Gedanken zu den Sonntagen

Gedanken zum Sonntag Trinitatis, 7. Juni 2020
von Margot Käßmann

Als ich mich neulich in einer Schule den Fragen der Schülerinnen und Schüler gestellt habe, da fragten vor allem die Muslime ziemlich kritisch: „Habt ihr nun einen Gott oder drei?“ Wir bekennen Vater, Sohn und Heiliger Geist; „Trinitätslehre“ heißt das auf theologisch. Es ist ein Gott, aber wir können ihn auf verschiedene Weise erfahren. Gott ist der, den Jesus Abba nannte, an den er glaubte, dem er sich anvertraute. Es ist der Gott, der uns in den Büchern der hebräischen Bibel begegnet, die wir mit Menschen jüdischen Glaubens gemeinsam haben. Gott der Schöpfer ist der Ursprung des Lebens. Jesus Christus zeigt uns in Leben und Gleichnissen, in Reden und Sterben, wer Gott ist. Und der Heilige Geist lässt uns spüren, dass Gott existiert.

Es ist ein Gott, es sind drei Weisen, Gott zu erfahren. Als Christinnen und Christen finden wir in Jesus Christus den Weg zu Gott, durch ihn haben wir gelernt, wie Gott sich Menschen zuwendet und uns tragen will im Leben und im Sterben. Heute erfahrbar ist das durch Gottes Geist, Gott ist unter uns, wenn wir spüren: Ja, das ist mein Glaube, ja, das ist unsere Gemeinschaft. Diese drei Weisen Gottes zeigen auch: Gott ist nicht statisch, sondern dynamische Kraft. Gott in sich ist bereits ein Wesen in Beziehung und tritt deshalb auch in Beziehung zu uns.

Viele haben heute Probleme damit, sich für diese Erfahrung des Glaubens zu öffnen. Dabei gibt es gleichzeitig eine große Sehnsucht danach. Ich kann das erleben, wenn ein Gospelchor die Gemeinde begeisternd mitreißt. Wenn eine Aufführung der Matthäuspassion Menschen zu Tränen rührt. Wenn ein Gedicht mir den Atem stocken lässt. Wenn nach einer Lesung bewegte Stille herrscht. Wenn auf einem Pilgerweg die Natur zur Resonanz des Schöpfungshandelns Gottes wird. Glaube braucht Sinnlichkeit, Worte, die Fleisch werden in Tönen, Berührungen, Farben und Bildern. Und all das sind auch nur Versuche zu fassen, was wir doch nicht fassen können. Eindeutige Bilder von Gott wird es nie geben, nur menschliche Annäherungen an das nicht Greifbare.

 

Zu Pfingsten

Eine Schale will ich sein
empfänglich für Gedanken des Friedens
    eine Schale für dich, Heiliger Geist.

Meine leeren Hände will ich hinhalten
offen für die Fülle des Lebens
    leere Hände für dich, Heiliger Geist.

Mein Herz will ich öffnen
bereit für die Kraft der Liebe
    ein Herz für dich, Heiliger Geist.

Gute Erde will ich sein
gelockert für Samen der Gerechtigkeit
    gute Erde für dich, Heiliger Geist.

Ein Flussbett will ich sein
empfänglich für das Wasser der Güte
    ein Flussbett für dich, Heiliger Geist.
Anton Rotzetter

 

Gedanken für Sonntag Exaudi, 24. Mai 2020

Ein Sonntag kurz nach Himmelfahrt, eine Woche vor Pfingsten.
Wartezeit im Glauben.
Eine Zeit dazwischen.
Warten auf den versprochenen Geist.
Warten auf Neues.

Können Sie warten?
Auf etwas warten?
Wo beginnt bei Ihnen die ungnädige Ungeduld mit Mitmenschen und verspäteten Metrobussen?
Wie gestalten Sie Zeiten des Wartens - angefangen beim Advent?

Können Sie warten?
Mit etwas warten?
Mit der Steuererklärung oder dem Ausprobieren des neuen Spieles?
Mit der Entschuldigung oder der neugierigen Frage an Ihr Gegenüber?

Eine Woche vor Pfingsten.
Wartezeit im Glauben.

Die kirchliche Tradition gestaltet diese Wartezeit im Gebet.
Mit der Bitte "Komm, Heilger Geist, der Leben schafft".
Eine Haltung, die offen ist und offen lässt.
Eine Haltung, die im Warten Erwartung zum Ausdruck bringt.

Komm, Tröster, der die Herzen lenkt,
du Beistand, den der Vater schenkt;
aus dir strömt Leben, Licht und Glut,
du gibst uns Schwachen Kraft und Mut.

