen Sie Ihr Wissen mit Ihrem Umfeld, denn: Man kann nur schützen, was man kennt. Es hilft, wenn sich immer mehr Menschen mit Insekten auseinandersetzen und die Vielfalt kennen- und lieben lernen.

Ihre Umweltbeauftragte Dr.Birgitt Salamon

 

August 2024

Mit Spinnen gegen Mücken?

Hochsommerliche Temperaturen, welche Wohltat, abends Fenster und Türen öffnen zu können und auf Durchzug zu stellen. Weniger auf einen Durchzug, eher aufs Bleiben richten sich die heimlichen Besucher ein, die durch gekippte Fenster, offene Balkontüren oder Kellerschächte auf acht Beinen in unsere Wohnungen krabbeln. Viele Menschen erstarren beim Anblick der achtbeinigen Kreaturen – besonders, wenn besagte Beine auch noch lang und behaart sind. Manchem treibt sie den Schweiß auf die Stirn, andere finden sie nur ekelig, Liebhaber finden sie nur selten. Dabei ist die Angst vor Spinnen unbegründet. In Deutschland leben im Haus nahezu ausschließlich ungefährliche Spinnenarten. Und auf den Menschen haben es die Krabbeltiere sowieso nicht abgesehen.

Spinnennetz
Bildrechte Fundus (c) Hans-Jörg Ott

Die rötlich-braune Winkelspinne mit einer Körperlänge bis zu 1,6 Zentimetern kommt am häufigsten in Deutschland vor und wird deshalb auch Hauswinkelspinne genannt. Tegenaria domestica sitzt gern an feuchten Orten wie Badezimmern, Kellern oder Garagen und baut dort ihre trichterförmigen Netze. Die Beute sind meist Silberfische, Fliegen, Mücken oder andere Spinnen. Eine Studie* schätzt, dass alle Spinnen auf der Welt zusammengenommen jährlich zwischen 400 und 800 Millionen Tonnen Insekten und Kleinsttiere vertilgen. Zum Vergleich: Menschen verzehren jährlich weltweit rund 400 Millionen Tonnen Fleisch und Fisch. Wer also einen natürlichen und kostenlosen Schutz vor Insekten sucht, findet in Spinnen nützliche Mitbewohner.

Die groẞe Winkelspinne (Tegenaria atrica) stellt womöglich den Supergau für Phobiker hierzulande dar. Mit einer Beinlänge von bis zu zehn Zentimetern gehört sie zu den größten Spinnenarten in Deutschland, ist blitzschnell unterwegs und hält sich bevorzugt in dunklen Ecken auf. Man trifft sie daher meist im Keller, hinter Schränken oder unter Sofas an. Das, was uns so ekelig erscheint, die Borsten und feinen Härchen an den Beinen und am gesamten Körper, sind wichtige Sinnesorgane, mit denen sie selbst geringste Erschütterungen und Schall wahrnimmt.

Der Weberknecht dagegen ist keine Spinne, sondern zählt zu den Spinnentieren. Er spinnt keine Netze. Ihre sehr langen und extrem beweglichen acht Beine können die Spinnentiere wie ein Lasso um Grashalme oder Zweige schlingen, wodurch sie sich sehr schnell von Pflanze zu Pflanze fortbewegen können. Er ähnelt der Zitterspinne, ist jedoch etwas dunkler und vorwiegend in dunklen, schmalen Ritzen zu finden.

Die Zitterspinne sieht dem Weberknecht zum Verwechseln ähnlich. Was Sie im Haus haben, ist vermutlich eher eine Zitterspinne als ein Weberknecht. Am liebsten hält sie sich in Kellern an Decken und in Ecken auf. Ihren Namen hat sie ihren Netzen zu verdanken: Die Zitterspinne webt große Netze, die bei den geringsten Erschütterungen anfangen zu schwingen. Das nutzt die Zitterspinne zu ihrem Vorteil. Setzt sie sich auf ihr "zitterndes" Netz, ist sie für andere Tiere schwieriger zu erkennen.

