Umwelttipps 2020

Dezember 2020

Und jetzt?

Was mache ich jetzt mit meinen psychischen Ohren- und Augenschmerzen bei so vielen Kommentaren und Klagen zu Corona? Was mache ich jetzt mit der schleichenden Vergiftung durch neue Worte, die mit "C" beginnen? Was mache ich mit der Bilderflut durch stereotype Fotos?

Was mache ich jetzt? Resignieren, herumnölen, trickreich Regeln umgehen, den anderen die Schuld geben? Oder meine Augen und Ohren, meine Tage wieder selber in die Hand nehmen?

Wach meine Umwelt wahrnehmen. Nicht nur die frische Luft und die bezaubernden Schneeflocken. Auch die Schäden, die Baumlücken, die versiegelten Landschaften.

Zum Glück ist noch nicht Silvester. Zum Glück muss ich mir keine guten (oder albernen) Vorsätze überlegen.

Ich kann leben. Einfach und jetzt. Ein bisschen Stille an Weihnachten kann mir dabei helfen. Und die Karotten, die ich bewusst schäle. Und die Kunst, selber eine warme Suppe zu kochen. Und die Kunst, an ruhigen Tagen meine Schubladen auszuräumen. So viele Schätze kann ich in dem entdecken, was ich schon habe.

Der einzige Hamsterkauf, der sich jetzt lohnt, wäre rosafarbenes Nähgarn. Keine Ahnung wofür. Das muss ich jetzt noch nicht wissen.

 

November 2020

Herbst - auftanken für die Seele

Knallrot, gelb, orange und in allen Farben dazwischen hängen die Blätter am Baum oder trudeln in kleinen Farbspiralen zu Boden. Die Natur bereitet sich auf den Winter vor.

Zeit für Tee, gute Bücher, Hobbys wie Stricken und Musizieren für die in den letzten Monaten zu wenig Zeit blieb. Zeit für Gespräche, wenn nicht persönlich, dann am Telefon.

Aber verkriechen Sie sich nicht. Bei zu wenig Licht produziert unsere Zirbeldrüse im Zwischenhirn vermehrt Melatonin. Wegen des erhöhten Melatonin-Spiegels in unserem Organismus werden wir müde, antriebslos und schläfrig.

Nutzen Sie das Tageslicht, auch wenn die Tage kürzer werden, auch wenn es ungemütlich draußen aussieht. Gehen Sie raus, in festen Stiefeln, dicken Pullis und tanken Sie auf. Genießen Sie mit allen Sinnen, den Wind, den Regen, die Farben, den würzigen Geruch des Waldbodens, den Matsch unter den Füssen, den verwunderten Blick des Rehs auf der Lichtung. Die Sonne hat bald den tiefsten Stand erreicht.

Es wird still und ruhig in der Natur und wir können die wohltuende Energie der Verlangsamung spüren, um den Geist zu beruhigen und Klarheit im Leben zu bekommen.

 

Oktober 2020

30 Jahre Wiedervereinigung: Das grüne Band - ein Erfolg für den Naturschutz

Im Dezember 1989 treffen sich auf Einladung des Bundes Naturschutz in Bayern (BN) etwa 400 Umweltschützer aus beiden deutschen Staaten in Hof. In einer einstimmig verabschiedeten Resolution fordern sie, den gesamten Grenzstreifen unter Naturschutz zu stellen. Hier fällt auch zum ersten Mal der Begriff "Grünes Band". Er soll versinnbildlichen, dass hier wie an einer Perlenschnur aufgereiht durch ganz Deutschland die verschiedensten wertvollen Lebensräume liegen und untereinander und mit ihrer Umgebung, wenigstens zum Teil noch, vernetzt sind.