 

Gedanken zum Sonntag Rogate, 17. Mai 2020

Es geht an diesem Sonntag um das Beten.
Das kann auf vielfältige Weise geschehen, gestaltet und erlebt werden. Da gibt es persönliche Muster und Vorlieben.
Das finde ich für mich heraus. Das lässt sich nicht verordnen.
Eine Sache der Lebenssituation, der Prägung und des persönlichen Geschmacks.

Betet!

Als Jesus gebeten wird, seinen hörenden Gästen das Beten zu lehren, sagt er das Gebet, das wir als Vaterunser kennen - oft von Kindesbeinen an.

Im Kleinen Katechismus von Martin Luther steht zum Vaterunser:
"Gott will uns damit locken, dass wir glauben sollen, er sei unser rechter Vater und wir seine rechten Kinder, damit wir getrost und mit aller Zuversicht ihn bitten sollen wie die lieben Kinder ihren lieben Vater."

"Gott gibt das tägliche Brot auch ohne unsere Bitte allen bösen Menschen; aber wir bitten in diesem Gebet, dass er’s uns erkennen lasse und wir mit Danksagung empfangen unser tägliches Brot.
Was heißt denn tägliches Brot?
Alles, was Not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen, fromme und treue Oberherren, gute Regierung, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen."

 

Gedanken zum Sonntag Kantate, 10. Mai 2020

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Ein Predigtpodcast von Pfarrerin Stephanie Höhner

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Gedanken von Prädikantin Andrea Bliese

„Kantate“ heißt dieser Sonntag, „singt!“. Der Name des Sonntags bezieht sich auf den Psalm 98 – Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder! Eine glasklare Aufforderung ist das, die einen auch mal anspringen kann wie ein rüder Befehl: „Nun sing schon!“ Als ob wir so eine Aufforderung bräuchten! Unsere evangelischen Gottesdienste leben aus dem Gesang der Gemeinde, der uns verbindet und Ausdruck unseres Glaubens und Gotteslob zugleich ist.

Singen gehört dazu, bei Gottesdiensten und Andachten, an den großen Festen des Kirchenjahres, zu Taufen und Konfirmationen ebenso wie zum Ausdruck unserer Trauer und Verzweiflung, wenn das Leben mal so richtig beutelt. In der Kirche wird gesungen, was denn sonst?  Und wer würde nicht im Herzen tragen, wie es sich anfühlt, in einer großen Gemeinschaft in der Christvesper an Weihnachten die alten Weihnachtslieder zu singen und sich darin verbunden zu wissen. Singen ist etwas Elementares und zugleich ein Akt tiefster Emotionalität. Es ist dabei überhaupt nicht von Belang, wie gepflegt der Gesang ist, ob er traditionelle oder eher modernere Lieder zum Klingen bringt oder ob die Seele auf die sich vielfach wiederholenden Melodien aus Taizé anspringt. Wer singt, gibt der eigenen Befindlichkeit Ausdruck, gibt etwas von seinem ganz eigenen So-Sein preis. Singen befreit, es kann unseren lauten Jubel in die Welt tragen und ebenso leise Trostquelle sein, wenn vor lauter Kummer Sprechen schon gar nicht mehr möglich ist.

Singen funktioniert allein oder vielstimmig, im guten Wettstreit miteinander, es kann die Stimmen von Liebenden in Gleichklang bringen, und es dient nicht zuletzt Fußball-Fans dazu, sich im Stadion lautstark im wahrsten Sinn des Wortes gemeinsam „in die Kurve“ zu legen, drei Tage Heiserkeit als Folge inbegriffen. Lieder transportieren Erinnerungen und Hoffnungen. Sie gehören zu unserem Leben.  Kinder singen, noch bevor sie sprechen können, obwohl es ihnen niemand beigebracht hat!

Unser Predigttext erzählt von einem großen Fest, der Einweihung des Tempels in Jerusalem, in dem die Bundeslade nach langen Jahren des Wanderns endlich einen gebührenden Platz finden soll. Mit mächtigen Worten beschreibt der Text die Szene: In prächtiger Kleidung stehen da Sänger allen Alters nicht weit vom Altar, mit „Zimbeln, Psaltern und Harfen“ und von 120 Trompetern begleitet.

Es braucht nicht viel, um sich vorzustellen, was da losgegangen ist an Klangpracht und Jubel. Die Stimmen fügen sich zusammen, wie immer im Gottesdienst: „Es war, als wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und danken dem HERRN“. Und die Wirkung bleibt nicht aus: „Die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus Gottes.“

Wie gerne würden wir einstimmen an diesem Sonntag, der den Namen „Singt!“ trägt. Alle in die Kirche kommen, gemeinschaftlich miteinander loslegen, Gott in den Liedern loben und gleichzeitig alles heraussingen, was uns in diesen langen Wochen bewegt: Ansingen gegen Angst und Sorge, gegen die Sehnsucht nach unseren Lieben und nach dem ganz normalen Leben des Frühsommers. Zum ersten Mal in diesem Jahr „Geh aus mein Herz“ singen. Die Vernunft lässt das noch nicht zu, Gesundheit geht vor. Singen können wir nur lautlos, innerlich, vielleicht zu den Orgelklängen, die unsere Kirche sonntags erfüllen. Da ist es gut zu wissen, dass wir sicher unsere Lieder mehr brauchen, als Gott sie braucht. Obwohl: Vielleicht vermisst er ihn ja schon auch, unseren manchmal kräftigen, manchmal mühsam-holprigen Gemeindegesang, wer weiß? Aber dass seine Herrlichkeit unsere Kirche und unsere Wohnung füllt, hängt davon sicher nicht ab.