Was tun, wenn es einen nur bei dem Gedanken daran graust und zumindest die Wohnräume spinnenfrei bleiben sollen?

Das Effektivste ist Putzen, jedes entfernte Spinnennetz bedeutet weniger Beute und somit weniger Nahrung für die Achtbeiner. Zum anderen hält sich die Beute selbst bevorzugt bei herumliegenden Lebensmitteln und Müll auf. Ein sauberer Haushalt schränkt daher auch die Insektenpopulation ein. Weniger Insekten, weniger Spinnen.

Damit es gar nicht erst zu den unliebsamen Netzen und deren Erbauerinnen kommt, scheint Geruch eine entscheidende Rolle zu spielen: Zitrone, Orange, Minze und Eukalyptus, Tabak, Kastanie scheinen Spinnen eher zu meiden. Ob Minze, Zitronenscheibe, Orangenschale oder Eukalyptusöl – überall dort, wo Spinnen einen Zugang zum Haus haben, wird der Duft verteilt. Die ätherischen Öle von Zitronen und Orangen halten ein paar Tage an, bevor die Früchte ausgetauscht werden müssen. Konzentrate wie Eukalyptus- oder Pfefferminzöl halten dagegen selbst mit Wasser und Spülmittel verdünnt bis zu eine Woche lang. Am besten soll Lavendel wirken. Das stärkste Mittel aus dem Bereich ist ein Präparat, bestehend aus je fünf Tropfen Lavendelöl, Spülmittel und einem Liter Wasser. Anschließend geben Sie die Mischung in eine Sprühflasche und verteilen sie überall dort, wo sich die Spinnen gerne aufhalten. Lavendel gilt auch als gutes Mittel gegen Hausfliegen.

Wenn Sie es schaffen, einige Spinnen in der Wohnung zu belassen (es muss ja nicht gerade die große Winkelspinne sein) können sie einen wertvollen Beitrag dazu leisten, Ihr Zuhause von unerwünschten Mitbewohnern wie Fruchtfliegen, Stechmücken und anderen Fluginsekten zu befreien. Auf ihrem Speiseplan stehen sehr viele Schädlinge. Und mal ehrlich, wenn wir wissen, wo die Spinne sitzt, ist sie nicht mehr so bedrohlich.

Ihre Umweltbeauftragte Dr.Birgitt Salamon

*Nyffeler, M., Birkhofer, K. An estimated 400–800 million tons of prey are annually killed by the global spider community. Sci Nat 104, 30 (2017). https://doi.org/10.1007/s00114-017-1440-1

 

Juli 2024

Irrlichter

Die Sommerferien und der Urlaub nahen, davor gibt es noch jede Menge zu tun. Da bleibt kaum Zeit für Entspannung.

Machen Sie doch mal eine Nachtwanderung vorm Schlafen gehen. Es sind Glühwürmchennächte. Mit langärmeligen Hosen und Hemden und eventuell Mückenschutz eingesprüht ist es ein lohnenswertes Erlebnis, sich eine halbe Stunde oder länger bei Dunkelheit (natürlich ohne Taschenlampe) durch einen Wald zu bewegen. Die Augen gewöhnen sich schnell an das Dunkel und sie werden überrascht sein, wie viel Ihre Augen wahrnehmen. Mit etwas Glück schweben am Wegesrand oder im Unterholz Glühwürmchen. Lange bevor es Knicklichter bei Konzerten oder leuchtende Angelköder gab, haben die Glühwürmchen schon Biolumineszenz angewandt. Nicht anders als in ihren künstlichen Nachahmern, mischt der Leuchtkäfer zwei Flüssigkeiten, Luziferin und Luziferase in den unteren Teil seines Hinterleibes und bringt ihn so zum Leuchten.

"Das" Glühwürmchen gibt es übrigens nicht, weltweit leuchten über 2.000 Arten. Bei uns kommt häufig das Große Johanniswürmchen (Lampyris noctiluca) vor. Anders als Quallen und Bakterien können Glühwürmchen nicht nur leuchten, sondern ihr Licht auch gezielt an- und abschalten. So strahlen sie beim Liebeswerben den richtigen Licht-Morsecode aus. Denn jedes einzelne Glühwürmchen aus hunderten Arten hat sein eigenes Lichtsignal. Bei manchen leuchtet nur der männliche Käfer, um potenzielle Weibchen anzulocken, bei anderen Arten leuchten beide Geschlechter.