In der Umbruchphase 1989/90 gerieten Umwelt-und Naturschutzthemen in den Hintergrund. Es bedurfte daher einer wirklich kühnen Vision, bedeutende Naturräume – darunter ehemalige Truppenübungsplätze und Staatsjagdgebiete – durch die Einrichtung von Schutzgebieten für die Zukunft zu sichern. Dieser Vision folgten die Väter und Mütter des Nationalparkprogramms der letzten DDR-Regierung, das am 12. September 1990 – buchstäblich in letzter Minute vor dem Beitrittstermin – im Ministerrat der DDR beschlossen wurde. Insgesamt 14 Großschutzgebiete wurden so gesichert.

Wo früher Zäune und Mauern trennten, breitet sich heute Natur aus. Das Grüne Band ist ein Symbol des friedlichen Zusammenwachsens in Deutschland und Europa nach Mauerfall und Wiedervereinigung. Auf einer Länge von 1.394 Kilometern hat es eine Fläche von 17.656 Hektar oder knapp 177 Quadratkilometern und verbindet nicht nur die Lebensräume von Tieren und Pflanzen, sondern auch die Menschen entlang der Grenzen und hat eine völkerverbindende und friedensstiftende Funktion.

Die Entscheidung der letzten DDR Regierung, mit einem "Nationalparkprogramm" umfangreiche Gebiete unter besonderen Schutz zu stellen, hat den Anstoß gegeben, viele weitere wertvolle Naturflächen im geeinten Deutschland für die Zukunft zu sichern: Nach der Wiedervereinigung wurden bundesweit insgesamt sechs weitere Nationalparke und die Mehrzahl der heutigen Biosphärenreservate ausgewiesen. Insgesamt gibt es in Deutschland heute 138 Großschutzgebiete: 16 Nationalparke, 18 Biosphärenreservate und 104 Naturparke. Davon befinden sich alleine 7 Nationalparke, 10 Biosphärenreservate und 31 Naturparke in den neuen Bundesländern. Über 5.000 Tier- und Pflanzenarten lassen sich im Grünen Band finden. Mehr als 1.200 davon stehen auf der Roten Liste.

Wer den Lebensraum von Schwarzstorch, Braunkehlchen, Wachtelkönig, Fischotter, Luchs oder Wildkatze kennenlernen und vielleicht sogar einen Blick auf Tiere wie den Seeadler erhaschen will, sollte sich auf den Weg machen.  Wandern Sie los, das Angebot ist sehr umfangreich.

Wer einen kleinen Vorgeschmack haben will, mehr Informationen über die Arbeit des BUND und die zukünftigen Projekte für das Grüne Band erfahren will, kann sich mit der Reportage "Die Wildnis meldet sich zurück“ von Vincent Perazio auf „Arte“ noch bis zum 23. November 2020 die in der Mediathek inspirieren lassen
https://www.arte.tv/de/videos/079386-003-A/die-wildnis-meldet-sich-zuru…

 

September 2020

Safe water - Water safe? Falsche Freunde

Ein Sommertag im August, die jungen Kanuten sind froh, sich der Neoprenmontur entledigen zu können und baden nach dem Verladen der Kanus in der kühlen Iller. Schließlich soll herkömmliches Shampoo die verschwitzten Köpfe reinigen. Fett prangt auf der Verpackung ‚safe water‘. Die jungen Männer schauen betreten, als ich anmerke, dass dort „safe water“ und nicht „water safe“ steht,  was lediglich bedeutet, dass sie Wasser sparen sollen, nicht dass die Inhaltsstoffe Wasserorganismen nicht schaden. Fragt sich, warum das in Englisch dort steht und nicht in Deutsch.

Wie an dieser Stelle schon mehrfach erwähnt, ist das Umweltbewusstsein der Bevölkerung sehr lobenswert, aber eben auch ein Pfund mit dem sich viel Profit machen lässt. Es wird immer schwieriger sich durch den Dschungel von werbeträchtigen Behauptungen und der wirklichen Schonung der Umwelt einen Weg zu bahnen.