Wir werden wieder zusammen singen, irgendwann, zum Lob Gottes und für uns selbst. Und wir können es auch jetzt tun, daheim, für uns. Das wird uns guttun, das wusste schon Martin Luther wie kein anderer zu formulieren: „Musik ist eine „Gottesgabe“, der „beste Trost für einen verstörten Menschen“. Sie macht Menschen „gelinder, sanftmütiger, sittsamer und vernünftiger“.

Kantate! Singt dem Herrn ein (altes oder) neues Lied, oder ein völlig zeitloses, ein lautes, ein stilles. Aber singt! Jetzt erst recht!

 

Gedanken zum Sonntag Jubilate, 3. Mai 2020

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Ein Predigtpodcast von Pfarrerin Stephanie Höhner

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Gedanken von Vikarin Sophia Fürst

Wie süße Reben
„Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt“, hieß es im Eingangslied. Und ich empfinde es auch wirklich so. Selbst wenn es in den letzten Tagen etwas mehr geregnet hat: Das frische Grün der Blätter und die vielen verschiedenen Blumen überall lassen mir das Herz aufgehen. Unserer Tochter ging es wohl ebenso. Bei einem Spaziergang hat sie einen kleinen, aber feinen Blumenstrauß gepflückt und die wunderbar bunte Natur in unsere Wohnung geholt. Doch inzwischen hängen die Blüten etwas traurig herab. Spätestens übermorgen werde ich sie wohl entsorgen müssen. Denn Blumen, die von ihren Stängeln und Wurzeln abgetrennt sind, vergehen.

Ebenso geht es den Reben in Jesu Ich-bin-Wort. Sie brauchen den Weinstock: Würden sie abgetrennt, würden sie sauer bleiben und verdorren. Bleiben sie dagegen am Stock, reifen sie zu saftigen, süßen Früchten heran.

Jesu Vergleich legt uns nahe: Der Umgang mit seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern soll ebenso angenehm sein wie der Verzehr einer süßen Weintraube. Ihr Ziel soll also sein, dass ihre Nähe ihren Mitmenschen guttut.

Mutter Theresa hat einmal gesagt: „Ein Mensch muss glücklicher von dir weggehen als er gekommen ist.“ Wie kommt es dazu?
Neben allgemein-angenehmen Eigenschaften wie Humor oder Verlässlichkeit, gibt es gute typisch christliche Eigenschaften: Dazu gehören eine Hilfsbereitschaft, die aus tiefer Menschenliebe herrührt, eine geduldige, vergebende Haltung und eine Ausrichtung auf den Gott, der Liebe ist.

Klingt das nach Überforderung? Aber es geht ja nicht um Perfektion, sondern um eine Grundhaltung, in die wir uns einüben. Die Trauben sind auch nicht schon vom Frühling an reif. Und natürlich sind diese guten Eigenschaften nicht allein Christen vorbehalten. Sie können auch einer anderen Gesinnung entspringen. Aber in dem Ich-bin-Wort wendet sich Jesus an seine Jüngerinnen und Jünger, und ich glaube, dass Christen mit der Bibel und dem Vorbild Jesu eine gute Anleitung an der Hand haben.

Jesu Aussage, dass derjenige gute Frucht bringt, der in ihm bleibt und in dem Jesu Worte bleiben, verstehe ich so: Lies in der Bibel. Es braucht nicht die ganze Bibel sein. Aber nimm Worte der Bibel in dich auf, die dich anrühren. Integriere sie in deine Lebenspraxis, dann bist du Gott ganz nahe. Denn ohne regelmäßiges Einüben in die christliche Haltung und Handeln aus ihr heraus entfernst du dich von dem, was den Kern des Glaubens ausmacht. Doch anders als bei verdorrten Trauben ist es zwischen Gott und Menschen nie zu spät, dass eine fruchtbare Beziehung entsteht.

 

Gedanken zum Sonntag vom Guten Hirten, 26. April 2020

Psalm 23
Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
    Er weidet mich auf einer grünen Aue
    und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
    Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
    fürchte ich kein Unglück;
    denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
    Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
    und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.