Aber auch für uns Menschen sind die irrlichternden grün-blauen Pünktchen sehr anziehend. Probieren Sie es aus, am besten auf etwas breiteren Waldpfaden, achten sie auf die dunklen Flecken auf dem Weg, das sind meist Pfützen.

Ihre Umweltbeauftragte Birgitt Salamon

 

Juni 2024

Grillen und Klima

Nach den Unwettern der letzten Tage freuen sich alle auf etwas Normalität, einen Sommerabend mit Freunden unter freiem Himmel - reden, essen, grillen.
Zunehmend finden sich vegetarische und vegane Lebensmittel auch auf dem Grillrost. Es ist bekannt, dass das Risiko für zahlreiche Erkrankungen - darunter auch Herzerkrankungen und Krebs - sinkt, wenn auf Fleisch verzichtet wird.
Der Fleischkonsum in Deutschland sinkt erfreulicherweise in den letzten Jahren. 12 Prozent aller Deutschen ernähren sich laut Umfragen vegetarisch oder vegan.
Auch dass Massentierhaltung ethisch und ökologisch nicht mehr vertretbar ist, hat sich herumgesprochen.

Grill
Bildrechte Ralf Honig

Und wie sieht es mit dem Klimawandel aus? Was hat die Tierhaltung mit dem Klimawandel zu tun?
Stimmt es wirklich, dass der Klimawandel besser in den Griff zu bekommen wäre, die Erde wieder zu einem lebenswerteren Ort werden würde, das Artensterben aufgehalten und es weniger Hunger leidende Menschen geben würde, wenn wir weniger Fleisch äßen? In einer Studie wurde dieses Szenario einmal durchgespielt. Die Studie entstand durch eine Zusammenarbeit von Forschern der Stanford University sowie der University of California in Berkeley und wurde bereits Anfang 2022 im Fachmagazin "PLOS Climate" veröffentlicht. Ein Forscherteam rund um Michael Eisen, Professor für Genetik und Entwicklung an der University of California und Biochemiker Patrick Brown von der Stanford University konnten mithilfe von Computersimulationen und Modellierungen zeigen, wie viel allein an CO2-Emissionen eingespart werden könnte, wenn innerhalb der nächsten 15 Jahre die Tierhaltung komplett eingestellt und die Mehrheit der Weltbevölkerung auf eine pflanzliche Ernährung setzen würde.
Brown erklärte in einer Pressemitteilung: "Wenn die Tierhaltung über 15 Jahre auslaufen würde und alle anderen Treibhausgasemissionen unvermindert weitergehen würden, würde der Ausstieg zu einer 30-jährigen Pause bei den Netto-Treibhausgasemissionen führen."

Auch ohne die Studie ist allen klar, dass weniger Tierhaltung weniger Emissionen, weniger Stromverbrauch und mehr freies Ackerland bedeutet. Ein Kilogramm Obst oder Gemüse verursachen Emissionen in der Höhe von 1 kg CO2e, die Treibhausgasbilanz von Rindfleisch liegt dagegen bei knapp 20 kg CO2e pro Kilogramm.

Nicht jeder kann und mag auf Fleisch verzichten, aber es kommt auf jedes kleine Würstchen an, das eingespart wird. Kalkulieren Sie knapp, dass nach dem Grillabend nichts weggeworfen werden muss. Seien Sie offen für Neues, probieren Sie doch mal vegane Produkte, vergleichen Sie sie nicht mit dem Original, sondern erleben Sie neue Geschmacksvarianten. Erkundigen Sie sich nachdrücklich, woher Ihr Fleisch kommt, nur dann bemühen sich auch Händler um Transparenz. Und dann genießen Sie die Grillabende. Die Gespräche werden sich auch um die Ereignisse des ersten Juniwochenendes und den Klimawandel drehen.