‚Umweltfreundlich‘ prangt auf vielen Verpackungen, oft sind die Verpackungen dann noch in Grüntönen gehalten. Klar, zu was man als umweltbewusster Bürger greift. Damit ist jedoch oft nur gemeint, dass die Verpackung zu xy Prozent aus recyceltem Plastik besteht, lobenswert! Aber es bedeutet nicht, dass der Inhalt umweltfreundlich ist und die Verpackung ist natürlich immer noch aus Plastik.

Auch der neue Trend ‚feste Shampoos‘ oder feste Duschlotionen, die ohne Plastikverpackung auskommen und weniger wiegen, da man sie selbst unter der Dusche erst aufschäumt, liefern einen großen Beitrag zum Umweltschutz, aber auch sie enthalten oft das recht aggressive Sodium Lauryl Sulfat.

Also bitte, in freier Natur wirklich nur Shampoos oder Seifen benutzen, die zu 100% biologisch abbaubar sind. Und auch dann sollten sie nicht in natürlichem Wasser, also im See oder Fluss direkt, benutzt werden, sondern man sollte das Seifenwasser auffangen und ca. 70 m entfernt vom See oder Fluss in ein 10 cm tiefes Loch schütten. Erst dann hinterlässt man keine Spuren und das Wasser ist sicher.

 

August 2020

Ein Jahr Volksbegehren Artenvielfalt - und?

Wer erinnert sich nach diesen turbulenten Monaten und den derzeitigen hochsommerlichen Temperaturen noch an die Kälte im Februar 2019?

Was mit Eisfüßen in langen Schlangen vor bayerischen Rathäusern begann, gipfelte in ein besseres Naturschutzgesetz für Bayern, das seit dem 1. August 2019 gültig ist.

Wie steht es um die Umsetzung des Volksbegehrens Artenvielfalt – „Rettet die Bienen!“ ein Jahr nach der Annahme der Gesetzesänderungen durch den Bayerischen Landtag?

Der Trägerkreis* hatte ein regelmäßiges Monitoring veranlasst, um alle Maßnahmen zur Umsetzung des verbesserten bayerischen Naturschutzgesetzes, das durch ein Begleitgesetz und einen umfangreichen Verordnungskatalog der Staatsregierung ergänzt wurde, zu überprüfen.

Eine erste Zwischenbilanz ist durchwachsen. Vier größere staatliche Waldgebiete Bayerns sollen als Naturwälder zusätzlich unter Schutz gestellt und die Streuobstförderung erhöht werden. Die Einstellung neuer Wildlebensraumberater ist teilweise schon erfolgt.

Es fehlen jedoch vielerorts noch konkrete Definitionen wie Angaben zur räumlichen Verteilung des grünen Netzwerks im Wald oder beim Biotopverbund. Ebenso wird der Anteil von Grünlandflächen mit spätem Mahdzeitpunkt, der dieses Jahr bei einem Flächenanteil von zehn Prozent liegen sollte, nicht erreicht werden.

Auch Gewässerrandstreifen scheinen noch in weiter Ferne, so wie verlässliche Studien fehlen, die den Istzustand erheben und somit erst einen Fortschritt messbar machen könnten.

Dies ist nur ein sehr kurzer Einblick in die Zwischenbilanz, die ausführlichen Informationen dazu und auch den Gesetzesentwurf gibt es hier: https://volksbegehren-artenvielfalt.de

Die Abstimmung war jedoch nur ein erster Schritt! Es ist immer einfacher, mit dem Finger oder hinter vorgehaltener Hand aufzuzeigen, was ‚die‘ alles (noch) nicht umgesetzt haben, als sich selbst zu bewegen. 

Mit unseren Stimmen im Winter 2019 haben wir aber unsere Verantwortung für unsere Mitgeschöpfe nicht abgeben. Jeder und jede einzelne von uns stimmt jeden Tag ab: mit dem, was wir essen, tragen, konsumieren, wo wir uns wie bewegen.