Alle Bücher, die ich gelesen habe, haben mir den Trost nicht gegeben, den mir dies Wort der Bibel gab:
»Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.«
Immanuel Kant

Eine Schwalbe flog auf ein Schaf, ihm ein wenig Wolle für ihr Nest auszurupfen. Das Schaf sprang unwillig hin und wider. "Wie bist du denn nur gegen mich so karg?" sagte die Schwalbe. "Dem Hirten erlaubst du, dass er dich deiner Wolle über und über entblößen darf, und mir ver-weigerst du eine kleine Flocke. Woher kommt das?" - "Das kommt daher", antwortete das Schaf, "weil du mir meine Wolle nicht mit ebenso guter Art zu nehmen weißt als der Hirte."
Gotthold Ephraim Lessing

Ein guter Hirte schert seine Schafe, aber er zieht ihnen nicht das Fell über die Ohren.
Sprichwort

 

Gedanken zum Sonntag Quasimodogeniti, 19. April 2020

Neugeboren! - Gedanken zum Predigttext Jesaja 40, 26-31
Quasimodogeniti - wie die Neugeborenen! Was für ein schöner Name für diesen Sonntag nach dem Osterfest! Wie neugeboren möchten doch auch wir uns in dieser Zeit fühlen, also aufatmen, ein Ende des Schreckens genießen. Wenn es doch nur so sein könnte wie damals für die ersten Christ*innen! Ist Gott unser Weg verborgen? So klagte auch Israel damals zu Zeiten Jesajas. Seine Antwort? Zum einen: Gott, der diese Welt erschaffen hat und der sie erhält, wird nicht müde. Er vergisst uns und diese Welt nicht. Zum anderen: Gott lässt euch nicht im Stich. Selbst wenn die Jungen und Tatkräftigen, die Erfolgsmenschen und Machertypen müde werden oder gar straucheln: Gott gibt euch in eurer Schwachheit Kraft, dass ihr auffliegt wie Adler, dass ihr lauft und nicht müde werdet. So soll es auch bei uns heute als getaufte Christ*innen sein. Gott zeigt uns durch die Auferweckung Jesu das Ziel unseres Weges, der für uns gerade in diesen unsicheren Zeiten so sehr im Dunkeln liegt: Leben bei und mit Gott - Quasimodogeniti!
 
 
Gedanken zum Psalmsonntag, 5. April 2020
Beginn der Heiligen Woche.
Tage voller Ereignisse.
Jesus im Mittelpunkt.
Einzug in Jerusalem.
Palmzweige. Jubel und untergründiger Hass.
Salbung auf den bevorstehenden Tod.
Vertreibung der Händler im Tempel.
Die verschiedenen Menschen und Charaktere um Jesus herum zeigen sich unverhüllt.
Hingebungsvolle Liebe, Verleugnung, Verrat, Angst, Verzweiflung.
 
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Gedanken zum Sonntag Okuli, 29. März 2020
 
 
Predigtext: Hebräer 13, 12-14
Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Draußen und drinnen - ein paar Gedanken
Draußen, vor den Stadtmauern Jerusalems, wurde Jesus hingerichtet. Die heilige Stadt sollte gemäß den Opfervorschriften nicht verunreinigt werden durch das Blut des Aufwieglers und Gotteslästerers, für den er gehalten wurde. Draußen, das ist auch der Ort, an dem Jesus sich als Wanderprediger aufhielt.

Er hat seine Familie verlassen und sich stattdessen den Außenseitern zugewandt: Armen und einfachen Leuten, aber auch denen, die als Gesindel bezeichnet wurden wie die Zöllner oder Prostituierten. Und den Kranken, die als von Gott Bestrafte bezeichnet und isoliert wurden. Nicht drinnen bei den Wohlhabenden, Einflussreichen und Gesunden wählte Jesus seinen Ort, sondern draußen. Sein eigener Weg ins Leiden zeichnet sich durch diese Solidarität schon ab.

Draußen ist auch der Ort für uns Christ*innen, selbst oder gerade dann, wenn wir in diesen Corona-Zeiten nur noch - ganz wörtlich -  drinnen im Haus sind. Draußen sein heißt jetzt: Zusammenhalten, für ältere Menschen einkaufen, anrufen, Briefe schreiben, online Kontakt halten. Viele Menschen entwickeln große Kreativität, um trotz des Drinnenseins und der nicht möglichen Sozialkontakte mit den Menschen draußen solidarisch zu bleiben, gerade auch mit den besonders Gefährdeten und denen, die sich um sie kümmern.

So entsteht menschliche Nähe trotz räumlicher Distanz. Diese gelebte Solidarität und dieses spürbare Gottvertrauen können uns dankbar machen und mit Jesus die zukünftige Stadt Gottes finden lassen.


Gedanken zum Sonntag Lätare, 22. März 2020

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