Wir alle können jeden Tag die Ursachen minimieren - fangen wir endlich an.

Ihre Umweltbeauftragte Birgitt Salamon

 

Mai 2024

Der Mai ist gekommen* ... - Wiesenbrüter in Gefahr

Der Mai ist gekommen und alle zieht es hinaus in Feld und Flur.

Braunkehlchen
Bildrechte Matthias Entelmann

Eine gefährliche Zeit für Wiesenbrüter. Großer Brachvogel, Kiebitz, Bekassine, Wachtelkönig, Braunkehlchen, Wiesenpieper, Grauammer, Uferschnepfe und Rotschenkel bauen ihr Nest (auch Gelege genannt) direkt auf den Boden, bevorzugt im feuchten und weitläufigen Grünland. Diese Vögel profitieren von Auen- oder Moorlandschaften oder von landwirtschaftlich geprägten Gebieten mit einem hohen Anteil an Offenland. Auch die Feldlerche wird in Fachkreisen zu den Wiesenbrütern gezählt. Von den neun in Bayern vorkommenden Arten sind sieben vom Aussterben bedroht. Die Bestände von Uferschnepfe und Braunkehlchen sind nach einer landesweiten Wiesenbrüter-Kartierung weiter zurückgegangen. Diese beiden Arten drohen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in Bayern auszusterben, teilten das bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg und der Naturschutzbund LBV in Hilpoltstein mit.

Weil Wiesenbrüter hohe Ansprüche an ihren Lebensraum stellen, sichert ihr Schutz zugleich auch das Überleben vieler weiterer Arten. Wiesenbrüterlebensräume vertragen kaum Düngung, da sich die Küken in lockerer und nicht zu hoher Vegetation besser bewegen und nach Nahrung stochern können. Auch das Mähen der Wiese vom Inneren der Wiese nach außen, erhöht die Überlebenschance der Küken deutlich.
Brutvögel wählen ihren Niststandort sehr sorgfältig aus. Oft sind sie Nistplatztreu, denn wo die Vögel selbst aufgewachsen sind, ist mit erneutem Bruterfolg zu rechnen. Sobald ein potenzieller Feind dem Gelege zu nahekommt, verlassen die Elterntiere laut rufend das Nest und lenken so die Aufmerksamkeit auf sich und weg vom Gelege. Für die Eier oder Jungtiere ist das kritisch, da Beutegreifer auf sie aufmerksam werden und die Eier auskühlen könnten. Besonders Hunde an langen Laufleinen stören bei der Brut ohne dass wir das bemerken. Wiederholter Aufenthalt von Menschen oder Hunden in der Nähe des Nests führen dazu, dass die Vögel ihre Bruten aufgeben.

Für mind. 8 bzw. 10 Wochen innerhalb der Kernbrutzeit zwischen dem 10. April und 31. Juli sollten wir daher:

  • Wiesen in der Vegetationszeit nicht betreten
  • Hunde an die Leine nehmen, die nicht 10 m in eine Wiese hineinreicht
  • Nur auf freigegebenen Feldwegen gehen
  • Nur auf öffentlichen und freigegeben Wegen reiten
  • Drohnenflug und das Betreiben anderer Flugmittel unterlassen

Freuen Sie sich vom Wegesrand über das Tirilieren der Feldlerche oder erleben Sie mit viel Glück, warum die Bekassine im Volksmund auch Himmelsziege genannt wird.  Sie hat wenig mit einer Ziege gemein. Aber wenn ihre äußersten Schwanzfedern im Sturzflug in Schwingung geraten, klingt das eindeutig nach einem Meckern.