Dass wir etwas bewegen können, haben wir gerade in den letzten Monaten gezeigt. Bewegen wir uns weiter in die richtige Richtung, genießen und erleben wir bewusst. Wenn wir den wahren Wert des Essens, der Kleidung, der Alltagsdinge kennen, können wir bewusst genießen.

Das ist die Basis für einen bewussten, fairen und umweltfreundlichen Konsum und einen genussvollen Sommer!

*ÖDP, LBV, Bündnis 90/Die Grünen und die Gregor Louisoder Umweltstiftung beauftragten die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), die Auswirkungen der neuen Gesetze anhand von festgelegten Indikatoren zu prüfen. Das von der HfWU entwickelte Monitoring-Konzept hat aus über 80 beschlossenen Maßnahmen 32 Indikatoren abgeleitet.

 

Umwelttipp Juli 2020

Unendliches Blau

Auf dem Weg zur Arbeit, morgens um 6.45 Uhr, blitzt er zwischen den Häuserfluchten hervor und überspannt die sonnenbeschienen Dächer in einem geradezu unwirklichen, unendlich scheinenden Blau.

Es täuscht nicht, der Himmel ist so klar wie lang nicht mehr. Lang heißt wie ungefähr vor 100! Jahren. BLUESKY heißt auch das Projekt, in dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Effekte untersuchen, die das Herunterfahren des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens auf die Atmosphäre hat.

Nur knapp zwei Monate hat es gedauert, von der ersten Idee bis dem vorerst letzten, erfolgreich absolvierten Messflug Anfang Juni. Die Eile war auch nötig, inzwischen zerteilt der ein oder andere Kondensstreifen wieder das unendliche Blau. Kondensstreifen tragen viel zu Klimaerwärmung bei, das ist schon länger bekannt.

„Die Coronakrise betrifft uns alle. Aber gerade diese Restriktionen, die Einschränkungen bewirken auch, dass wir jetzt eine Chance haben, in der Wissenschaft die Atmosphäre in einem Zustand zu beproben, in dem sie wenig belastet durch anthropogene Schadstoffe ist. Das ist eine einmalige Chance, die wir so nicht wieder bekommen in unserer Lebensdauer.“ Meint Christian Voigt, DLR-Institut für Physik der Atmosphäre, Oberpfaffenhofen.

Wir können diesen klaren Himmel noch genießen, auf der Wiese auf dem Rücken liegend, am Wochenende, wenn wir ins Blaue radeln oder einfach auf dem Weg zur Arbeit. Und wir können dafür sorgen, dass er noch möglichst lange so blau bleibt.

Behalten wir doch die ein- oder anderen Home-office Tage bei, die endlich funktionierenden Webinare oder die Online-Konferenzen, wo jeder jetzt weiß, wie er sich zu Wort melden kann. Nutzen wir unsere, in den letzten Wochen aufgebaute Fitness, das neue Rad oder einfach die Erfahrung, wie gut es tut, sich mit eigener Kraft vorwärts zu bewegen, auch weiterhin.

Einen schönen Sommer!

 

Umwelttipp Juni 2020

Freiräume und Rückzugsgebiete

Pfingstferien, alle strömen nach draußen.
Es scheint, als würden in der freien Natur nicht nur die Masken abgelegt, sondern auch alle anderen Vorsichtsmaßnahmen.

Nein, es geht nicht um uns. Es geht um die zerbrechliche Natur. Menschen, oft in Begleitung ihrer unangeleinten, vierbeinigen Freunde, sind im Moment allerorten auf Feld und Flur, auf und im See und im Wald unterwegs. Der Pfingsturlaub in der Fremde fällt aus, also fluten Menschenmassen im wahrsten Sinne des Wortes die heimischen Naturschutzgebiete, dringen auf der Suche nach Ruhe und Einsamkeit immer tiefer in die Schutzgebiete vor. Mit Fahrrädern, Stand Up Paddle Boards oder zu Fuß ignorieren sie Hinweis- und Warnschilder ohne Rücksicht auf Verluste.