* "Der Mai ist gekommen" Emanuel Geibel schuf 1841 das Frühlingsgedicht "Der Mai ist gekommen", das 1842 von Justus Wilhelm Lyra nach einer alten Volksweise vertont wurde. Populär als Frühlings- und Wanderlied wurde es schon bald nach seiner Veröffentlichung im Jahr 1843.   - Copyright © 1996-2024 Alojado Publishing

Foto: Braunkehlchen - gefunden bei www.nabu.de; Bildrechte: Matthias Entelmann /www.naturgucker.de

 

April 2024

Wasserfußabdruck

Frühjahrsstürme jagen Regenwolken vor sich her. Bang schaut der Radfahrer auf das Regenradar, wann kommt endlich eine Wolkenlücke? Die Natur freut sich lautstark, Rotkehlchen und Buchfink stört der Regen nicht, in den Tümpeln quakt und platscht es, und die Bäume werden endlich wieder grün.

Frühling am See
Bildrechte Fundus

Nach dem sehr nassen Winter haben sich die Grundwasserstände in ganz Bayern erholt. Für die Trinkwasserversorgung ist das eine gute Ausgangsbasis fürs Jahr, für die Wälder mit Vorbehalt. Wie viel Wasser fehlt, kann man nicht so ohne Weiteres sagen. Das kommt auf den Baumbestand an. Jede Baumart verdunstet unterschiedlich viel Wasser und benötigt somit auch unterschiedlich viel. Es kommt also darauf an: Haben wir einen Fichtenbestand, haben wir einen Mischbestand? Natürlich kommt es auch auf den Standort an, wie ist die Wasserspeicherkraft des Bodens? Der Wald ist so komplex, dass man pauschal wenig dazu sagen kann. In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Niederschläge mehr ins Winterhalbjahr verlagert. Im Sommer ist es dagegen oft über Monate hinweg zu trocken und zu heiß. Die Fichte überlebt das nicht. Die Häufung der Trockenjahre macht deutlich, dass Wasser auch bei uns zu einer knappen Ressource wird. Ein bewusster und sparsamer Umgang mit Wasser ist geboten, auch wenn im Moment die Wasserversorgung (noch?) nicht beeinträchtigt ist.

"Wasser macht Leben möglich" ist das Earth Day Motto 2024 in Deutschland. Der Earth Day wird in Deutschland jährlich am 22. April als Tag für die Erde in Bildungseinrichtungen, Schulen und Universitäten, in Betrieben, Verbänden, Kirchen und mit öffentlichen Veranstaltungen begangen. Dabei beteiligen sich eine Vielzahl von Organisationen, Institutionen und Kommunen in Deutschland, doch entscheidend ist jeder und jede Einzelne von uns. Auch an dieser Stelle wurde schon ausführlich behandelt, auf welche Weise wir alle zum Schutz von Wasser betragen können.

  • Biologisch abbaubare Reinigungs- und Putzmittel ohne Microplastik verwenden
  • Schmerzgele mit einem feuchten Tuch erst abwischen und im Hausmüll entsorgen, bevor es unter die Dusche geht
  • Papier sparen oder zumindest recyceltes verwenden
  • Wasserspareinsätze verwenden
  • Regenwasser zum Gießen verwenden
  • regional und saisonal einkaufen
  • auf Fair Fashion und die Wasserverschwendung bei der Erstellung von Kleidung achten
  • Plastik vermeiden oder recyceln, da Plastik, egal ob groß und klein, die Gewässer vermüllt und verschmutzt und alle Plastikschläuche, Flaschen, Verpackungen hormonähnliche Chemikalien absondern, die ganz immens in den Stoffwechsel aller Lebewesen eingreifen

Die Wasserampel ist ein interessantes Tool, mit der jeder seinen ganz persönlichen Wasser-Fußabdruck bestimmen kann: https://wasserampel.wfd.de

Aufgeteilt in unterschiedliche Rubriken kann man seinen Warenkorb füllen und dazu gibt es kurze Informationen wie bei Brot: "bei der Verwendung von lokalem Getreide hat ein Kilogramm Mischbrot einen Wasserfußabdruck von 600l, im Vergleich zum globalen Durchschnitt von 1.608 I/kg für Weizenbrot". Zusätzlich gibt es Links, wo es zu umfangreicheren Informationen geht wie: "Die Landwirtschaft ist weltweit für 70 % des Wasserverbrauchs verantwortlich. Mehr als die Hälfte der Weltgetreideernte wird inzwischen an Tiere verfüttert. Insgesamt werden 70 % der weltweiten Agrarflächen in irgendeiner Weise für die Tierfütterung genutzt."