"Der tut nichts" hilft den Wildtieren nicht, selbst wenn der Hund Wildtiere nicht aktiv jagt. Er scheucht sie hoch, weg von ihren Ruhestätten, Kitzen, Gelegen, oft mit verheerenden Folgen für die Tiere.

Nur ein Beispiel ist der Flussregenpfeifer (Charadrius dubius), eine in Bayern gefährdete Brutvogelart, die an den noch naturnah erhaltenen Abschnitten der Wildflüsse lebt. Der amselgroße braun-weiße Vogel mit der schwarz-weißen Gesichtsmaske hat einen schwarzen Ring um den Hals sowie einen unverwechselbaren gelben Lidring. Als Kiesbrüter legt der Flussregenpfeifer seine Eier auf unbewachsene Kiesinseln oder Kiesbänke direkt auf den Kies. Nur eine kleine Mulde wird für die meist vier Eier angelegt. Aufgrund ihrer steingrauen Farbe und der dunklen Tupfen sind die Eier kaum vom Kies zu unterscheiden. Durch das Betreten von Kiesbänken und -inseln können die Gelege sehr leicht übersehen und zertrampelt werden.

Gerade die intensive Freizeitnutzung auf Kiesbänken und Kiesinseln durch Badegäste, Spaziergänger, Griller sowie das Anlanden von Bootsfahrern gefährdet die Flussregenpfeiferbruten jedes Jahr aufs Neue. Werden die brütenden Altvögel durch Badende, Bootsfahrer oder freilaufende Hunde im Umfeld des Geleges gestört, verlassen sie es. Je nach Witterung können dadurch die Eier und Küken auskühlen oder überhitzen und sterben.

Genießen Sie den Frühsommer, Ihre Ferien, die Natur, aber bitte lassen Sie der Natur auch in diesen Zeiten ihre Rückzugsgebiete und leinen Sie Ihren Hund an. Und scheuen Sie sich nicht, andere Naturliebhaber freundlich aber bestimmt zu informieren. Vielleicht hilft Ihnen dieser Umwelttipp über den Flussregenpfeifers dabei.

 

Umwelttipp Mai 2020

Leben unter der Glasglocke?

Geschäfte und Restaurants sind geschlossen, die Straßenbahnen fast leer, die Spielplätze verwaist, kaum Flugzeuge, unheimliche Ruhe. Das Leben findet wie unter einer Glasglocke statt. Der Bestseller-Autor David Quammen schrieb in der New York Times: “Wir holzen die Bäume ab, wir töten Tiere oder sperren sie in Käfige und verkaufen sie auf Märkten. Wir zerstören Ökosysteme und wir schütteln die Viren von ihren natürlichen Wirten ab. Wenn das geschieht, brauchen sie einen neuen Wirt. Oft sind wir es.”
Besser kann man die derzeitige Situation nicht beschreiben.

Unser Leben findet unter einer Glasglocke statt, doch das! Leben ist gerade in den letzten Wochen explodiert. Schmetternde Vogelgesänge, überbordende Blütenpracht, schillernde Insekten, klare Gewässer. Unsere Aufmerksamkeit für, ja unsere Sehnsucht nach Natur hat sich seit Mitte März sehr verändert. Wir vermissen sie mehr als gedacht - die Wanderungen, den ersten Sprung in einen See im Frühjahr, die gemeinsamen Radtouren und Picknicke im Grünen.

Andererseits genießen wir bei den meist einsamen Spaziergängen die Sonne, den Wind, die Blüten, die Vogelstimmen viel intensiver - Frühling, wenigstens diese Konstante in unserem Leben ist geblieben. Wissenschaftler haben fest gestellt, dass die Singvögel in den großen Städten ihren Gesang schon seit Jahren dem Großstadtlärmpegel angepasst haben und nun wieder leiser singen. Ein unglaubliches Vogelstimmenkonzert jeden Morgen, für alle von uns, auch diejenigen, die das Haus nicht verlassen dürfen. Öffnen Sie die Fenster weit, schließen Sie die Augen und genießen Sie.

Es ist Zeit, dass wir der Natur auch die Wertschätzung entgegen bringen, die sie verdient und benötigt. Wir wären nicht so weit gekommen, wenn wir uns im Laufe der Millionen Jahre unserer Entwicklung nicht angepasst hätten. Nehmen wir etwas von den derzeitigen Erfahrungen mit in die Zeit „AC“, After Corona.

Starten wir in die richtige Richtung, lassen Sie uns erhalten, was uns jetzt so wichtig geworden ist, was uns aus manchem Tief holt und uns so viel Freude schenkt. Schenken Sie Ihren Insekten im Garten eine wilde Ecke, den Igeln ein Schälchen Wasser und den Vögeln fruchttragende Sträucher und Nistmöglichkeiten. Und sperren Sie Ihre Katze ein, wenn die kleinen Blaumeisen aus dem Nistkasten heraus ihre ersten Flugversuche machen.

 

Umwelttipp April 2020

Und jetzt?

Seltsame Zeitverschiebungen sind wahrnehmbar: Die einen arbeiten sich hochtourig durch ihre Tage. Die anderen haben plötzlich viel Zeit - vor allem in und mit der Familie. Manch einer mag auf dem Spaziergang endlich die Container für die Mülltrennung entdeckt haben.

Jetzt kommt die Stunde des regionalen Gemüses. Die Zeit für Kreativität in der Küche. Vom Mittagessen bleiben ein paar Kohlblätter und Zwiebelschalen übrig und nicht eine zweifache Umverpackung. (Und zum Trost: Auch Bio-Abfälle wollen weggebracht werden).

Jetzt hören und lesen wir in den Nachrichten, wie schnell sich die Entschleunigung auf Umweltwerte auswirkt. Könnte glatt Hoffnung machen.

Mal wieder die guten alten Kochbücher aus Papier in den Hand nehmen, statt Herumsurfen im Internat - das könnte jetzt auch Energie sparen. Und für schmackhafte Ergebnisse sorgen.

 

Umwelttipp März 2020

Eine Woche ohne - Plastik

Sie hat begonnen: die Fastenzeit. Zeit der Einkehr, Umkehr, Besinnung. Probehalber etwas anders zu machen – auch wenn es schwer fällt – kann die Entdeckung mit sich bringen, dass es anders besser sein könnte.

Drei Millionen Tonnen Plastikmüll produzieren wir jährlich, ein Drittel davon exportieren wir, was dann mit ihm geschieht…. Es ist schon zeitintensiv genug Müll zu trennen und Plastik zu sammeln, aber darauf zu verzichten? Viele fühlen sich mit dem guten Vorsatz allein gelassen. Doch jeder noch so kleine Verzicht ist sinnvoll. Einen guten Einstieg bietet Mission EineWelt mit der Aktion „Die Schöpfung – not for sale!“ Sie lädt vom vom 22. bis 28. März zu einer Woche ohne Plastik ein.  Alle Informationen zu der Aktion finden Sie online unter https://keine-ware.de/eine-woche-ohne-plastik/

Die Seite bietet viele Tipps zum Plastikfasten, Kurzandachten, ein Online-Tagebuch, außerdem können Sie bei einem Fotowettbewerb attraktive Preise gewinnen.

Tun Sie sich vor Ort zusammen mit Freunden, Arbeitskollegen, anderen Eltern, Nachbarn. Tauschen Sie Erfahrungen aus, treffen Sie sich zu einem gemeinsamen Essen, wo jeder etwas mitbringt, natürlich ohne Plastik, dann wird die Woche sicher spannend und der Spaß kommt auch nicht zu kurz.