Also nutzen Sie den nächsten Regenschauer zu einem Frühlingsspaziergang und ermitteln Sie danach doch mal Ihren Wasserfußabdruck.

Viel Spaß und neue Erkenntnisse beim Ausprobieren wünscht
Ihre Umweltbeauftragte Birgitt Salamon

 

März 2024

Der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühjahrsanfangs …

Ostern ist das älteste und höchste Fest im Kirchenjahr. Auf der nördlichen Erdhalbkugel wird Ostern am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühjahrsanfangs gefeiert.  Die Passionszeit endet mit dem Beginn des Abendmahlsgottesdienstes am Gründonnerstag, gefolgt vom Osterfasten. Auferstehungsgottesdienste und Osterfrühstücke mit Familie und Freunden beenden die Fastenzeit für alle sicht-, hör-und spürbar.

In Deutschland gehört für viele der Schokoladenosterhase zum Fest. So werden jedes Jahr über 200 Millionen Schokohasen in Deutschland produziert, damit schlägt der Schokohase den Schokoweihnachtsmann. Der Verzehr ist ungefähr gleich, aber es werden mehr Schokohasen exportiert als Weihnachtsmänner.

Über 200 Millionen – welch ein Berg an Schokolade, und da sind Ostereier und Pralinen noch nicht dabei. Füllen Sie die selbstgemachten Osternester mit fairer Schokolade und Produkten ohne Palmöl. Sogar Schoko-Osterhasen gibt es Bio-zertifiziert. Denn Palmöl ist nicht nur ungesund aufgrund des hohen Anteils an gesättigten Fettsäuren, sondern auch schlecht für unsere Umwelt. Durch die Rodung von Regenwäldern und den Einsatz von großen Mengen Insektenvernichtungsmittel und Dünger wird nicht nur der Natur geschadet, sondern auch der Lebensraum für viele Tiere für immer zerstört.

Osterdeko im Garten
Bildrechte Salamon

Schon vor dem Osterfest werden Wohnungen, Gärten und Balkone dekoriert. Am besten mit Bio-Eiern und aus art- und umweltgerechter Haltung*. Selbst halbe Eierschalen von der Osterbäckerei können Sie nutzen, um Gemüsesetzlinge heranzuziehen oder Kressesamen als Deko für die Ostertafel anzusäen. Ein weiterer Vorteil der Bio-Eier: Sie haben eine dickere und stabilere Schale und eignen sich deshalb zum Färben besonders gut. Versuchen es mal mit selbstgemachten Farben aus z.B. Rote-Beete-Saft, Spinat- oder einer Kurkuma-Paste. So halten selbst ausgepustete und bemalte oder durch Einritzen verzierte Eier sogar im Vorgarten mehrere Frühjahrsregen durch. Und das Eiertitschen oder -pecken von gekochten und gefärbten Eiern beim Osterfrühstück ist spannender. Eierpecken? Zwei Spieler nehmen je ein hart gekochtes Osterei in die Hand. Ein Spieler fängt an und schlägt mit der Spitze seines Eis auf die Spitze vom Ei seines Gegenspielers – mit der Absicht, die Schale zu zerbrechen. In der Familie wird das Eierpecken am Ostermorgen reihum am Tisch gespielt.

Alle Eierschalen – ob mit Naturfarbe gefärbt oder nicht – können Sie anschließend noch als kalkhaltigen Pflanzendünger verwenden.