 

Umwelttipp Februar 2020

Ethik des Genug

Gut leben statt viel haben lautet ein vielzitierter Leitsatz zum Thema nachhaltiger Lebensstil. In den Kirchen ist diese Wahrnehmung vom Verzicht eine ureigene christliche Tradition.
Eine Ethik des Genug ist nicht vorrangig als Verzichtsethik zu sehen, sondern sie bedeutet im Kern einen Gewinn an Lebensqualität, der darin besteht sich von Verschwendung und ausschließlich materieller Orientierung zu befreien.

Große bunte Plakate „Finale“, „Sale“, „alles muss raus“, werben um unser Geld und Platz in unserem Kleiderschrank. Aber ganz ehrlich, brauchen wir wirklich eine neue Hose, ein paar neue Schuhe, den grell farbenen Pullover, der in ein paar Wochen zu warm und im nächsten Winter mit sehr großer Wahrscheinlichkeit unmodern ist?
Ein Drittel unseres Kleiderschrankes tragen wir nicht. Wie wäre es mit einer Inventur vor! dem nächsten Stadtbummel? Kann man Sachen noch ‚aufpimpen‘? Wie wäre es mit einer Kleidertauschparty? So findet das eine oder andere Stück noch Verwendung und vielleicht gibt es dort auch das Kleidungsstück, das ich gerade brauche. Und wie schön, wenn die Hose, die von Anfang an nicht gepasst hat, zu einem Lieblingsstück in einem anderen Kleiderschrank wird.
Vielleicht mal selbst eine Kleidertauschparty organisieren, unter Freunden oder im Viertel?  Es macht Spaß, man kann Kontakte knüpfen oder erneuern. Die Sachen zum Secondhandladen zu tragen, beim Flohmarkt anzubieten, zu verschenken oder zu spenden mag mühsam sein. Aber genug heißt für alle, die zu viel haben, weniger ist mehr. Für alle anderen gilt, sie müssen genug bekommen, damit sie gut leben können.

Gebrauchte Kleidung ist kein Abfall. In jedem Stück steckt Energie, Wasser und viel Arbeit. Gebrauchte Mode ist deswegen gut für die Umwelt, weil es sie bereits gibt. Sie hat ihren ökologischen Fußabdruck, so groß er auch gewesen sein mag, bereits hinterlassen. Nachhaltigkeit fängt mit dem Kauf an. Brauche ich das wirklich oder landet das vermeintlich gute Stück sehr schnell in der zweiten oder dritten Reihe im Kleiderschrank? Das gilt natürlich auch für den Kauf gebrauchter Kleidung.

 

Umwelttipp Januar 2020

Wenn du geschwiegen hättest oder die Feigheit der Worte

Schweigen ist das Gegenteil von Reden.
Gibt es auch das Gegenteil von Schreiben? Genauer: von anonymen Kommentaren ohne dem/der anderen ins Gesicht zu sehen?

Das Nicht-Reden ist oft eine heilige Disziplin in der Familie und unter Freunden. Zumindest, wenn es um kritische Themen wie Lebenstil und Umweltverhalten geht. Eine kritische Frage kann schon mal eine Freundschaft kosten. Aus und vorbei.

Ich muss mich entscheiden - zwischen Schweigen oder Reden.
Da wünsche ich mir viel öfter den Mut, der bei Ich-Botschaften beginnt und mit einem ehrlichen Warum endet. Mit der Bitte: erklär es mir. Das könnte eine Freundschaft kosten oder ihr neue Tiefe schenken. Keine Rechtfertigung, aber Verstehenkönnen. Ein Austausch mit der Chance, dass ich einen anderen Blickwinkel auf mich und mein Umweltverhalten geschenkt bekomme. Und vermutlich auch die Erkenntnis, wie viele Wege und Entscheidungen es im Engagement für die Umwelt gibt.

Als doch lieber reden - direkt und mit Augenkontakt. Ganz schön schwierig. Ich weiß. Aber besser als feiges Schweigen oder feiges Kommentieren.