Eine besinnliche Fastenzeit mit Raum für Neues und ein fröhliches Osterfest
wünscht Ihre Umweltbeauftragte
Birgitt Salamon


* Das verbirgt sich hinter der Beschriftung auf Eiern:

0: ökologische Erzeugung: Freilandhaltung, mindestens 4 Quadratmeter Auslauf, Futter aus ökologischem Anbau, Gentechnik verboten
1: Freilandhaltung: mindestens 4 Quadratmeter Auslauf im Freien für jedes Huhn, aber z. B. deutlich weniger Platz pro Henne als bei der ökologischen Erzeugung
2: Bodenhaltung: wie bei der Freilandhaltung maximal 9 Hühner pro Quadratmeter in einem Stall, es gibt keinen Auslauf

 

Februar 2024

Vorfrühling

Seit dem 11 Januar geht die Sonne endlich wieder früher auf. Die Tage werden länger und der Vogelgesang im Garten deutlich kräftiger. Bei milderen Tagestemperaturen verkünden Singvögel lautstark ihre Balzlaune. Schuld daran sind auch bei Vögeln die Hormone.

Rotkehlchen singen allerdings den ganzen Winter durch, vor allem nachts, weil sie ihre Territorien verteidigen. Die erste Vogelart, die wir im Jahr hören, ist meistens die Kohlmeise mit ihrem typischen "Zip Zäh" oder "Zip zip Zäh".

Obwohl sie jetzt im Februar nicht mehr allein singt, ist gerade jetzt eine gute Zeit, um sich mit Vogelstimmen zu befassen, vielleicht sogar zu lernen. Die Zugvögel sind noch nicht da, die Anzahl der Sänger ist also begrenzt und die Sonne geht noch nicht zu "nachtschlafender" Zeit auf. Damit die Vogelarten sich nicht gegenseitig übertönen, folgen sie einem genauen Zeitplan. Der Grad der Morgendämmerung ist der für jede Art typische Weckreiz - der allerdings durch die künstliche Beleuchtung in Großstädten auch etwas verschoben sein kann.

So beginnt die Kohlmeise 30 Minuten vor Sonnenaufgang zu singen. Mitte Februar kann man sie in München morgens um 7 Uhr auf dem Weg zur Arbeit hören. Die Singdrossel begleitet uns dagegen schon um 6.30 Uhr beim Zähneputzen, die Amsel stimmt 10 Minuten später ein. Und auch das Rotkehlchen trällert jetzt jeden Morgen zu gleicher Zeit los. Vielleicht vernehmen Sie kurze Zeit später einen Zaunkönig oder einen Stieglitz? Der Buchfink ist der "Langschläfer" unter den Vögeln und wird erst 10 Minuten vor Sonnenaufgang munter, am 13. Februar war es 7:15 Uhr.

Da die Sonne jeden Tag früher aufgeht, am 29.02. schon um 6.56 Uhr in München, wäre der Buchfink dann also schon um 6.46 Uhr zu hören. Lauschen Sie doch einmal und versuchen Sie, sich die Vogelstimmen zu merken. Eine gute Hilfe zur Vorbereitung ist die NABU Vogeluhr, wo nicht nur Uhrzeit und Vogel abgebildet sind, sondern auch der Gesang abgespielt werden kann (www.NABU.de/vogeluhr).

Im März bereichern dann Zilpzalp, Haus- und Gartenrotschwanz, der 80 Minuten vor Sonnenaufgang zu trällern beginnt, das Vogelkonzert. Im April und Mai treffen Mauersegler, Nachtigall, Pirol und Kuckuck bei uns ein.

Und natürlich gibt es jede Menge kostenlose Apps zu Vogelstimmen. Aber Berliner Forscher und Forscher des MPI in Hamburg- Eppendorf haben herausgefunden: Wer Vogelstimmen aktiv zuhört, assoziiert diese mit der natürlichen Umwelt und lenkt so seine Aufmerksamkeit vom Stress der Umgebung und der eigenen Gedanken ab. Dafür reicht ein Zeitraum von 6 Minuten aus. Also genießen Sie die morgendlichen Konzerte am besten ganz ohne App und Handy.

Viel Spaß und Entspannung dabei!
- wünscht Ihre Umweltbeauftragte


Infos unter:
www.NABU.de/vogeluhr ;
https://www.mpg.de/19363444/vogelgezwitscher-mentale-gesundheit
Sonnenaufgangszeiten finden sie im Internet: Ortsname und "Sonnenaufgangszeiten" eingeben ...